Auszug aus den Anfangs-Gründen aller Mathematischen Wissenschaften/Die Aerometrie
1. Die Aerometrie ist eine Wissenschaft die Luft zu messen.
2. Messen heisset so viel als eine gewisse Grösse zur Eins machen, und die Verhältniß anderer von gleicher Art zu derselben untersuchen.
3. Z. E. wenn ihr das Tuch messen wollet, so nehmet ihr eine gewisse Länge für Eines an, welche ihr eine Elle nennet, und forschet nach, wie vielmal diese Länge in der Länge des Tuches sey. So wenn ihr die Wärme der Luft messen wollet, müsset ihr einen gewissen Grad derselben für Eines annehmen, und ihre Verhältniß zu demselben untersuchen, das ist, fragen, wie vielmal er genommen werden muß, damit euer Grad herauskommet (§. 52. Arithm.).
4. Weil unter dem Nahmen Grösse alles dasjenige verstanden wird, welches vermehret oder vermindert werden kan; so lässet sich alles in der Luft ausmessen, was zu- und abnehmen kan, oder durch einen gewissen Raum ausgedehnet ist.
5. Durch die Luft verstehe ich einen flüßigen Körper, welcher in und über der Erde [267] allen Raum, der von andern Körpern verlassen wird, und leer zu seyn scheinet, einnimmet, wenn er nicht von einem andern gehindert wird.
6. Ich suche hier weiter nichts als eine Eigenschaft zu geben, daraus man die Luft erkennen kan.
7. Wenn ihr die Hand durch einen Raum, der leer zu seyn scheinet, gegen das Gesichte beweget; so werdet ihr wahrnehmen, daß etwas das Gesichte berühret, ohnerachtet die Hand nicht daran kommet. Also muß eine Materie in demselben Raume seyn, die sehr subtil, weil man sie nicht sehen kan, und deren Theile nicht feste zusammenhangen, weil sie die Körper in ihrer Bewegung nicht aufhält, das ist, flüßig ist (§. 2. Hydrost.). Derowegen ist die Luft in der Natur anzutreffen.
8. Ein Körper wird zusammengedrücket, wenn die ihm zugehörige Materie in einen engeren Raum gebracht wird.
9. Ein Körper wird ausgedehnet, wenn die ihm zugehörige Materie durch einen grössern Raum ausgebreitet wird.
10. Die Materie gehöret dem Körper zu, welche mit ihm zugleich wieget, beweget wird, und in der Bewegung an andere Körper anstösset. Die andere Materie aber, die durch den Körper frey durchfliesset, nennen wir fremde Materie.
[268]11. Eine Luft-Pumpe zu machen, das ist, ein Instrument, dadurch man die Luft aus den Gefässen pumpet.[Fig. 1]
1. Lasset einen hohlen Cylinder AB aus Meßing giessen, und inwendig auf das allersorgfältigste auspoliren, damit der Stempel DE auf das genaueste darein passet, und nicht im geringsten etwas Luft darzwischen sich aufhalten kan.
2. Den Stempel DE setzet aus Scheiben von Büffel-Leder, daraus die Degengehänke verfertiget werden, oder auch noch lieber von Hirschleder, das geschmeidiger ist, zusammen, nachdem sie vorher mit Baumöle und ausgekochtem Schweinefette vollgetränket worden, und fasset ihn zwischen zwey meßingenen Platten, deren eine oben in D, die andere unten in E geleget wird. Befestiget ihn an der eisernen Stange CD, welche von C bis D bekammet ist, damit ihr ihn durch Hülfe des eisernen Creutzes ON und des mit ihm an einer Welle befestigten Stirn-Rades leichte heraus und hinein winden könnet.
3. In B löthet eine Röhre BFKL an, in welcher in F der Hahn IHG eingesetzet wird, damit ihr nach Belieben die Pumpe verschliessen und aufmachen könnet. Zu welchem Ende der Hahn einmal quer durchbohret, damit die Luft aus der Röhre LK in den Körper [269] der Pumpe kommen kan; hernach aber nur auf einer Seite etwas schräge hinauf eingebohret wird, damit die Luft aus dem Körper der Pumpe durch die Röhre des Hahnes FH herausgetrieben werden kan. Oben aber ist ein meßingener Stöpsel I, damit die Röhre des Hahnes zugestopfet wird, wenn es nöthig ist.
