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Aus jüngstvergangenen Tagen (2)

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Titel: Aus jüngstvergangenen Tagen. 2. Die Fürsten des Fürstentages
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aus: Die Gartenlaube
Herausgeber: Ernst Keil
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Erscheinungsdatum: 1863
Verlag: Verlag von Ernst Keil
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Erscheinungsort: Leipzig
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Aus jüngstvergangenen Tagen.
2. Die Fürsten des Fürstentages.
Franz Joseph – Der Liebling des Volkes – Max von Baiern – Der Mecklenburger – Georg von Hannover – Johann von Sachsen – Der Coburger – Das Resultat.

Es ist in den deutschen Blättern viel zu lesen gewesen von den Aeußerlichkeiten des Fürstentages, von dem feierlichen Empfang des Kaisers Franz Joseph, von dem großen Banket im Römersaal und dem Feuerwerke mit der mißlungenen Germania, von der Gallavorstellung im Theater und was sonst noch der Senat der Stadt Frankfurt seinen hohen Gästen zu Ehren gethan und unterlassen hatte. Wir wollen auf diese Festlichkeiten nicht zurückkommen. Einmal war das, was geschehen, gar nichts Besonderes und Großartiges, und sodann giebt es ein ganz falsches Bild vom Fürstentag, wenn man bei einer Beschreibung desselben dem dabei entfalteten äußeren Glanz einen besonders großen Raum gestatten wollte. Es ging in Frankfurt Gott Lob nicht so her wie auf dem Wiener Congreß vor 50 Jahren, wo die österreichische Regierung 30 Millionen Gulden in Festlichkeiten vergeudete, während ihr vom Kriege erschöpftes Land aus tausend Wunden blutete, während in Ungarn gar die Menschen Hungers starben und den deutschen Staatsmännern über all dem tollen Jubel in den raffinirtesten Genüssen Sinn und Verständniß für die wichtigsten Interessen abhanden kamen. In Frankfurt ist – dies Zeugniß wollen wir den deutschen Fürsten nicht versagen – vor Allem mit vollem Ernst gearbeitet worden, und weil es die Fürsten persönlich gewesen sind, auf deren Thätigkeit das wenn auch schließlich mißlungene Werk des Congresses beruht, so haben wir den Versuch gemacht, einige der hervorragendsten Persönlichkeiten unter ihnen nach ihrer äußeren Erscheinung und ihrem allgemeinen Verhalten zu charakterisiren.

Es gab einmal eine Zeit, da hieß in einem gewissen Schlag deutscher Blätter Oesterreich nicht anders als der „große Kaiserstaat mit seinen unerschöpflichen Hülfsquellen“, und wenn vom Kaiser Franz Joseph die Rede war, so fehlte nie das feststehende Beiwort: „der ritterliche Kaiser“. Das war die Zeit, in der das Concordat abgeschlossen wurde, in der Oesterreich seine Staatseisenbahnen verkaufen mußte, in der ein Darlehn von 500 Millionen Gulden ausgeschrieben wurde und die Staatsfinanzbehörden nicht davor zurückschraken, statt für 500 für 611 Millionen Schuldverschreibungen auszugeben; das war die Zeit, in der das Staatsdeficit mitten im Frieden alljährlich beinahe 50 Millionen betrug und die österreichische Presse nicht wußte, wie sie sich winden und drehen sollte, um nicht Tag für Tag dem Schicksal der Confiscation zu verfallen. Und dann kam eine Zeit, da hörte man nichts mehr von dem „großen Kaiserstaat“ und seinem „ritterlichen Kaiser“, aber die Lombardei ging bei Magenta und Solferino verloren, der österreichische Finanzminister schnitt sich selbst den Hals ab, General von Cynatten, des groben Betrugs angeklagt, hing sich im Gefängnisse auf, und es trat ringsum in der Staatsverwaltung eine Fäulniß zu Tage, daß das verwunderte und entsetzte Europa die Hände darüber zusammenschlug. Das Geschick, das noch zu allen Zeiten die Schmeichler und Speichellecker den Fürsten bereitet, hatte sich an Kaiser Franz Joseph unerwartet rasch erfüllt. Man hatte dem jungen achtzehnjährigen Fürsten bei der Uebernahme der Regierung in die Feder dictirt, er wolle den „Glanz der Krone“ aufrecht erhalten, und rechne dabei besonders auf die „Tapferkeit, Treue und Ausdauer der glorreichen Armee“, und das war allerdings das rechte Programm für einen „ritterlichen“ Kaiser. Aber das 19. Jahrhundert gehört nicht mehr den Rittern, und seit der große Friedrich von Preußen die Aufgabe des Fürsten dahin bestimmt, ein Diener des Staates zu sein, jagt nur noch die fürstliche Romantik dem verderblichen Trugbild des „Glanzes der Krone“ nach. Die furchtbare Lage, in welche das Regiment der fünfziger Jahre den Staat Oesterreich gestürzt, hat seitdem den Kaiser Franz Joseph wohl anderen Sinnes gemacht. Es ist besser, weit besser geworden in Oesterreich. Zwar das Concordat besteht noch und das Deficit ist noch nicht geschwunden, die Silberwährung noch nicht eingeführt, und die Gefängnisse werden noch nicht leer von den Vertretern der österreichischen Presse – die doch die zahmste ist in ganz Europa, die französische und russische ausgenommen; aber es tagt doch in Wien nun auch ein Reichsrath, den wenigstens die Mehrzahl der Provinzen beschickt, der Staat hat doch wieder Credit und leidlich geordnete Finanzen, und zum Beweis, daß auch nach außen hin das Ansehen des Kaiserstaates sich wieder mächtig gehoben, hatte Kaiser Franz Joseph es unternehmen können, dem eben noch so einflußreichen Preußen zum Trotz die Fürsten Deutschlands in Frankfurt zu versammeln.

