Aus meiner Vogelstube 2.
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„Beobachtung bildet überall; jedoch nur Der versteht und genießt die Natur recht, der in und mit ihr lebt.“ Dieser Ausspruch einer geistreichen Frau kam zur vollsten Geltung nicht allein bei der Einrichtung meiner Vogelstube, sondern auch bei der Verpflegung und ganzen Behandlung meiner Vögel. Denn wollte ich einerseits in der Zucht befriedigende Ergebnisse haben, wollte ich andererseits die Lebensweise aller dieser Vögel ersprießlich beobachten, so mußte ich, wie bereits angedeutet, die Verhältnisse, welche die Natur, wohlverstanden aber die tropische Natur ihrer Heimathsländer, ihnen bietet, möglichst treu nachzuahmen suchen. Zugleich mußte ich, außer der erwähnten freiwilligen Zähmung, die Vögel von vornherein so gewöhnen, daß mein häufiges und anhaltendes Verweilen in ihrer Nähe sie keinenfalls störte. Nach dieser kurzen Bemerkung sehen wir uns nun weiter in der Vogelstube um.
Ein immerfort frisch sprudelndes Gewässer feuchtet die Luft und verbreitet Kühle in der tropischen Temperatur, welche durchaus regelmäßig zwischen sechszehn bis zwanzig Grad Reaumur erhalten wird. Zahlreiche, sehr häufig frisch gefüllte und stets äußerst sauber gehaltene Trinkgeschirre, sowie mehrere geräumige und flache Badenäpfe schließen die Möglichkeit aus, daß auch die kleinsten und schwächsten der Gesellschaft nicht stets vollste Befriedigung fänden. Nicht minder reichlich ist dies sowohl in Hinsicht der Anzahl der Futtergefäße, als auch des mannigfaltigen Futters der Fall. Ein Gemisch aus zwei Theilen Hirse, einem halben Theil Canariensamen und je ein sechszehntel Theil Hanf, Rübsen, Mohn, Buchweizgrütze und geriebener Semmel wird trocken gegeben und zugleich allabendlich in ausreichender Menge eingeweicht, zum Quellfutter, welches für die Aufzucht der Jungen durchaus nothwendig ist. Angequellte Ameiseneier im Winter, frische im Sommer, eingeweichte Semmel, namentlich aber zu jeder Jahreszeit frisches Grünfutter (Vogelmiere, Salat oder Grünkohl), ferner stets frischer, trockener und sehr reiner Stubensand, sodann Kalk, am besten Sepia oder frische Hühnereierschalen, auch einige Talgstücke – das sind die Gesammtbedürfnisse, an denen es niemals fehlen darf.
In der einen Ecke des Zimmers, unweit des größten allgemeinen Futterplatzes, steht eine mächtige Tanne, von deren Zweigen dichte Epheuranken malerisch herabhängen, und das ganze, der vollen Mittagssonne ausgesetzte Fenster ist mit verschiedenen, sehr häufig erneuerten Blattgewächsen angefüllt. Denn dieser möglichst reichliche Pflanzenwuchs ist ja zur Luftverbesserung, bezüglich zur Erhaltung der Gesundheit der Vögel nothwendig. Für diesen letztern Zweck ist zugleich die regelmäßige Lüftung mit Hülfe eines Gazefensters ermöglicht, und ein ausgebuchtetes Drahtfenster dient dazu, daß die Vögel bei warmem Wetter sich beregnen lassen können.
