Aus dem Tagebuch der Ehegatten Pestalozzi

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Titel: Aus dem Tagebuch der Ehegatten Pestalozzi
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aus: Die Gartenlaube, Heft 7, S. 115
Herausgeber: Adolf Kröner
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Erscheinungsdatum: 1896
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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[115] Aus einem Tagebuch der Ehegatten Pestalozzi, das dieselben im ersten Jahre ihrer Ehe gemeinschaftlich führten und von welchem ein Bruchstück sich in der Urschrift erhalten hat, macht die „Preußische Schulzeitung“ interessante Mitteilungen. Der vortreffliche großangelegte Charakter der Frau des großen Pädagogen offenbart sich in den Aufzeichnungen in schlichter ergreifender Weise. Anna Pestalozzi, die Tochter des Züricher Kaufmanns Schultheß, hat einen vollen Anteil an ihres Mannes Wirken und Schaffen, Plänen und Sorgen gehabt. Ihre kräftige haushälterische Natur ermöglichte ihm erst die Versuche, seine Reformgedanken der Haus- und Volkserziehung probeweise zu realisieren; ohne sie zum Vorbild hätte er „Lienhard und Gertrud“ schwerlich geschrieben. Die äußerlichen Mißerfolge, das Fehlschlagen seiner Erwartungen konnte freilich auch sie von dem Mann ihres Herzens nicht fernhalten. Ein frohes unerschütterliches Gottvertrauen gab ihr allen Heimsuchungen gegenüber einen festen Halt, dies um so sicherer, als sie sich in diesem Zug des Gemütes mit ihrem Gatten begegnete. Gleich im ersten Jahre der Ehe, das sie auf jenem Gut Neuhof verbrachten, welches Pestalozzi mit Hilfe seines Schwiegervaters auf einer Strecke öden Heidelands erworben, hatten sie eine sehr ernste Prüfung zu bestehen. Die wirtschaftlichen Absichten, die zu dem Ankauf geführt hatten, konnten nicht erreicht werden. Der Vater war sehr unzufrieden. Sie waren beide tief niedergedrückt und stellten sich das Grausamste vor, das ihnen begegnen könnte: die Trennung eines vom andern. In jenen Tagen schrieb Frau Anna in das Tagebuch die zuversichtlichen Worte: „Wir entschlossen uns, diese Schickung Gottes mit Standhaftigkeit anzunehmen und seine weiteren Verhängnisse ruhig zu erwarten und uns fest überzeugt zu halten, daß auch diese Widerwärtigkeiten uns noch zum Segen dienen müssen.“

Am 13. August 1769 wurde ihnen ihr Sohn Jakob geboren. Es ist derselbe, von dem Pestalozzi gelegentlich erzählt hat, er habe ihn in Rousseauscher Manier ziemlich wild aufwachsen lassen. Das hat ihn aber nicht gehindert, seinen Geist früh zu bilden. Ein späteres Tagebuch, das Pestalozzi 1774 über die Erziehung seines Sohnes führte und von dem ebenfalls nur ein Bruchstück vorhanden ist, beweist, daß er dem Knaben schon in dessen viertem Jahre „Anschauungsunterricht“ nach der neuen von ihm erfundenen Methode gab, auch „Arbeitsstunden“. In der That konnte der kleine Jakob schon im sechsten Jahr lesen und schreiben, ja er machte damals sogar ein Gedicht an seine Tante „Bäbe“, die in Leipzig verheiratete Schwester des Vaters, das gar naiv zärtlich ausklingt:

„Du liebe, liebe Tante,
Ich will Dir schreiben
Und das gli, gli,
Das kann nüt anderst sy.“

Pestalozzis Nachkommenschaft war keine große. Wir entnehmen derselben Quelle noch einige Nachrichten über den Sohn und dessen Familie. Jakob erhielt 1782 in einer Erziehungsanstalt in Mülhausen (Elsaß) seine weitere Erziehung und kam dann zum Kaufmann Battier in Basel, wo er die Handlung erlernte. 1788 kehrte er nach dem Neuhof zurück, übernahm das Gut und verheiratete sich 1791 mit Anna Magdalene Fröhlich von Brugg, die ihm in seinen bald sich einstellenden schweren Leiden – Rheuma und Gicht – eine treue Pflegerin, den Eltern eine liebende Tochter war. Er starb – nur 32 Jahre alt geworden – am 15. August 1801. Seine Mutter bedauerte es schmerzlich, daß weder sein Vater, „der ein großes Werk in Burgdorf angefangen“, ebensowenig wie sie selbst, da sie in Hallwil bei Freunden war und die Nachricht seiner schweren Erkrankung dort spät eingetroffen war, bei seinem Ende zugegen sein konnte. „Aber Gott vergönnte mir noch die unaussprechliche Freude,“ schreibt sie in einem Briefe, „ihn in einer Engelsgestalt auf seinem Lager zu sehen; seine Miene und sein Mund waren Beweise der Güte seines Gottes, daß er ihn zum Engel in seinen Himmel aufgenommen hat.“ Jakob hinterließ einen Sohn, Gottlieb, der die Gerberei erlernte, später aber den Neuhof übernahm. Er verheiratete sich mit der Schwester Joseph Schmids, des Gehilfen Pestalozzis in Yverdon. Aus dieser Ehe stammte ein Sohn: Karl, Professor am Polytechnikum in Zürich und Oberst; er starb Ende der 80er Jahre ohne Nachkommen. Jetzt ist die Familie ganz ausgestorben.