4. Endlich machet oben an die Röhre KL eine Schraube, damit ihr den Teller PQ, darauf die Gläser gesetzet werden, aus denen man Luft herauspumpen will, imgleichen andere Gefässe, die ihr ausleeren wollet, durch Hülfe einer Mutter aufschrauben könnet.
12. Oben wird ein Kessel gemacht, damit man Wasser hineingiessen kan, wenn die Pumpe nicht Luft halten wolte; ingleichen daß kein Staub und Unflath hineinkommet. Auf die Schüssel wird eine nasse lederne Scheibe geleget, weil die gläserne Glocken, so man darauf setzet, nicht genau genug mit ihr sonst schliessen, und also die Luft durchlassen würden. Wie denn auch alle Röhren mit ledernen Scheiben an ihren Schrauben verwahret werden, die man mit warmen Unschlitt über dem Lichte eingeschmieret. Der Stempel, wenn er strenge gehet, wird mit reinem Baumöle eingeschmieret, der Hahn aber mit Unschlitt über einem Kohlenfeuer.
13. Nehmet eine Lammes-Blase, aus welcher alle Luft heraus ist, ausser die, so hin und wieder zwischen den Falten sich aufhält; bindet sie fest mit einem Bindfaden zu; hänget sie innerhalb einer gläseren Glocke auf, und pumpet aus dieser die Luft; so werdet ihr sehen, daß die Blase immer je mehr und [270] mehr ausgedehnet wird, nicht anders, als wenn wie aufgeblasen würde, je mehr ihr Luft aus der Glocke gepumpet. Lasset wiederum von aussen durch die Hülfe des Hahnes Luft in die Glocke; so wird die Blase wieder wie vorhin auf einmal zusammenfahren, und aussehen als wenn nichts darinnen wäre.
14. Weil in der Blase nichts ist als die wenige Luft, so sich hin und wieder zwischen ihren Falten aufhält; so muß diese nothwendig sich ausdehnen, wenn die umstehende Luft weggepumpet wird (§. 9.). Denn sonst könte sie die Blase nicht so aufblasen. Da sie nun aber sich immer mehr und mehr ausdehnet, je mehr die umstehende Luft ausgepumpet wird; so ist deutlich abzunehmen, daß in der Luft eine Kraft sey, sich gewaltig auszudehnen, und dieselbe auch beständig ihre Würkung hat, wenn ihr nicht etwas widerstehet.
15. Die Kraft, welche die Luft vermögend machet, sich zusammendrucken zu lassen, und wenn das Drucken gehoben wird, sich wieder auszudehnen, wollen wie hinführo die ausdehnende Kraft nennen.
16. Wenn der Stempel DE in der Luft-Pumpe AB hervorgezogen wird; so wird in ihrer Höhle ein leerer Raum, darein von aussen keine Luft kommen kan. Schliesset ihr nun den [271] Hahn GH auf; so dehnet sich die Luft in der Glocke, welche auf den Teller PQ angedrucket worden, aus, und tritt durch die Röhre LKF in die Höhle der Pumpe, bis sie durchgehends gleich dichte ist. Und solchergestalt wird die Luft unter der Glocke dünner, als sie vorher war. Wenn ihr hierauf den Hahn GH umkehret, bis das schrege aufwärts gebohrte Loch der Pumpe entgegenstehet, den Stöpsel I oben herausnehmet, und den Stempel DE in die Pumpe hineinwindet; so wird die Luft durch die Röhre FG und den Hahn GH herausgestossen.[Fig. 1]
17. Küttet an eine grosse gläserne hohle Kugel A eine meßingene kurze Röhre mit einem Hahne und einer Schrauben Mutter B, damit ihr sie nach Gefallen verschliessen, und auf die Luft-Pumpe in L schrauben könnet. Pumpet die Luft heraus, so viel als möglich ist, und schliesset den Hahn zu. Schraubet sie ab, und leget sie auf eine Wage-Schaale; auf die andere Schaale aber so viel Gewichte als nöthig sind, sie in einen genauen wagerechten Stand zu setzen. Hierauf machet den Hahn auf; so werdet ihr die äussere Luft mit einem Geräusche hineinfahren hören, und die Kugel wird einen Ausschlag geben, auch beständig mehr wiegen, als da die Luft ausgeleeret war.[Fig. 4]
18. Weil die Kugel der Wageschaale mehr [272] niederdrucket, wenn sie voll Luft ist, als wenn sie leer ist; so muß die Luft schwer seyn (§. 32. Mech.).
