Aus der Geschichte der Eisenbahn

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Textdaten
Autor: Walther Kabel
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Titel: Aus der Geschichte der Eisenbahn
Untertitel:
aus: Die Burg. Illustrierte Zeitschrift für die studierende Jugend, 2. Jahrgang, S. 48
Herausgeber: Prof. J. Hartorius und Oberlehrer K. Faustmann, Mainz.
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1914
Verlag: Verlag der Paulinus Druckerei
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Erscheinungsort: Trier
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Quelle: Commons
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[48] Aus der Geschichte der Eisenbahn. Von W. Kabel.

Das erste Opfer der Eisenbahn war der frühere englische Minister Sir Huskisson, der bis 1828 das Amt eines Staatssekretärs der Kolonien innehatte. Am 15. September 1830 wurde die neuerbaute Strecke von Liverpool nach Manchester unter großen Feierlichkeiten eröffnet. Zu dem Festprogramm gehörte auch die Vorführung einer neuen Lokomotive, die abweichend von der bisherigen Form erbaut war, und ebenso gut rückwärts wie vorwärts fuhr. Huskisson, der stark an Kurzsichtigkeit litt, war gerade bei der Besichtigung dieses Wunders der Technik hinter der Maschine auf das Gleis getreten, als einer der anderen Herren sich aus Neugier an dem Dampfzuführungshebel zu schaffen machte. Plötzlich setzte sich die Lokomotive nach rückwärts in Bewegung. Erschreckt riß der Betreffende den Hebel wieder herum. Aber das Unglück war schon geschehen. Huskisson lag mit zermalmten Oberschenkeln auf den Schienen und starb nach wenigen Stunden.

Die Folge dieses beklagenswerten Unglücksfalles war ein Verbot, wonach sämtlichen Mitgliedern des Königlichen Hauses die Benutzung der Eisenbahn als lebensgefährlich untersagt wurde. Dieses Verbot ward erst zwölf Jahre später, 1842, aufgehoben, nachdem man sich hinlänglich von der Betriebssicherheit dieses Verkehrsmittels überzeugt hatte.

Bei dieser Gelegenheit sei auch eine merkwürdige Begebenheit bei der Eröffnung der Eisenbahnlinie Braunschweig-Wolfenbüttel im Dezember 1838 angeführt. Herzog Wilhelm von Braunschweig hatte den Wunsch ausgesprochen, persönlich an dieser ersten Fahrt teilzunehmen. Da sich aber unter den Personenwagen kein einziger befand, der für die Aufnahme einer Fürstlichkeit prächtig genug eingerichtet war, verfiel man auf einen eigenartigen Ausweg. Eine offene Galakutsche des Herzogs wurde auf einem Plattformwagen befestigt, und diesen Salonwagen bestieg dann seine Durchlaucht nebst Gefolge.

Aus Vorsicht fuhr der Zug in einem wahren Schneckentempo. Das Unglück wollte es aber, daß der Wind den Qualm der Lokomotive während des größten Teiles der Fahrt dem hohen Fahrgast ins Gesicht trieb. Als der Herzog nach dem Eintreffen in Wolfenbüttel gefragt wurde, wie er mit dem Verlauf dieser ersten Reise im Dampfzug zufrieden sei, meinte er wegwerfend: „Pferde laufen schneller und qualmen weniger.“