BLKÖ:Daun, Leopold Joseph Maria Graf, Fürst von Thiano

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Dauthage, Adolph
Band: 3 (1858), ab Seite: 168. (Quelle)
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Daun, Leopold Joseph Maria Graf, Fürst von Thiano (Feldmarschall, Ritter des goldenen Vließes, erstes Großkreuz des Mar. Theresienordens, geb. zu Wien 25. Sept. 1705, gest. 5. Febr. 1766). Sohn des Feldmarschalls Wirich Philipp Graf v. Daun[WS 1] (geboren 19. Oct. 1668, gest. in Wien 30. Juli 1741), unter dessen Leitung er für den Waffenstand erzogen wurde. Der Krieg in Sicilien (1718–1720) bot die erste Gelegenheit zur Thätigkeit, zur Entwickelung seiner militärischen Talente. In den Feldzügen in Italien und am Rhein (1734–1735) diente er schon als Oberst im Inf.-Reg. seines Vaters Nr. 56 und im Kriege gegen die Türken (1737–1738) bekam Daun bereits Bedeutung. In der Schlacht von Krotzka war er unter den Verwundeten, aber auch unter den ausgezeichneten Generalen, und erhielt als Belohnung das 59. Inf.-Reg. (November 1740), nachdem er schon am 22. April 1737 Generalmajor und im März 1739 Feldmarschall-Lieutenant geworden war. Nach der Schlacht bei Molwitz 1741 behauptete sich Daun in seiner Stellung in Schlesien. Hierauf wohnte er (1742) dem berühmten Zuge, wodurch Prinz Karl von Lothringen den Marschall Broglie über Pisek und Tein unter die Kanonen von Prag trieb, und der Belagerung dieser Hauptstadt (1742 und 1743) bei, durch welche Maillebois’ Vereinigung mit den Eingeschlossenen verhindert wurde, und Baiern wieder in die Gewalt der Oesterreicher kam. Nach Vollziehung des Auftrags, die Franzosen aus dem stark befestigten Dingelfingen [169] zu vertreiben, wobei er die Stadt mit Sturm nahm und über 1000 Franzosen auf dem Platze blieben (16. Mai 1743); eroberte er Landau, folgte dann dem Feldmarschall Khevenhüller an den Rhein, der ihm im Tode noch ein Zeichen erhöhter Achtung durch das Vermächtniß seiner Handschriften gab. Auch Khevenhüllers Nachfolger Gen. Traun verwendete D. bei den bedeutendsten Unternehmungen des Feldzuges von 1744 und die Grenadiere erbaten sich Daun von dem Prinzen Karl, als sie die Rheininsel bei Stockstadt besetzten, zum Anführer. Besondere Umsicht bewies D. bei dem in Folge des unvermutheten Einfalls der Preußen in Böhmen nöthig gewordenen Rückzuge über den Rhein und als er die Franzosen, die ihn bei Ludwigsburg angriffen, tapfer schlug. Auch focht er ausgezeichnet in den Schlachten bei Torgau (15. Juni 1745) und Trautenau (30. Aug. dess. J.), in welch’ letzterer er zum FZM. ernannt wurde. Der Aachner Friede (30. April und 23. Oct. 1748) machte diesen Kämpfen ein Ende. Den Frieden benützte D. zur Reorganisation des östr. Heeres, die er mit Energie vornahm und ausführte. In dieser Zeit wurde D. Stadt-Commandant von Wien (1751), General-Director aller kaiserl. Militär-Akademien (1752), Ritter des goldenen Vließes (1753) und Gen. FM. (1754). Die Verbesserungen des österr. Kriegswesens, welche D. vornahm, waren aber verhältnißmäßige Vermehrung der Artillerie, welche unter der Leitung des Fürsten Wenzel Liechtenstein auf jenen Grad der Vollkommenheit gebracht ward, daß sie selbst die Preußen zur Bewunderung zwang; die Verbesserung der Infanteriegewehre, welche mit eisernen Ladstöcken versehen wurden, da sie vorher nur hölzerne hatten; die Anordnung periodischer