Wie wird der Kaiser aussehen? war in Frankfurt die allgemeine Frage nicht blos der Neugierigen. Es hing denn doch Etwas, wenn nicht Alles, für den Verlauf des Fürstentages davon ab, daß der Mann auch wirklich eine Persönlichkeit war, der im persönlichen Verkehr und in persönlicher Leitung der Verhandlungen die deutschen Fürsten zu einer Reform der Bundesverfassung bestimmen wollte. Das Urtheil aber über die Persönlichkeit des Kaisers, welches sich seither allmählich in Deutschland gebildet hatte, war Dank der unglücklichen Phrase vom „ritterlichen Kaiser“, offen herausgesagt, nicht gerade das günstigste. Auf der andern Seite stritt wieder eine leichterkärliche natürliche Sympathie für den Mann, der so eben den blendenden kühnen Schachzug in der deutschen Politik gethan. Und mit der einmal erwachten Sympathie schweiften denn auch alsbald die wohlwollenden Gedanken weiter. Man gedachte der Jugend des Kaisers und des verhängnißvollen Geschickes, daß auf die Schultern eines achtzehnjährigen Jünglings in schwerer, schwerer Zeit die Last der Regierung eines Staates gelegt worden war, der unbestritten zu den am schwersten zu regierenden gehört; man gedachte der bitteren Prüfungen, die dies erst dreiunddreißigjährige Leben schon hatte durchkosten müssen und – zu seinem Vortheile bestanden hatte, man gedachte, daß kein einziger deutscher Fürst bis jetzt Krieg geführt, außer dem unblutigen Krieg gegen die eigenen Stände, und daß, den alten König von Würtemberg ausgenommen, keiner von ihnen im Kampfe gegen den äußern Feind die Kugeln pfeifen gehört, außer Franz Joseph. So stritt das Mitgefühl, das die Geschichte des Kaisers erregte, mit dem Zweifel, den der Unwille über die feilen Schmeichel-Federn hervorgerufen hatte.

Endlich kam der Zug, der Kaiser stieg aus, vom Frankfurter Senat ehrfurchtsvoll begrüßt, die Musik spielte die österreichische Nationalhymne, und nach kurzer Besichtigung der Ehrenwache des Frankfurter Bataillons ging es im einfachen zweispännigen Wagen nach dem Gallusthor und auf einem ganz unvermutheten Umwege durch die harrende Volksmenge nach dem Bundespalast. Die Menge stand zu Tausenden noch lange dicht gedrängt in der Eschenheimer Gasse und wartete auf „den Kaiser“, als dieser schon längst vorbeigefahren und im Hofe des Taxis’schen Palastes abgestiegen war. Man hatte sich wenigstens eines achtspännigen Wagens und Gott weiß welches Gepränges versehen und auf den Zweispänner mit dem Manne in der einfachen Obersten-Uniform gar nicht weiter geachtet. Diese vornehme Schlichtheit im öffentlichen Auftreten, die vielleicht bei der Einfahrt eben so sehr der natürlichen Neigung als einer klugen Berechnung entsprach, hat Kaiser Franz Joseph während seines ganzen Aufenthaltes in Frankfurt bewahrt. Die Menge kannte ihn natürlich schon nach wenigen Tagen trotz seines Zweispänners, und er ist selten durch die Straßen gefahren, ohne daß ihn ein Hoch begrüßt hätte, aber bei aller Freundlichkeit, mit der er auf jeden Gruß dankte, hat er nie gezeigt, daß er besonderen Werth auf diese Huldigungen lege, oder gar, daß er es darauf abgesehen habe. Er nahm die Begrüßungen der Menge auf wie ein vornehmer Herr, der es nicht anders weiß, als daß man ihm in der Oeffentlichkeit vorzugsweise Beachtung schenkt, und doch zugleich mit noch gerade so viel Wärme, daß der Begrüßende einen Austausch gegenseitiger Höflichkeit darin erkennen konnte. In diesem seinen, wohlthuenden, wahrhaft fürstlichen Takt ist Kaiser Franz Joseph von keinem der anderen Fürsten erreicht, geschweige denn übertroffen worden.

