Aus dem Leben Albert Lindners
[291] Aus dem Nachlasse Albert Lindners, des verstorbenen unglücklichen Dichters, theilen wir einige Lieder mit, welche beweisen, daß der preisgekrönte Dramatiker auch stimmungsvolle lyrische Gedichte zu schaffen verstand.
Die stillen Sonnenlichter
Spielen im Waldesdom;
Weit unten im Thale gleißet
Von ihrem Gold der Strom.
Allein, so weit ich späh’!
Fernab in der Schlucht nur wiegt sich
Lautlosen Flugs die Kräh’.
Ist’s doch, als raunte leise
Sei nur fein still, mein Herze,
Vielleicht vernimmst es du.
„Ich bin des Ew’gen Priester,
Lad’ dich zur Beicht’ herein.
Will nur verstanden sein.
Ich soll dich freundlich locken,
Du armes Menschenherz,
Daß still du hier dein Sorgen
Und willst du’s auch nicht geben,
Du trotz’ger Menschensinn,
Schenk’ ich dir doch den Frieden,
Weil ich der Friede bin.
Wollen zu Diensten sein.
Schütt’ hin, schütt’ hin dein Grämen,
Die sargen’s treulich ein.
Die Blätter läutens’s zu Grabe,
Der braucht die Welt nicht weiter,
Wer mit dem Wald im Bund.“
Das Bächlein rauscht durch Wiesengrund
Geschwätzig hinab zu Thale,
Putzt sich mit Schilf und Blumen bunt,
Schminkt sich mit dem Sonnenstrahle.
Da muß es küssen und kosen;
Und wo ein Stein im Wege liegt,
Da muß es zanken und tosen.
„Wohin?“ fragt Schilf und Blümelein,
„„Muß rauschen in die Welt hinein,
Muß wachsen zur Meereswelle!““
Und Blümchen sagt ihm still Lebwohl,
Das Schilf empfiehlt sich neigend.
Daneben, und vornehm schweigend.