Nicht blos in reichlichster Anzahl, sondern auch in größter Mannigfaltigkeit sind sodann die Nistgelegenheiten vorgerichtet. Sie bestehen in dichten Gebüschen verschiedener Art, in Nesthöhlungen und Nestkästen der mannigfachsten Einrichtung und Größe, namentlich aber in vielen und vom Fußboden bis zur Decke der recht hohen Stube hinauf in allen möglichen Variationen angebrachten und meistens mit Nestkörben versehenen Harzerbauerchen Als Nestmaterial werden alle diejenigen Stoffe ausgestreut, welche finkenartige Vögel zu lieben pflegen; doch haben einige ganz absonderliche Neigungen, die nicht außer Acht gelassen werden dürfen. Lange und weiche Heufäden, Pferde- und außerdem Kuhhaare, weiche Federn, zarte Würzelchen, Grasbüschel, kurz zerschnittene Baumwollenfäden, Charpie, kleine Wattenflöckchen – das sind die passendsten Dinge zum Nestbau. Sehr beliebt und gesucht sind die dünnen Aestchen der Spargelsträucher, welche namentlich Astrilds und Fasänchen in großem Eifer selbst abpflücken, um daraus sehr niedliche Nester aufzubauen, und als ich kürzlich von Leipzig eine Kiste mit Büchern erhielt, die geleert vorläufig in die Vogelstube gestellt wurde, fiel die ganze Gesellschaft darüber her, um mit den dünnen und weichen Papierstreifen, welche zur Verpackung der Bücher gedient, ihre Nester zu überwölben oder auszupolstern.
Im Uebrigen habe ich bei der Einrichtung der Vogelstube es als die Hauptsache betrachtet, die Grundbedingungen des Wohlgedeihens aller hochorganisirten Thiere: Licht, frische, reine Luft, Wärme und Reinlichkeit, niemals außer Acht zu lassen.
Alle diese fremdländischen Vögel müssen bekanntlich eine entsetzlich trübselige, lange Seereise überstehen, auf der von Tausenden kaum ebenso viele Hunderte am Leben bleiben; Dank ihrer schmiegsamen und elastischen Natur erholen sie sich aber sehr schnell. Ich hatte mit Herrn W. Mieth, dem Besitzer der größten Vogelhandlung in Berlin, ein Abkommen getroffen, nach welchem ich zu ermäßigten Preisen stets die „schlechtesten“ der Ankömmlinge erhielt. Fast völlig federlos, über und über beschmutzt, lahm oder sonst krank, mit hängenden Flügeln, kurz und gut, größtentheils in fast hoffnungslosem Zustande gelangten sie in die Vogelstube; ohne Besinnen haben sie sich dann kopfüber in den Badenapf gestürzt, in erstaunlich kurzer Zeit haben sie sich herausgemustert, ein neues Gefieder bekommen, sich prächtig verfärbt und in wenigen Monaten, ja zuweilen in wenigen Wochen, zu nisten begonnen. Nur sehr wenige sind nachträglich den Reisebeschwerden erlegen.
[439] Erst allmählich entwickelte und ordnete sich gleichsam aus dem Chaos der bunt zusammengewürfelten Gesellschaft ein regelmäßiges und charakteristisches Leben. Die ersten Prachtfinken, welche ich erhielt, waren je ein Pärchen Goldbrüstchen, Amaranthvögel, Tigerfinken, graue Astrilds, Gelbbäckchen, Silberfasänchen und Elsterchen. Sie hatten im Käfige sich aneinander gewöhnt und lebten sehr verträglich. Doch hier war es ganz anders, hier wollte nun Jedes die günstigste Nistgelegenheit, das beste Baumaterial etc. haben, und es begannen erbitterte Kämpfe. Auch die Sperlingspapageien eröffneten eine Fehde gegen die Wellensittiche, indem sie diese hartnäckig aus allen Bruthöhlungen jagten. Am übelstem in der Gesellschaft zeigten sich aber die Bandfinken, indem sie alle anderen nicht etwa bissen und verfolgten, sondern nur immer aus ihren Nestern verdrängten. Da mußte zunächst geschlichtet werden: die Wellensittiche und Bandfinken wurden je abgesondert in passende Käfige gesetzt und für die anderen wurden noch möglichst viele neue Nistgelegenheiten angebracht oder die alten günstiger aufgehängt.
Nicht lange - bereits mit dem Beginn des September - begannen die Elsterchen, Silberfasänchen und Bandfinken zu nisten. Diese drei sind unter allen diejenigen, welche am allerleichtesten zur Brut zu bringen sind; demnächst folgen in dieser Hinsicht die Goldbrüstchen, Amaranthvögel und Tigerfinken. Alle diese Astrilden, Kappenfinken, Streifenfinken etc., welche zusammen zu der großen Gemeinschaft der Webefinken gehören, bauen ziemlich gleichgestaltete, oben überwölbte, kugelförmige Nester, mit seitlichem Flugloch. Meine Freude war sehr groß, als in den beiden ersteren Nestern je vier, im letzteren gar fünf Eier sich befanden, allein sie sollte bitter vergällt werden, denn die ersteren Eier verschwanden auf räthselhafte Weise, und als die Bandfinken wirklich Junge hatten, wurden diese lebend aus dem Nest geworfen und kamen, trotz mehrmaligen Zurückbringens, elend um.