Wie sich der Kaiser im Verkehr mit den anderen Fürsten gegeben, haben wir natürlich nicht im Einzelnen beobachten können. Sein Auftreten bei dem Banket im Römersaal bewies, daß er sich denn doch bei allem Entgegenkommen seiner überwiegenden Stellung sehr wohl bewußt war. Er schritt als der Erste aus dem Empfangszimmer in den Römersaal und nahm zunächst ganz allein auf dem für ihn bestimmten Ehrenplatz seinen Sitz ein, und dann erst gruppirten sich die übrigen Fürsten im Allgemeinen [662] je nach ihrem Range rechts und links um die Tafel. Die Toastrede, welche der Kaiser während des Bankets hielt, wurde im reinsten Deutsch, mit richtiger Betonung und mit fester, voller, klarer Stimme gesprochen. Von der Befangenheit, die man früher am Kaiser bemerkt hat, war sonach, wenigstens bei dieser Gelegenheit, nichts zu hören. Es ist denn auch das Urtheil über das Auftreten des Kaisers beim Römerbanket bei allen Theilnehmenden ein durchaus günstiges gewesen. Das Urtheil über sein Verhalten bei den Sitzungen des Fürstentages ist, nach Allem was darüber verlautet hat, ein nicht weniger anerkennendes. Kaiser Franz Joseph hat das Präsidium in einem deutschen Fürstenparlament – wie wir glauben, eine nicht ganz leichte Aufgabe – mit aller Umsicht und dem besten Geschicke gehandhabt, er hat sich auch hier redegewandt und der Bestimmungen des deutschen Bundesrechts kundig, er hat sich aber auch während der Debatten stets dessen sehr wohl bewußt gezeigt, was er erreichen wollte.

In dem, was wir bis hierher über den Kaiser gesagt, sind eigentlich alle für Geist und Charakter entscheidenden Züge enthalten, wie sie sich bei flüchtiger Beobachtung in kurzen 14 Tagen feststellen ließen. Schon diese Ungenügendheit unserer Beobachtung der inneren Seiten nöthigt uns indeß, zur Abrundung des Bildes des Staatsmannes auch die äußeren Züge des Menschen aufzunehmen. Was an Franz Joseph vor Allem angenehm berührt, das ist seine schlanke, zierliche und doch elastisch-kräftige, etwas über mittlere Größe hinaufreichende Gestalt und der leichte, zwanglose Anstand, mit dem er sich in jeder Situation, im Stehen wie im Gehen, zu Pferd und im Wagen bewegt. Diese ungesuchte Noblesse scheint nach der glücklichen Proportionalität seines Körperbaues mehr oder weniger angeboren zu sein und wird sich im Verlauf der Jahre bei zunehmender Fülle und Festigkeit des Körpers bis zum Imponirenden steigern. Wir schließen dies unter Anderem auch daraus, daß selbst die Gewohnheit des Befehlens nicht vermocht hat, der angeborenen Grazie und dem Gewinnenden in allen Bewegungen irgend welchen Eintrag zu thun. Der Kopf des Kaisers interessirt bei flüchtiger Beobachtung erst in zweiter Linie. Es ist das kein Studienkopf, wie ihn die Maler brauchen, mit breiter mächtiger Stirn, mit kühn gebogener Nase, mit fein geschnittenen Lippen und großen sonnigen Augen, er entspricht vielmehr im Wesentlichen der Figur, die ja auch nicht hoch und majestätisch, sondern mehr vornehm zierlich ist. Bei näherem Zusehen zieht indeß auch der Kopf des Kaisers an. In der fest gefügten Stirn und dem hellblauen Auge spricht sich denn doch unbedingte Entschlossenheit und Verstand aus, und der dichte Schnurr- und Backenbart erhebt die an sich vielleicht etwas weichlichen Züge zur vollen Männlichkeit. Vor Allem aber ist es der Ausdruck von Offenheit und Milde, der in dem Gesicht gewinnt. Es liegt kein unedler, lauernder, grausamer Zug darin, der Kopf ist einer von denen, die erst unter dem Ausdruck der Heiterkeit die rechte Beleuchtung gewinnen. Das glaubt und hofft und strebt noch in dem Gesicht, und der ganze Mann ist noch der Entwickelung fähig, denn die Jugend ist trotz des etwas gelblichen und nicht eben frischen Teints in allen Zügen unverkennbar.