19. Burcherus de Volder hat auf diese Weise gefunden, daß ein Cubicschuh Luft beynahe 1 Untze und 27 Gran oder 507 Gran halte. Vid. quaestiones Academicae de aëris gravitate Thes 48. p. 50 & seqq.
20. Weil die Luft sich zusammendrucken lässet und die obere Luft durch ihre Schwere auf die untere drucket (§. 18. Aerom. & §. 9. Hydrost.); so ist kein Wunder, daß die untere Luft dichter, die obere aber dünner befunden wird.
21. Daher muß die untere Luft von schwererer Art seyn, als die obere; weil mehr derselben in einem Raum enthalten.
22. Was ist es demnach Wunder, daß die Dünste in der oberen Luft hangen bleiben, die durch die untere hinauf steigen (§. 37. Hydrost.)?
23. Die ausdehnende Kraft der Luft ist der Kraft gleich, welche die Luft zusammendrucket.
Die Luft wird von einer kleinen Kraft nicht so enge zusammen gedrucket, als von einer grossen. Derowegen muß sie derselben widerstehen. Sie hat aber eine ausdehnende Kraft, durch welche sie sich, so viel ihr zugelassen wird, auszudehenen trachtet (§. 15.). Darum muß sie durch ihre ausdehnende [273] Kraft derjenigen widerstehen, die sie zusammendrucket (§. 8. Hydrost.). Und weil diese nichts mehr wider sie vermag; so muß sie ihr gleich seyn (§. 13. Hydrost.). W. Z. E.
24. Je mehr also die Luft zusammengedrucket wird, je stärker wird ihre ausdehnende Kraft. Hingegen je dünner sie wird, je schwächer wird sie.
25. Wenn also die Luft zweymal so viel gedrucket wird; so wird ihre ausdehnende Kraft zweymal so stark, als vorhin. Wird sie dreymal so viel gedrucket: so ist sie dreymal so stark, wie vorhin u. s. w.
26. Die ausdehnende Kraft der unteren Luft ist der Schwere der ganzen obern gleich, die auf sie drucket.
27. Und darum können alle Wirkungen von der ausdehnenden Kraft der unteren Luft geschehen, die durch das Drucken von der Schwere der ganzen Luft möglich sind.
28. Füllet eine Röhre, die über 32. Rheinländische Schuh lang ist, mit Wasser. Verstopfet sie oben, daß keine Luft hinein kan, und unten verschliesset sie mit einem Hahne. Richtet die Röhre gerade auf, und setzet den Hahn ins Wasser. Wenn ihr ihn aufmachet, [274] wird das Wasser anfangen herauszulaufen, hingegen bald aufhören, wenn es 31 bis 32 Rheinländische Schuhe hoch stehet.
29. Weil das Wasser, welches in der Röhre hangen bleibet, auf das Wasser in dem Gefässe drucket (§. 9. Hydrost.), und das umstehende Wasser ihm nicht weichet, so ist nöthig, daß es um und um gleichviel gedrucket werde. Nun drucket aber auf das Wasser die Luft (§. 18.). Derowegen muß dieselbe auf eine Circul-Fläche so stark drucken, als ein Cylinder Wasser, der diesen Circul zu seiner Grundfläche hat, und 32 Rheinländische Schuhe hoch ist.
30. Weil die Luft das Wasser in einer Röhre, so oben leer ist, 32 Schuh hoch erhalten kan, das Quecksilber aber 14mal so schwer, als das Wasser ist; so kan sie dasselbe nur den vierzehnten Theil von 32 Schuhen hoch erhalten (§. 18. Hydrost.).
31. Wenn ihr dannenhero eine gläserne Röhre AB, die oben in A zugeschmelzet ist, mit Quecksilber füllet, und in ein Gefässe mit Quecksilber setzet; so wird das Quecksilber aus der Röhre nicht ganz herunterfallen, sondern in derselben beynahe 28 Zoll hoch stehen bleiben; wie Torricellius zuerst wahrgenommen, von welchem sie auch die Torricellianische Röhre genennet wird. Giesset ihr aber auf das Quecksilber in dem Gefässe Wasser; so steiget es höher, weil die Luft mit dem Wasser drucket. Hingegen wenn ihr die Toricellianische Röhre unter eine gläserne Glocke mit einer weiten gläsernen Röhre setzet, und die Luft wegpumpet; so werdet ihr finden, daß das Quecksilber nach und nach herunter fället.[Fig. 3]
[275]32. Aus der gegebenen Grundfläche der Luft-Säule, ihre Schwere zu finden.