Da hieß es nun, die Augen offen zu haben, um die Ursachen dieser Unglücksfälle zu ergründen. Das widernatürliche Beginnen der Bandfinken wiederholte sich leider noch dreimal; ich wechselte das Weibchen, bot ihnen allerlei andere Nahrung, gehacktes Ei etc., doch Alles vergeblich, bis ich endlich das Männchen als den Thäter entdeckte und nun sofort gegen ein anderes vertauschte. Während dessen waren auch die Bruten der Goldbrüstchen und Amaranths zu Grunde gegangen. Endlich bemerkte ich, daß das Weibchen des Blutschnabelweber oder Dioch ganz heimlich und geräuschlos von Nest zu Nest schlüpfte und die Eier ausfraß. Obwohl ich, im Widerspruch mit den meisten anderen Beobachtern, selbst die Diochs durchaus friedlich in der Vogelgesellschaft gefunden hatte, so wurden jetzt doch sofort alle drei Weberfamilien, Diochs, „Orange“- und „Napoleonsvögel“ vorläufig abgeschafft.
In aller Stille hatten inzwischen, in der Mitte des Octobers, die Sperlingspapageien zu nisten begonnen; auch die Elsterchen, Silberfasänchen, Goldbrüstchen und Amaranths brüteten wieder anf’s Neue. Anfangs November flog wirklich die erste Brut der Elsterchen von vier Jungen glücklich aus; nebenbei sei bemerkt, daß diese ungemein leicht zu züchtenden Finken von vielen Vogelfreunden bereits oft und in großer Anzahl und sogar in ziemlich kleinen Käfigen mit Glück großgezogen worden sind. Aus den beiden anderen Bruten wurde nichts; bei der Untersuchung der Nester zeigten sich verdorbene Eier oder ganz kleine todte Junge, in denen der Silberfasänchen sogar acht Eier. Noch zwei Mal wiederholte sich dies, bis anhaltende Beobachtungen mich zu Erfahrungen und endlich immermehr zum Ziele führten.
Die Silberfasänchen waren zwei Weibchen, ein Uebelstand, der um so leichter eintreten kann, da bei vielen dieser Vögel, z. B. bei den malabarischen Silberfasänchen, welche fast gar nicht singen, die Geschlechter nur schwierig von einander zu unterscheiden sind. Den Amaranthvögeln fehlte, da draußen bereits fußhoch Schnee gefallen war, das für die Jungen nothwendige Grünfutter; nachdem ich mir dennoch Vogelmiere beschafft hatte, zogen sie die erste Brut von vier Jungen, mit der zweiten der Elsterchen zugleich, glücklich auf. Man bedenke nun aber, was dies besagen will, welche fast wunderbare Erscheinung uns darin entgegentritt - da in dieser Zeit, zu Ende des December, das Weibchen von des Abends halb fünf Uhr bis des Morgens um halb neun Uhr, also volle sechszehn Stunden, auf dem Neste sitzen und die Jungen aus dem Kropfe füttern muß, ohne Nahrung zu sich nehmen zu können!
Jetzt zeigten sich auch die ersten Jungen der Sperlingspapageien. Wer beschreibt unsern Schmerz, als das erste derselben von der Nisthöhle aus sofort mit dem Kopfe gegen das Fenster flog und sich tödtete! Es ist ausgestopft, zum Andenken an unsere erste Papageienzucht; das Fenster ist seitdem aber mit einem starken Netz überzogen. Doch wir wurden getröstet, denn noch zwei andere Junge, und glücklicher Weise ein Pärchen, kamen zum Vorschein.