Es besteht ein eigenthümlicher Gegensatz zwischen dem alten Oesterreich und seinem jungen Kaiser. Dies Oesterreich mit seiner finsteren, schlachtenreichen Geschichte, in der uns fast nur Thaten des Schwertes und der Gewalt begegnen, dies Oesterreich, in dessen weitem Donauthal schon in der grauen Vorzeit die Völker in blutigem Kampf auf einander stießen, dies Oesterreich, dessen Zukunft und Bedeutung noch heute ein ungelöstes Problem der Weltgeschichte ist, dies alte schwertdurchfurchte Oesterreich und sein junger anmuthiger Kaiser! Die Aufgaben der Fürsten wechseln je nach dem treibenden Princip, das in der geschichtlichen Entwickelung die Völker vorwärts drängt. Das treibende Princip in der heutigen Geschichte des deutschen Volkes ist das Streben nach Befestigung seiner politischen Nationalitat. Möge ein gütiges Geschick den Kaiser Franz Joseph vor dem Irrthum bewahren, wie einst Metternich die Unfreiheit Deutschlands für die Unfreiheit Oesterreichs, so heute die Unfertigkeit der deutschen Nationalität für die Unfertigkeit der österreichischen Nationalitäten benützen zu wollen. Der Irrthum Metterttich’s war nur ein bedauerlicher, der Irrtum Franz Joseph’s könnte ein verhängnißvoller werden.

In früherer Zeit fand man in den Bilderläden auf unseren Messen und Jahrmärkten regelmäßig auch das eine oder andere Bild von diesem oder jenem deutschen Fürsten. Seit dem Jahre 1848 ist dies nicht mehr der Fall – die Fürstenbilder „gehen“, wie es scheint, nicht mehr. Um so größer war unser Erstaunen, als wir auf der letzten Frankfurter Messe in dem Bilderlager wieder einmal das Bild eines Fürsten ausgestellt fanden. Aber seltsam! – als bedürfte der ungewohnte Artikel gewissermaßen einer besonderen Rechtfertigung – unter dem Bild standen die drei letzten Verse von dem bekannten Gedicht von Justinus Kerner: „der reichste Fürst“, also namentlich die Versicherung des Grafen Eberhard von Würtemberg an die Fürsten von Baiern, Sachsen und der Pfalz: „daß in Wäldern noch so groß ich mein Haupt kann kühnlich legen jedem Untertan in Schooß.“ Es war das Bild des Großherzogs Friedrich von Baden, auf das der speculative Künstler diese prächtigen Verse von Justinus Kerner bezogen hatte. Wir würden diesen unscheinbaren Umstand nicht erwähnen, wenn er nicht besser und eindringlicher, als wir es vermögen, die Stellung des Großherzogs von Baden zu dem Urtheil des deutschen Volkes charakterisirte. So ist es allerdings, wie unter dem Bild geschrieben steht, und seit wir in Frankfurt dem Manne in sein offenes treues Angesicht und in das große tiefblaue Auge gesehen, haben wir auch die Ueberzeugung, daß es so bleiben wird, daß Großherzog Friedrich immerdar „sein Haupt kann kühnlich legen jedem Untertan in Schooß“. Um vier Jahre älter, als Kaiser Franz Joseph, hat der Großherzog von Baden doch ein noch jugendlicheres Ausehen als dieser. Die Gestalt ist zwar weniger zierlich und elastisch, aber doch immerhin noch straff und schlank. Das Gesicht dagegen hat eine gesündere Farbe und den hellen frischen Teint, wie er sich bei blondem Haar vielfach findet. Ein starker blonder Bart rahmt bis auf das Kinn das ganze Gesicht ein und giebt den regelmäßigen angenehmen Zügen den Ausdruck der vollen selbstbewußten Männlichkeit. Der anziehendste Theil des Gesichts ist indeß die hohe freie Stirn und das große seelenvolle Auge. Es giebt eine Art des Blicks und einen Gesichtsausdruck, die von vornherein unser volles Vertrauen erwecken, die uns schon beim ersten Begegnen anziehen, als hätten wir die Persönlichkeit, der sie angehören, längst gekannt. Nachmachen läßt sich dieser Blick nicht, denn er ist der Spiegel der Seele und wird angeboren. Solcher Art wirkt der Gesichtsausdruck des Großherzogs von Baden.