1. Multipliciret die Grundfläche der Luft-Säule durch die Höhe des Wassers, so ihr die Wage hält (§. 29.); das Product ist der cörperliche Inhalt einer Wasser-Säule, die mit der Luft-Säule einerley Schwere hat (§. 197. Geom.).
2. Wisset ihr nun, wie schwer ein Cubic-Schuh Wasser ist; so könnet ihr durch die Regel Detri die verlangte Schwere der Luft-Säule finden. (§. 85. Arithm.).
Es sey der Diameter eines Circuls 100’’’
so ist die Fläche | 7850’’’ (§. 134. Geom.) |
Höhe der Wassersäule 3100 | |
785000 | |
23550 | |
Inhalt der Wassersäule | 24335000’’’ |
1000’’ — 64 Pf. — 24335 ’’ 64 97340 146010 1557440
15574401557 Pf. Schwere der Luft-Säule. 1000
33. Wenn eine Kugel im Diameter 1’; so ist die Grundfläche der Luftsäule, die darauf drücket, ein Circul, dessen Diameter 1’ hat, nemlich der gröste Circul der Kugel; und also ihre Schwere 1557 Pf. Dergleichen Säule aber drucket nicht nur von oben, sondern auch von unten. (§. 26. 27.).
34. Wenn ein Gefässe voll Luft ist, vermag die äussere Luft nichts wider dasselbe. Wenn aber die innere ausgeleeret wird, erfolget eine Würkung, welche der druckenden Kraft der äusseren Luft gemäß ist.
Wenn das Gefässe voll Luft ist, die eben so dichte ist, wie die äussere; so ist die ausdehnende Kraft der äusseren gleich (§. 23.). Darum drucket die innere Luft so viel heraus, als die äussere hineindrucket: folgends kan die äussere mit ihrem Drucken wider das Gefässe nichts ausrichten (§. 13. Hydrost.). Welches das erste war.
Wenn aber die innere Luft entweder ganz, oder zum Theil ausgeleeret wird (§. 11.); so wird sie in dem letzten Falle dünner, als die äussere (§. 16.), und daher ihre ausdehnende Kraft geschwächet (§. 24.). Da nun in dem ersten Falle dem Drucken der äusseren Luft gar kein Widerstand geschiehet, in dem andern aber weniger Widerstand gethan wird, als die äussere Luft drucket; so muß allerdings eine Würkung erfolgen, [277] die entweder der ganzen druckenden Kraft der Luft, oder ihrem Ueberschusse über den Widerstand der inneren proportionieret ist (§. 13. Hydrost.). Welches das andere war.
35. Nun werdet ihr die Ursachen begreifen, warum die Glocke an dem Teller so feste hänget, wenn die Luft ausgepumpet wird, daß man sie nicht losreissen kan; warum zwey halbe küpferne Kugeln, wenn man sie zusammengeleget, die Fuge mit ein wenig Unschlitt verschmieret, und die innere Luft heraus gepumpet, so feste zusammenhalten, daß sie auch durch viele Pferde nicht von einander gerissen werden; warum die eckigten Gläser von der äusseren Luft zerdrücket werden, wenn die innere ausgepumpet wird; und warum andere dergleichen Dinge mehr geschehen.
36. Wenn in der Torricellianischen Röhre über dem Quecksilber ein wenig Luft bleibet; so wird dasselbe nicht so hoch darinnen stehen, als wenn sie leer ist.
Wenn die innere Luft so dicke ist, wie die äussere; so kan ihre ausdehnende Kraft allein der äusseren die Wage halten. (§. 23. Aër. & §. 13. Hydrost.). Derowegen muß das Quecksilber vermöge seiner Schwere anfangen zu fallen (§. 13. Hydrost.). Indem dieses geschiehet, dehnet sich die eingeschlossene Luft aus (§. 14.), und, da sie dünner wird, nimmet ihre ausdehnende Kraft ab (§. 24.). Da sie nun nicht mehr der veränderten äusseren Luft die Wage halten kan (§. 13. Hydrost.), muß nothwendig etwas von dem Quecksilber zurücke bleiben. W. Z. E.
