Aus der Geschichte der Hinterlader

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Titel: Aus der Geschichte der Hinterlader
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aus: Die Gartenlaube, Heft 16, S. 256
Herausgeber: Ernst Keil
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Erscheinungsdatum: 1868
Verlag: Verlag von Ernst Keil
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
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[256] Aus der Geschichte der Hinterlader. Bekanntlich brachte Dreyse die Idee eines von hinten zu ladenden Gewehres aus Frankreich mit, wo während seines Aufenthaltes in Paris Versuche mit einem solchen gemacht worden waren. Die Versuche verdankte man der Anregung Napoleons des Ersten, die Construction des Gewehres war eine von dem Dreyse’schen völlig verschiedene. Bemerkenswerth ist, daß man sich, wie in jenen Kriegsjahren allerdings natürlich, an verschiedenen Orten mit der Verbesserung der Schußwaffen beschäftigte und dabei das Princip, die Waffe von hinten zu laden, anwendete; der erwähnte französische Versuch kann durchaus nicht beanspruchen, der erste zu sein. In einem längst vergessenen Buche Kotzebue’s, „Erinnerungen von einer Reise aus Liefland nach Rom und Neapel“ (1805) findet sich folgende Notiz:

„Tommaso Diamanti, Büchsenmacher und Mechanicus in Rom. Dieser Mann hat eine wichtige Erfindung bekannt gemacht, wofür er Segen und Fluch verdient, wenn er leistet, was er verspricht. Es ist nämlich eine Kanone, die nicht von vorn, sondern von hinten geladen wird. Das Manöver, sagt der Erfinder, ist einfach, stark und untrüglich. Die Construction der Kanone ist von der bisherigen ganz verschieden, aber nicht minder solid und weit sicherer beim Abfeuern. Es giebt da weder Schraube noch Zange, weder Pfanne noch Hebel oder sonst ein Gewicht; durch eine einzige Bewegung öffnet sich der Hintere Theil der Kanone; in einem Augenblick ist die Ladung an ihrer Stelle, selbst im Dunkeln kann nicht gefehlt werden. Der Erfinder erbietet sich, die Probe zu machen, so oft man will, nur verlangt er mit Recht, daß man vorher eine gewisse Summe zu seiner Belohnung irgendwo deponire. Er will auch, unter seiner Direction, Stücke nach seinem Modell gießen lassen und zugleich ein unfehlbares Mittel an die Hand geben, die Gefahr zu vermeiden, welche aus der Erhitzung der Kanone durch zu häufiges Abfeuern entspringt. Besonders nützlich würde diese Erfindung sich auf Kriegsschiffen erweisen, wo das Laden mit so vielen Umständen verknüpft ist. Er behauptet, daß künftig eine Kanone, welche nur von drei Artilleristen bedient wird, doppelt so viel leisten werde, als eine gewöhnliche. Häufigeres Losbrennen also und größere Sicherheit der Losbrennenden ist der Hauptnutzen dieser dennoch vermaledeiten Erfindung, denn gegen einen Artilleristen, der dadurch am Leben erhalten wird, müssen Hunderte in’s Gras beißen, die bei langsamer Bedienung verschont geblieben wären.“

Kotzebue machte seine Reise nach Italien im Winter von 1804 auf 1805, Etwas Genaueres über jenen Tommaso Diamanti und seine Erfindung haben wir nicht erfahren können, Es wird ihm gegangen sein, wie manchem andern Erfinder: man wird ihn wenig beachtet haben.