In der Westendhalle, also vor der Stadt, war es, wo der Großherzog sich seine Wohnung genommen. Aber obwohl er auf diese Weise nur selten in den Straßen sich zeigte, begrüßte ihn doch regelmäßig der Zuruf der Menge. Man wußte es auch in Frankfurt, daß er bereitwillig ein Concordat und ein ultramontan-reactionäres Ministerium hatte fallen lassen, nachdem er sich von der Verderblichkeit beider überzeugt; man vergaß es ihm nicht, daß er seitdem den Liberalismus in ungefälschter Münze hatte coursiren lassen und, ohne gerade von seinem Volk gedrängt zu sein, aus freien Stücken das Seinige gethan, um seines Volkes Wohlfahrt auf der wahren Grundlage der Freiheit, auf dem Princip der Selbstverwaltung, sicher zu stellen; ja man rechnete, was er seitdem gethan, gerade ihm um so höher an, als sich gegenüber den trüben Erfahrungen des Jahres 1849 ein weniger bereitwilliges Eingehen auf die liberalen Forderungen der Zeit wenigstens hätte begreiflich finden lassen. Was er gerade während des Fürstentages im Interesse Deutschlands gethan, war damals, als nur sehr Weniges über die Vorgänge im Bundespalast in’s Publicum drang, noch vollständig unbekannt. Wir wissen auch jetzt noch nicht viel mehr, als was die Karlsruher Zeitung uns mitgetheilt. So viel aber wissen wir bereits, daß an der festen Haltung des Großherzogs von Baden ein schlimmer deutscher Sonderbund gescheitert ist, und daß er, vielleicht er allein, der Forderung des Abgeordnetentages sich angeschlossen, wonach das Ergebniß der Berathungen des Fürstentages einem deutschen Parlament zur Zustimmung vorgelegt werden soll. Das deutsche Volk wird dessen eingedenk sein.

„Ich bin stolz darauf mich einen constitutionellen König zu nennen,“ sagte König Max von Baiern am Tage nach seiner Thronbesteigung, am 22. März 1848, zu seinen Ständen. „Ich will Frieden haben mit meinem Volk,“ sagte er zehn Jahre später, als er, dem Drängen der Stände nachgebend, das Ministerium Pfordten-Neigersberg entließ. Das sind zwei schöne Worte, und das letztere namentlich – denn das erste ist vergessen – hat dem König manches Hoch und manches Wort des Lobes in Frankfurt eingetragen. Viel wirkte freilich dabei auch das entschieden populäre Auftreten des Königs mit. Kein anderer Fürst hat sich so wie er in unmittelbare Verbindung mit dem Publicum gesetzt. Wir wissen [663] nicht, wie König Max es in München hält; in Frankfurt schien er die Uniform ebensowenig wie das Fahren im Wagen leiden zu mögen, wenigstens zeigte er sich sehr häufig im Civilrock und zu Fuß auf der Straße. Wir wollen dabei das herbe Urtheil eines englischen Berichterstatters nicht unterschreiben, so viel hat jedoch auch uns scheinen wollen, daß König Max in Frankfurt zwar populär war, daß er aber dort auch hat populär sein wollen. Es ist möglich, daß diese Absicht von seiner Seite in aller Unbefangenheit gehegt wurde; gewiß ist, daß sie nicht von allen Seiten mit gleicher Unbefangenheit aufgenommen wurde. Wir unsererseits möchten uns hierbei für die erstere Annahme entscheiden, denn es liegt in dem Gesicht des Königs etwas Hastiges, Unruhiges, das den Schluß auf ein Gefallen am Außergewöhnlichen sehr wohl rechtfertigt.

Es ist sehr schwer, ein richtiges Bild von der äußeren Erscheinung des Königs Max mit der Feder allein zu zeichnen, denn der ganze Eindruck des Mannes ist ein ungewöhnlicher, ohne daß man sich mit dem bloßen Auge Rechenschaft davon zu geben vermag, worin eigentlich der Schlüssel für die einheitliche Auffassung dieser Physiognomie zu suchen ist. Die schlanke, ziemlich große, obwohl, nach der Haltung zu schließen, nicht allzu kräftige Gestalt tritt an Interesse ganz zurück vor dem charakteristischen Ausdruck des Gesichtes. In dem an sich fein geschnittenen Gesicht aber treten hauptsächlich drei Momente bestimmter hervor: eine breite und ziemlich hohe Stirn, deren Bau auf eine lebhafte Thätigkeit der Phantasie schließen läßt, ein Paar tief liegende, anscheinend dunkle Augen, deren scharfer Blick unter den starken schwarzen Augenbrauen die Gegenstände rasch überfliegt, und drittens ein vielleicht nur in nervöser Angegriffenheit beruhender Zug von unruhiger Beweglichkeit um die fest geschlossenen Lippen und die wenig vollen Wangen. Ein dünner, dunkler Schnurr- und Backenbart hebt sodann auf dem blassen Teint das Eigenthümliche des ganzen Gesichtsausdrucks nur noch stärker hervor. Man ist, wie schon gesagt, auch wenn man sich alle einzelnen Züge dieser ungewöhnlichen Physiognomie ganz genau vergegenwärtigt und sie prüfend überblickt, doch vollständig außer Stande hiernach ein Urtheil über das Gemüths- und Seelenleben des Königs abzugeben. Wenn man nach dem Urtheil des baierischen Volkes geht – und das sollte doch wohl eigentlich das entscheidende sein – so ist freilich die Antwort auf die Frage nach dem Charakter des Königs bald gegeben. Es sind nicht viele Fürsten in Deutschland, die sich einer gleich ungeheuchelten Popularität bei ihren Unterthanen erfreuen. „Der gute Könige Max“ sagt man in Baiern und hat vom baierischen Standpunkt aus gewiß ein Recht dazu. Im übrigen Deutschland freilich giebt es Leute, die von ihrem deutschen Standpunkt aus mit der Politik von König Max weniger einverstanden sind. Die Zukunft wird es lehren, ob ihre Klagen gerechtfertigt waren, denn erst mit dem Ausgang der jetzigen Zollvereinskrisis wird sich das Urtheil über die deutsche Politik des Königs von Baiern feststellen lassen.

