BLKÖ:Saint Ignon, Johann Graf

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 28 (1874), ab Seite: 79. (Quelle)
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Saint Ignon, Johann Graf (k. k. General-Major und Ritter des Maria Theresien-Ordens, geb. zu Pondrecy im Luxemburgischen im Jahre 1721, gest. 5. Jänner 1763). Sein Vater Franz (gest. 1750)[WS 1] war General und Inhaber des 4. Kürassier-Regiments. Der [80] Sohn Johann, allem Anschein nach ein Bruder des Grafen und auch Theresien-Ritters Joseph [siehe den Folg. S. 81], trat in das Cavallerie-Regiment seines Vaters, in welchem er bereits im Alter von 25 Jahren, 1746, Major, in jenem von 36 Jahren, Oberst war. Bei Kollin erkämpfte er sich das Maria Theresienkreuz durch beispiellose Tapferkeit. Er stand mit seinem Kürassier-Regimente hinter dem Infanterie-Regimente Erzherzog Karl Nr. 2 aufgestellt. Bereits begann das Regiment, von dem heftigen Feuer der preußischen Uebermacht erschreckt, zu wanken, als Oberst Saint Ignon Befehl erhielt, dem Regimente zu Hilfe zu eilen. Ein tiefer weitlaufender Hohlweg lag vor der Front des Regiments. Oberst S. setzte über denselben und forderte seine Leute auf, ihm zu folgen, aber nur Wenigen derselben war es gelungen, den Hohlweg zu übersetzen und mit einem Male sah sich Oberst S. mit nur 40 seiner Leute auf der andern Seite desselben. Da kamen zwei von den Preußen geworfene Escadronen des Dragoner-Regiments Portugal zurück. Diese rief Graf S. zu erneuertem Kampfe auf und sie schlossen sich sofort an den Oberst, dessen bekannte Tapferkeit ihnen Vertrauen erweckte, an, hieben nun neuerdings auf die Preußen ein, warfen sie, nahmen ein halbes Bataillon gefangen, erbeuteten zwei Kanonen, einen Munitionskarren und zwei Fahnen, von denen eine der Graf mit eigener Hand dem Fahnenträger entrissen hatte. Aber nicht von Dauer war dieser Triumph. Die feindliche Cavallerie sprengte den Ihrigen zu Hilfe, Oberst Saint Ignon erhielt sieben Säbelhiebe, zwei schwere auf den Kopf, ohne jedoch den Kampf aufzugeben, bis er von den Seinigen mit Gewalt aus dem Gefechte gebracht wurde, um verbunden zu werden. Kaum doch war der Verband bewerkstelligt, als er sich sofort auf’s Pferd heben ließ und zu seinem mittlerweile in große Unordnung gerathenen Regimente sprengte. Dasselbe rief er zu erneuertem Kampfe auf, das Beispiel der blutenden Helden wirkte und der unter diesen Umständen wieder aufgenommene Kampf endete mit siegreicher Entscheidung für die Unseren. Bei Leuthen, am 5. December 1757, hielt der Graf durch zwei volle Stunden im heftigsten Artilleriefeuer Stand. Den Feldzug des Jahres 1758 machte S. bereits als General-Major mit. Während der Belagerung von Olmütz führte der Graf zwei Waffenthaten aus. Die erste bei Drillitz, wo die Preußen unser Dragoner-Regiment Württemberg, eben im Momente, ein Defilé zu passiren, überfielen. In diesem bedenklichen Augenblicke, da das Regiment gar nicht mehr Zeit fand, aufzumarschiren, warf sich S. auf die Preußen, schlug sie zurück und sprengte einen Theil von ihnen in einen Morast. Die zweite war der Ueberfall, den S. am 18. Juni bei Holitz und Wisternitz ausführte, auf welchen zwei Posten der preußische General Mayer commandirte. Bei diesem Ueberfall traf General Saint Ignon so umsichtige Vorkehrungen, daß die Vorhut des preußischen Generals Mayer in aller Stille aufgehoben und am nächsten Tage bei Tagesanbruch das Lager des Generals Mayer bei Wisternitz überfallen wurde. Die Niederlage war eine vollkommene. Außer vielen Todten wurden 200 Preußen gefangen, 500 Pferde und ein großer Theil des Lagers erbeutet. Ebenso gelang der Ueberfall des Postens bei Holitz. Von der preußischen Reiterei wurden über 200 niedergemacht und über hundert Mann gefangen. Als Feldmarschall Graf Daun am 19. und 20. September 1758 in seinem [81] Hauptquartiere zu Gießhübel das Ordens-Capitel versammelte, wurde auch dem Grafen Saint Ignon das Ritterkreuz zuerkannt und er mit demselben in der 3. Promotion am 4. December g. J. zu Prag feierlich geschmückt. Noch einmal, im Jahre 1759, bei Torgau bewährte der Graf seine öfter erprobte Tapferkeit. Aber ehe noch der siebenjährige Krieg durch den Hubertsburger Frieden (15. Februar 1763) seinen Abschluß fand, starb der tapfere General drei Wochen früher im Alter von erst 42 Jahren.

Hirtenfeld (J. Dr.), Der Militär-Maria Theresien-Orden und seine Mitglieder (Wien 1857, Staatsdruckerei, kl. 4°.) S. 63 u. 1728. – Großes vollständiges (sogenanntes Zedler’sches) Universal-Lexikon (Halle und Leipzig, Joh. H. Zedler, kl. Fol.) Bd. XXXIII, Sp. 1848.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Dieser starb am 19. Juli 1745 an der in der Schlacht bei Hohenfriedberg erlittenen Verwundung