[278]37. Weil die Schwere des Quecksilbers und die ausdehnende Kraft der Luft zusammen der äusseren Luft die Wage halten; so muß so viel Quecksilber zurücke bleiben, als der Ueberschuß der Schwere der äusseren Luft über die ausdehnende Kraft der eingeschlossenen ersetzen kan.
38. Und also ist die ausdehnende Kraft der eingeschlossenen Luft der Schwere des Quecksilbers gleich, welches zu dem Cylinder fehlet, der allein mit der äusseren Luft die Wage halten würde.
39. Wenn die Luft schwerer wird; so muß das Quecksilber in der Torricellianischen Röhre höher steigen. Wird sie aber leichter; so muß es niederfallen.
Denn das Quecksilber in der Torricellianischen Röhre hält die Wage mit der Schwere der Luft (§. 30.). Wenn nun diese geringer wird, muß auch die Schwere des Quecksilbers, folgends seine Höhe abnehmen: wird sie aber grösser, so muß auch das Quecksilber höher steigen (§. 13. Hydrost.). W. Z. E.
40. Da alle Tage im Jahre die Höhe des Quecksilbers in der Torricellianischen Röhre (ob zwar nicht viel, doch merklich) verändert wird; so hat man daraus geschlossen, daß die [279] Schwere und also auch die ausdehnende Kraft der Luft vielen Veränderungen täglich unterworfen sey.
41. Daher bedienet man sich dieses Instrumentes, die Veränderung in der Schwere der Luft damit abzumessen; und nennet es BAROMETRVM, oder auch BAROSCOPIVM.[Fig. 5]
42. Die Luft in einem Gefässe durch die Luft-Pumpe zusammenzudrucken.
1. Schraubet das Gefässe AB an die Luftpumpe.[Fig. 4]
2. Kehret das schräge aufwärts eingebohrte Loch in dem Hahne gegen die Höhlung der Pumpe, und nehmet oben den Stöpsel I heraus.[Fig. 1]
3. Ziehet den Stempel der Pumpe DE heraus; so wird die Luft durch den Hahn und die Röhre EB in sie hineintreten.
4. Kehret den Hahn um, daß die Röhre FK offen wird, und verstopfet ihn oben in I.
5. Endlich stosset den Stempel DE wieder hinunter: so wird die Luft durch die Röhre FKL in das Gefässe getrieben, und also in dem Gefässe zusammengedrucket (§. 8.). W. Z. T. W.
43. Die Gefässe, darinnen die Luft zusammengedrucket wird, müssen sehr stark seyn. Denn weil dadurch die ausdehnende Kraft der Luft sehr vermehret wird (§. 24.); so können die Gefässe mit Gewalt zerspringen, und so sie von Glase sind, die Zuseher verletzen.
[280]44. Nehmet eine Blase, darinnen ganz wenig Luft ist, und bindet sie zu. Haltet sie über ein Kohlenfeuer, doch nicht zu nahe, daß sie nicht verbrennet; so werdet ihr sehen, daß sie gewaltig ausgedehnet wird, und endlich mit einem grossen Knalle zerspringet. Nehmet ihr sie aber eher von dem Feuer weg; so fället sie nach und nach wieder zusammen.
45. Die innere Luft in der Blase dehnet sich aus, wenn sie warm wird (§. 9.). Da nun die äussere Luft ihr nicht widerstehen kan; so muß die Kraft, dadurch sie sich ausdehnet (§. 15.), stärker werden, als die Schwere der äusseren Luft ist (§. 13. Hydrost.). Derowegen ist klar, daß die ausdehnende Kraft der Luft durch die Wärme vermehret wird.
46. Weil aber die Blase wieder zusammenfället, wenn die Wärme weggehet; so muß die ausdehnende Kraft der Luft durch die Kälte vergeringert werden.
47. Wenn ihr demnach eine gläserne Röhre BC mit Wasser füllet, die Kugel aber AB voll Luft lasset, und die Eröffnung der Röhre C in ein Gefässe mit Wasser FE setzet; so wird das Wasser in der Röhre BC in die Höhe steigen, wenn es kalt wird, hingegen herunterfallen, wenn es warm wird: weil in dem ersten Falle die Luft in der Kugel [281] sich zusammenziehet, in dem andern aber sich ausdehnet.[Fig. 2]
48. Man hat anfangs dieses Instrument gebrauchet, die Veränderungen der Wärme und Kälte in der Luft abzumessen, und es Thermometrum, oder mit besserem Rechte Thermoscopium genennet, wiewohl man anstatt des Gefässes noch eine Kugel an die Röhre gemacht, die ein kleines Löchlein hatte. Allein weil auch die Schwere der Luft durch ihre Abwechselungen viele Veränderungen verursachen kan (§. 29. 40.); so hat man auf andere Erfindungen gedacht.