Nicht ohne ein gewisses besonderes Interesse sah man in Frankfurt der Ankunft der beiden Großherzoge von Mecklenburg entgegen. Mecklenburg, das Land der Urjunker und lutherischen Normalpfaffen, das gelobte Land der Auswanderungsagenten, das Land, in dem das vierte Kind unehelich geboren wird, dies Conglomerat von rechtlosen Unterthanen und Privilegien, diese mittelalterliche Staatsruine – wie wohl der Fürst eines solchen Landes aussehen mag, fragte man sich in den Frankfurter Volkskreisen. Das Volk, dessen Phantasie sich nach den Nachrichten von den Abschlachtungen der Bauern, von der brüllenden Ritterschaft des Landtags, von dem Rostocker Hochverrathsproceß – der schamlosesten That der Reaction – ein ganz ungeheuerliches Bild von dem Lande Mecklenburg zusammengewoben hatte, war in seiner Naivetät natürlich nicht abgeneigt, sich nun auch unter der Persönlichkeit der Fürsten dieses Landes etwas Fremdartiges, noch nicht Dagewesenes vorzustellen, und schien einigermaßen verwundert, als es dem fast erblindeten Großherzog von Strelitz gegenüber nur Mitleid haben konnte und im Großherzog Friedrich Franz von Mecklenburg-Schwerin einen blonden, blühenden Mann mit einem frischen, schönen, wohlwollenden Gesicht vor sich sah. Auf ein prächtiges Pferdegespann hatte man sich wohl gespitzt und war bei aller Anerkennung von dessen Vorzüglichkeit nicht weiter davon überrascht; aber einen so normalen Menschen hatte man sich unter dem Großherzog Friedrich Franz durchaus nicht vorgestellt. Es liegt allerdings etwas sehr Bezeichnendes in diesem Contrast zwischen der Persönlichkeit des Großherzogs und der Vorstellung, die man sich in den Volkskreisen von ihm gebildet hatte. Diesem kräftigen Mann mit seiner gedrungenen, muskulösen Gestalt, mit den blauen sanften Augen, der fein gebogenen edlen Nase, dem schön geformten Schädel, dessen vollständige Kahlheit indeß eben wegen seiner schönen Form und der ungeschwächten Gesundheit des Körpers im Uebrigen keineswegs unangenehm berührt – diesem Manne hätte man wohl die Lösung der Aufgabe zutrauen sollen, aus seinem Lande einen wirklichen Staat, aus einer föderativen Ritterrepublik ein staatsbürgerliches Gemeinwesen zu bilden. Sieht man freilich etwas schärfer in das Gesicht, so entdeckt man nicht unschwer den Ausdruck stark ausgebildeter Gutmüthigkeit, welcher es erklärlich macht, wie Junker und Pfaffen ihn schließlich dennoch vermögen konnten, sein in aller Form Rechtens publicirtes und feierlich beschworenes Verfassungswerk schon nach wenigen Monaten dem Bundes-Schiedsgericht von Freienwalde wieder preiszugeben. Die Schuld, die der Bundestag in Mecklenburg aufgehäuft, wird nicht weniger gesühnt werden wie in Kurhessen. Möge der Großherzog der Sühne dieser Schuld dieselbe Bereitwilligkeit entgegen tragen, wie er sie bewiesen, als es sich vor 13 Jahren darum handelte, sein eigenes Werk, das Denkmal seines Ruhmes, zu vernichten.