Sonderbare und leider nicht erfreuliche Erfahrungen machte ich mit den Goldbrüstchen. Diese unendlich zierlichen Vögelchen nisteten fast am frühesten von allen – ohne jedoch jemals wirklich eine Brut glücklich zu erziehen. Um ein sicheres Urtheil zu gewinnen, schaffte ich drei Paare an, und nach einigen hitzigen Kämpfen beruhigten sie sich und haben alle drei fast fünf Monate hindurch ununterbrochen genistet. Ich besitze von ihnen zahlreiche Eier und Junge, letztere in Spiritus, vom Ausschlüpfen aus dem Ei bis zur vollen Befiederung in allen Stadien. Dennoch gab ich die Versuche nicht auf; und nachdem ich ihnen alle nur möglichen Futterarten, außer feingehacktem Hühnerei noch verschiedene Gemische, geriebene Möhren, frischen Käse etc. vergeblich geboten, erhielt ich zufällig ganz kleine frische Ameiseneier - und seitdem haben meine ersten Goldbrüstchen, die sieben Mal (!) vergeblich genistet, eine Brut von fünf Jungen zum Ausfliegen gebracht.
Die erste Brut fast aller dieser Vögel geht regelmäßig zu Grunde; so auch die der Tigerfinken, Astrilds, Fasänchen etc., und ich besitze daher schon eine Sammlung von Eiern exotischer Finken, wie sie wohl kaum eine andere Privatperson aufzuweisen hat. Seitdem ich indeß mit den kleinen frischen Ameiseneiern und dabei mit stets frischer, weicher Vogelmiere füttere, haben ein Paar der so sehr zarten Schmetterlingsfinken sogar ihre ersten Jungen glücklich erzogen, ferner sind seitdem ebenfalls Bruten groß geworden von den Bandvögeln, von zwei Paar Tigerfinken und einem Paar Astrilds, und die der Helenafasänchen und der Orangebäckchen sind soeben dem Flüggewerden nahe. -
Außerordentlich interessante Beobachtungen gewähren die so sehr verschiedenen Gewohnheiten dieser lieblichen Vögel; die Neigungen und Feindschaften der einzelnen Arten gegen einander, die unendlich innige Zärtlichkeit eines Gatten gegen den andern, ihre Liebesspiele, der trotz mancher Uebereinstimmung doch sehr verschiedenartige Nestbau, wie die verschiedene, jedoch bei jeder Art stets gleiche Wahl des Nistorts und Baumaterials, ferner die hitzigen, aber stets unschädlichen Kämpfe der Männchen, das Erziehen der Jungen, die Verfärbung des Gefieders und vieles Andere. Kurz, es bietet sich hier dem Thier- und Naturfreunde eine ganz neue Welt, voller Erscheinungen, die zu den anmuthigsten und anregendsten gehören, welche uns das Thierleben gewähren kann.
Ein Pärchen der grauen Edelfinken (der berühmte Reisende Heuglin theilt in Cabanis’ „Journal für Ornithologie“ mit, daß er sie in Sennaar, namentlich um Qualabat, am Atbara und Dender und im Gebiet des Gazellenflusses heimisch gefunden hat) begann ebenfalls zu nisten. Sie bauten, im Gegensatz zu allen Astrilden, ein offenes muldenförmiges Nest; und nicht allein der herrliche Gesang des Männchens während der Liebeszeit, sondern auch das gegeneinander so innig zärtliche und gegen mich so zutrauliche Benehmen dieser Vögelchen gewann ihnen mein ganzes Herz. Doch – das Weibchen starb vor dem Beginn der Brut. Es ist, nebenbei bemerkt, überhaupt ein sehr großer Uebelstand, daß vor oder während der Brut die Weibchen aller dieser Finken so gar leicht sterben. Beim Untersuchen des Nestes fand ich ein bereits früher gelegtes Ei. Dagegen hat der zweite graue Edelfink, dessen Weibchen mir auf der Reise von Paris hierher gestorben war, mit einem Canarienweibchen genistet und zum ersten Male ein Junges glücklich großgezogen. Dieser Bastard wird gewiß das Interesse aller Vogelliebhaber in hohem Grade erregen; seine Mutter brütet soeben zum zweiten Male auf vier Eiern, und sobald diese Brut ebenfalls vollendet ist, will ich Weiteres darüber veröffentlichen.