49. Ein Wetterglas zu machen, darinnen man die Veränderungen der Wärme und Kälte in der Luft wahrnehmen kan.
1. Schneidet etwas weniges von der Radice Curcumae, oder auch Anchusae, und giesset guten rectificirten Spiritum Vini darauf, der Pulver anzündet; so wird er sich von der ersten Wurzel gelbe, von der andern aber roth färben.
2. Decket über ein Weinglas ein Löschpapier, drücket es mitten etwas tief hinein, und giesset den Spiritum Vini darauf, damit er sich filtrire und das Dicke zurücke bleibe. Wenn ihr ihn recht klar haben wollet, könnet ihr ihn etliche mal filtriren.
3. Mit diesem filtrirten Spiritu füllet eine gläserne Kugel mit einer Röhre ABC.[Fig. 6] Damit ihr aber nicht zu wenig hineinfüllet, und der Spiritus des Winters ganz in die Kugel tritt; so setzet die Kugel in gesalzenen Schnee, oder geschabetes und scharf gesalzenes Eis, oder in [282] frisches Brunnenwasser, darinnen viel Salpeter aufgelöset worden, und lasset sie so lange darinnen stehen, bis der Spiritus in der Röhre nicht weiter hinunter fället.
4. Wenn er noch zu weit über der Kugel stehet; so giesset etwas ab, und setzet die Kugel in siedend Wasser, doch nicht behende, sondern lasset sie vorher über dem Dampfe des Wassers nach und nach warm werden, damit sie nicht zerspringe; dann wird der Spiritus in der Röhre in die Höhe steigen, und die Luft herausjagen. Doch wenn in dem Spiritu keine Bläselein aufzusteigen beginnen, müsset ihr die Kugel aus dem Wasser nehmen, weil sonst der Spiritus, ehe ihr es euch versehet, herauslaufet.
5. Endlich schmelzet die Röhre ober in C an einer starken Lampe zu, und
6. an dem Gestelle machet neben die Röhre eine Eintheilung in so kleine Theile, als ihr nur könnet.
So ist das Instrument fertig.
Denn weil die Erfahrung lehret, daß der Spiritus Vini sich von der Kälte zusammenziehet, von der Wärme aber aus einander getrieben wird, so werdet ihr aus diesem Instrument schliessen können, daß die Kälte zunehme, wenn der Spiritus in der Röhre fället; hingegen daß es warm werde, wenn der Spiritus in der Röhre steiget. Derowegen ist es ein Wetterglas, darinnen ihr die Veränderung [283] der Wärme und der Kälte in der Luft wahrnehmen könnet. W. Z. E.
50. Wenn der Spiritus tief fället, so könnet ihr zwar schliessen, daß es sehr kalt wird, und wenn er hoch steiget, daß es sehr warm wird; allein ihr könnet doch nicht wissen, wie vielmal z. E. der Grad der heutigen Wärme in dem Grade eines andern Tages enthalten sey. Und demnach ist dieses Wetterglas kein Instrument, dadurch ihr die Wärme abmessen könnet (§. 2.).
51. Unerachtet aber die Veränderungen in demselben sehr empfindlich sind, zumal wenn die Röhre sehr subtil ist, so daß der Spiritus merklich steiget, wenn ihr die Kugel nur in die Hand nehmet, und bald wiederum fället, wenn ihr sie aus der Hand wegthut: so werdet ihr doch befinden, daß wenn bey recht kalten Winter-Tagen der Spiritus einmal tief gefallen, er nicht bald wieder steigen kan, sondern noch tief stehen bleibet, wenn die Kälte schon ziemlich nachgelassen.
52. Insgemein theilet man zweyerley Grade ab, deren einige das Steigen der Wärme, die andere das Fallen der Wärme oder das Zunehmen der Kälte zeigen. Man träget aber das Wetterglas in einen Keller, lässet es über Nacht darinnen stehen, und merket, wo der Spiritus stehet. Von dem Puncte an, als dem Grade der gemäßigten Wärme, zählet man aufwärts die Grade der Wärme, niederwärts aber die Grade der Kälte.