Mit vieler Theilnahme wurde König Georg von Hannover betrachtet. Seine hohe majestätische Gestalt und das schöne volle Gesicht imponirten der Menge gewaltig und verstärkten nur den Ausdruck des Mitgefühls sowohl mit dem König, der außer der schweren Last seiner Krone auch noch die Last der Blindheit trägt, als mit dem Volke, das einen blinden König sein ohnehin so schwieriges Amt bekleiden sehen muß. Es mag mit an dem bekannten Bestreben des Königs liegen, seine Blindheit zu verbergen, wenn er seinen Kopf so stark nach aufwärts gerichtet trägt und dadurch sein Gesicht in der Regel den Ausdruck eines ungewöhnlichen Stolzes annimmt. Die übrigen Züge des Gesichtes verrathen wenigstens nicht, daß der hierdurch hervorgebrachte etwas strenge Ausdruck in der Persönlichkeit des Königs an und für sich begründet wäre. Die persönliche Anschauung keines andern Fürsten vermittelt übrigens so sehr das Verständniß seiner Handlungsweise, wie gerade die des Königs von Hannover. Man begreift das Bestreben, das sich in dem einen Wort „Welfenreich“ hinlänglich angedeutet findet, man begreift die bekannte Strafe gegen die Stadt Emden, man begreift endlich sogar den Umsturz der hannoverschen Verfassung und das Regiment, das Graf Borries vollführen konnte, wenn man einmal in diese starr in’s Weite schauenden Augen gesehen. Der Köllig blickt ja nur in das Leere, Schrankenlose, vor seinem Blick kann sich allerdings das Land Hannover zum „Welfenreich“ erweitern, vor seinem Blick können allerdings die Schranken verschwinden, welche die Rechte Anderer vor ihm hergezogen, und in diesem Conflict zwischen der Vorstellung von seinen königlichen Pflichten und der mangelnden Anschauung von den concreten Verhältnissen des Lebens liegt, wie wir glauben, die einfache Erklärung seiner Regierungsweise und – die Tragik seines Lebens.

König Johann von Sachsen, dem deutschen Volk schon durch seine Uebersetzung des Dante als Gelehrter und als einer der begabtesten deutschen Fürsten bekannt, hat sich nur selten in der Oeffentlichkeit gezeigt. Es entsprach dies auch ganz der Vorstellung, die sich nach den in’s Publicum dringenden Gerüchten über seine vorzugsweise vermittelnde Thätigkeit bei dem Congreß gebildet hatte. Charakteristisch war es sodann, daß er als der erste Fürst, im schlichten Civilrock, den zoologischen Garten besuchte und sich hier mit vieler Aufmerksamkeit und Ausdauer die einzelnen Thiere und deren Naturgeschichte erklären ließ. Das Aeußere des Königs wich nur wenig davon ab, wie man sich ihn nach den bekannten Bildern vorgestellt hatte. Man wußte, daß der König – vielleicht als der einzige deutsche Fürst – seinen Bart glatt rasiren läßt, man wußte, daß er es liebt, in bequemer Civilkeidung zu gehen, man wußte, daß er sich bereits in vorgerücktem Lebensalter befindet. Die festen klugen Züge, das etwas vortretende Kinn, die kleinen, grauen, ruhigen Augen entsprachen auch im Uebrigen der Vorstellung, die man sich von dem vielseitig gebildeten, geistig thätigen alten Herrn gemacht hatte.

„Das gilt dem Coburger, daß Ihr’s wißt!“ rief bei der Auffahrt zum Römerbanket ein vor uns stehender Arbeiter, nachdem er in das Hoch auf den eben vorbeigefahrenen Herzog Ernst von Coburg kräftig eingestimmt hatte. Es lag etwas gar Zutrauliches [664] in dieser halb komischen Aeußerung des Arbeiters, und sie kann wohl als der Ausdruck der Volksstimmung gelten, die sich für den Herzog gebildet hat. Herzog Ernst war noch vor einem Jahre in der Schützenjoppe zu Frankfurt gewesen und hatte vor den Augen von Zehntausenden als Ehrenpräsident des deutschen Schützenbundes die Bundesfahne eingeweiht, er war ja überdies lange genug in den reactionären Blättern als der Herbergvater des Nationalvereins geschmäht worden, ihm konnte, wo er sich auch blicken ließ, der Jubel des Volkes nicht fehlen. Aber die Volksgunst ist wandelbar, und man hat es gerade Herzog Ernst, dem „schlichten Patrioten“, wie er sich in der Schützenfesthalle selbst genannt, nicht wohl genommen, daß er bei der Wahl zwischen den Forderungen Oesterreichs und den Forderungen des Abgeordnetentages, zwischen Delegirtenversammlung und Parlament für die Delegirtenversammlung und gegen das Parlament sich erklärt hat. Großherzog Friedrich von Baden, der nichts weiter hat sein wollen, als ein verfassungstreuer, für das Wohl seines Landes thätiger Fürst, ist auch dem Ruf des Kaisers gefolgt, aber er hat darum doch nicht die Rechte des Volkes verleugnet. Dieser Vergleich ist am Schluß des Fürstentages vielfach angestellt worden und zwar nicht zum Vortheil des Herzogs. Herzog Ernst ist ein begabter, kluger Mann; das spricht aus den fest geschlossenen Lippen und dem ganzen geistig durchwehten Ausdruck seines Gesichtes, das haben auch seine Reden in Gotha und in Frankfurt bewiesen. Aber das Volk schätzt Festigkeit höher als Klugheit, und wenn der Herzog den Ruhm des Diplomaten mit dem Ruhm des Volksvertrauensmannes verbinden will, so darf er in den Fragen der Freiheit des Volkes den Diplomaten nicht über den Volksmann Herr werden lassen. Der Fürstentag ist an dieser Klippe gescheitert; mag Herzog Ernst sich vorsehen, daß ihm – wenn auch vielleicht mit Unrecht – nicht Gleiches widerfährt.