Wenn ich meine Erfolge im Ganzen überblicke, so muß ich mir freilich sagen, daß dieselben - im Verhältniß zu Mühe und Kosten und im Verhältniß zu den Aussichten, die sich bereits gezeigt - außerordentlich gering sind. Dennoch sind sie dazu vollkommen ausreichend, daß sie mich zu bedeutend erweiterter Fortsetzung der Züchtungsversuche ermuthigen. Bis jetzt habe ich also von den Sperlingspapageien, Elsterchen, Amaranthvögeln, Tigerfinken, Goldbrüstchen, Bandfinken und Schmetterlingsfinken flügge Bruten erstehen [440] sehen. Dies sind im engen Raume einer Stube Züchtungserfolge, wie man sie theils in Europa noch gar nicht, theils erst in Frankreich (besonders Veuillot) und in Holland in Gewächshäusern oder anderen großartigen Anstalten erzielt hat. Dazu brüten augenblicklich, obwohl bereits in der Mitte des Juni, noch je ein oder zwei Pärchen Astrilds, Schönbürzel, gewöhnliche und malabarische Silberfasänchen, und Muskatvögel; von den vorhin genannten befinden sich ebenfalls noch einige in neuen Bruten und die Sperlingspapageien rüsten sich sogar schon zum vierten Male. Allen Anzeichen nach beginnen in diesen Tagen auch die Tropfenfinken oder Diamantvögel, ein Paar Hartlaubszeisige und sogar ein Paar Inseparables zu nisten. Außer der Bastardzucht des grauen Edelfinken hoffe ich auch den sonderbaren dunkelblauen Indigovogel, ebenfalls mit einem Canarienweibchen, zur Zucht zu bekommen; der gemeinsame Nestbau hat wenigstens schon begonnen. Somit sind aus der in den letzten Wochen bis viel über hundert Köpfe angewachsenen Gesellschaft nur wenige Paare, wie die Atlasvögel, beide Wittwenpärchen, die weißköpfigen Nonnen (Maja aus Ost- und Südindien), Korellas und wenige andere, ganz unthätig verblieben. Da diese jedoch theils erst seit kurzer Zeit meine Vogelstube bewohnen, theils die Nistzeit ihrer Heimathländer hier noch nicht erlebt haben, da zugleich einige von ihnen bereits anderwärts in der Gefangenschaft genistet haben, – so darf ich bereits jetzt die feste Ueberzeugung aussprechen: daß alle die in meinem Besitz befindlichen, bis hierher genannten Finken- und Papageienearten ohne Ausnahme sich bei uns züchten lassen werden.
Mit den bisher mitgetheilten Ergebnissen war die Aufgabe meiner Vogelstube jedoch nur zum Theil gelöst; für die im ersten Artikel erörterten Ziele war damit doch noch gar wenig geschehen. Darum begann ich nun auch sofort mit der eigentlichen Zucht für die Wohnstube, das heißt mit Versuchen, durch welche ich dieselben Vögel bei gewöhnlicher Stubentemperatur, in nur mäßig großen gewöhnlichen Heckkäfigen, bei möglichst vereinfachtem Futter und in der Jahreszeit unseres Frühlings zu züchten beabsichtigte. Damit erst würden sie dem Canarienvogel als beliebte Stubengenossen gleichkommen können. Natürlich wählte ich für diese Versuche die in meiner Vogelstube erwachsenen Jungen und zwar vorläufig von den Sperlingspapageien, Amaranthvögeln und Elsterchen und werde die Tigerfinken und alle übrigen, die in der Vogelstube erwachsen, folgen lassen.
Diese Versuche sind noch viel zu jung, als daß ich schon etwas Sicheres darüber veröffentlichen könnte. Dennoch bin ich schon jetzt davon überzeugt: daß sich, in der angegebenen Weise, die Sperlingspapageien zweifellos als herzige, in jeder Hinsicht liebenswürdige Stubenvögel völlig einbürgern lassen werden. Auch von den Amaranths glaube ich dies bestimmt. Zuverlässige Mittheilungen hierüber muß ich mir jedoch für später vorbehalten.