Die übrigen Fürsten – mit Ausnahme des wackern volksfreundlichen Großherzogs von Weimar, den ich aus eigener Anschauung nicht zu schildern vermag – traten wenig oder gar nicht in den Vordergrund, und die Frankfurter und alle hier anwesenden Fremden haben sich auch wenig um sie gekümmert.

Die regierenden Herren sind seitdem aus Frankfurt wieder geschieden, ein unfertiges Werk als das Ergebniß vierzehntägiger Verhandlungen hinterlassend; unfertig nicht blos deshalb, weil es ihnen weder gelungen, unter sich eine Einigung zu erzielen, noch auch Preußens Zustimmung zu erlangen, nein unfertig vor Allem deshalb, weil sie es abermals nicht über sich vermocht, dem Volke zu geben, was des Volkes ist: ein aus freier Wahl hervorgegangenes Parlament. Es hat den deutschen Fürsten bei ihren Berathungen an einer warnenden Stimme nicht gefehlt. Noch ehe sie zur fünften Sitzung fuhren, lag schon das einstimmige Urtheil des deutschen Abgeordnetentages über den österreichischen Entwurf fertig da. Entgegenkommender konnten die deutschen Abgeordneten sich nicht äußern, als sie es gethan. An den Fürsten wäre es gewesen, von all den gegründeten Bedenken, welche vorgebracht waren, vor Allem wenigstens das Entscheidende zu berücksichtigen: die Forderung einer deutschen Volksvertretung auf Grund freier Wahlen. Vergebens! Man verfiel auf’s Neue in den unbegreiflichen Irrthum, daß man den jungen Wein in alte Schläuche füllen, daß man denselben Geist, dessen gewaltiges Drängen und Streben überhaupt doch den ganzen Fürstentag zusammen gebracht, daß man dem mächtig aufstrebenden Geist der deutschen Nation die Form für seine Bethätigung beliebig zurecht schneiden könne.

Die Folgen dieses Verfahrens liegen bereits klar am Tage. In allen Theilen Deutschlands hat sich das Volk den Forderungen des Abgeordnetentages angeschlossen und die von den Fürsten beschlossene Bundesreform zurückgewiesen; Preußen hat seinerseits die Forderung eines freigewählten Parlaments sich angeeignet und verlangt, daß in Ministerialconferenzen die Verhandlungen weiter geführt werden, und in Folge dieses gemeinsamen Widerstandes Preußens und des deutschen Volkes ist die vom Fürstentag beschlossene Bundesreform wirklich geworden, was der Abgeordnetentag vorausgesagt hatte: „schätzbares Material“ für die Zukunft. Wo sind die Hoffnungen und Erwartungen hin, mit denen wir dem Zusammentreten des Fürstentages entgegengesehen? Ist es wirklich wahr, was man sich jetzt schon voll Mißtrauen in’s Ohr flüstert: das ganze Project habe weiter keinen Zweck gehabt, als eine Handhabe zu bieten zur Sprengung des Zollvereins? Wir wissen nicht, ob die Zweifler Recht haben, und noch berechtigt Nichts zu der Annahme, daß man es wirklich gewagt, mit den heiligsten Interessen unserer Nation ein schnödes Spiel zu treiben.

Aber wie dem auch sei, ganz ohne Ergebniß ist denn doch der deutsche Fürstentag nicht auseinander gegangen, mag im Uebrigen aus seinen Beschlüssen werden was da will: das ist die abermalige und diesmal freiwillige und deshalb unwiderrufliche Anerkennung der Fürsten Deutschlands, daß der jetzige Zustand unserer Bundesverfassung „schlechthin chaotisch“ sei, daß „der Boden schwankt unter den Füßen dessen, der sich auf ihn stellt,“ und daß „der bloße Wunsch, die morschen Wände möchten den nächsten Sturm noch aushalten, die dazu nöthige Festigkeit nimmermehr zurückgeben kann.“ An diesem Geständniß aber wollen wir festhalten, denn es ist ein von den Fürsten selbst ausgestellter Frei- und Majestätsbrief für die deutsche Nation. Wo ist der Richter, der künftig noch Bestrebungen in den Volkskreisen verurtheilen mag, die auf die Herstellung einer besseren deutschen Bundesverfassung gerichtet sind? Selbst wenn sie irrig wären, diese Bestrebungen, können sie deshalb für schuldig erklärt werden, nachdem die Bestrebungen der deutschen Fürsten selbst sich als irrig herausgestellt?