Dienstlager, um die Truppen in den Waffen und Evolutionen zu üben; die Einführung eines gleichförmigen Dienst-Reglements, welches als das sogenannte Daun’sche Reglement (1749) eine der merkwürdigsten Epochen der östr. Armee bildet. „Das sind nicht mehr die alten Oesterreicher,“ sagten die preußischen Veteranen bei Lobositz. Doch mit diesen Aeußerlichkeiten begnügte sich D. nicht; Gehorsam, Ordnung, Sittlichkeit zum Gemeinsinn des Heeres zu machen, die vorhandenen schon entwickelten Talente in ihren Wirkungskreis zu bringen, und denen der künftigen Generation den Weg zur wissenschaftlichen Bildung zu eröffnen – dieses war das Ziel, auf welches der große Kriegsmann seinen tief dringenden Blick heftete; aus solchen Motiven entstand das Cadettenhaus in Wiener-Neustadt, über welches D. selbst (1752) die erste Aufsicht führte. Die glücklichen Folgen dieser Reformen bewährten sich bald im darauffolgenden siebenjährigen Kriege. Browne war geschlagen, die österreichische Armee in Prag eingeschlossen; alle Hoffnung war auf Daun gerichtet und die Schlacht bei Kollin (18. Juni 1757) verewigte seinen Namen; 7000 Preußen waren geblieben, 8000 gefangen, der ganze Verlust betrug 20,000 Mann, 22 Fahnen, 45 Kanonen, 2 Generale; vergebens versuchte der König von Preußen ihn aus dem Felde zu schlagen, um nach dem bekannten Tagsbefehl „Friede unter den Wällen von Wien zu machen“, vielmehr hat D. den König gezwungen, in aller Eile Böhmen zu verlassen. Daun hatte in dieser entscheidenden Schlacht zwei Pferde unter dem Leibe verloren, einen Prellschuß am Arme und eine Contusion am Rückgrat erhalten; aber der Lohn dieses schönen Tages war auch das Großkreuz des hohen Ordens, der den Tag von Kollin für alle Zeiten verewigt, des Mar. Theresienordens. Die Stände Oesterreichs verehrten ihm unter andern kostbaren Geschenken eine vergoldete [170] silberne Tasse, in welcher die Schlacht gravirt dargestellt ist. Nach der unglücklichen Schlacht von Leuthen (25. Oct. 1757) erhielt D. das Obercommando der Armee, das er bis zu dem im J. 1763 erfolgten Frieden behielt. Zu den Glanzpuncten dieses Kampfes gehören die fruchtlose Belagerung von Olmütz durch den König Friedrich II., die Schlacht von Hochkirch (1758), in welcher der preuß. General Keith fiel, die Zahl der feindlichen Todten, Verwundeten u. Gefangenen 12000 Mann betrug und 120 Kanonen nebst dem ganzen preuß. Lager erbeutet wurden; – die Umzingelung der preuß. Armee von 16,000 Mann bei Maxen (1759), welche so glücklich gelang, daß kein Mann dem Könige Nachricht von diesem Vorfalle bringen konnte; – die Behauptung Dresdens (1760), begleitet von der Waffenstreckung von 16,000 Preußen, darunter 9 Generale, 500 Officiere, 24 Standarten, 96 Fahnen, 60 Kanonen, das ganze Lager – und die Schlacht von Torgau, in welcher die Preußen 18,000 Mann verloren, welche aber durch die auf Möllendorfs Rath genommenen Höhen von Siptiz um alle Erfolge kam, ja sogar von den übelsten Folgen hätte begleitet werden können. (Welcher kleine Zufall hier entscheidend wirkte, siehe in den Quellen V). Die Geschichte dieses Krieges rechtfertigt das große in ihn gesetzte Vertrauen der Kaiserin. Auch D. besaß Feinde, die es an Vorwürfen über manche seiner Handlungen nicht fehlen ließen; aber man vergesse nie zu bedenken, daß D. alle seine Unternehmungen nach jenen dreier verbündeter Heere, der Russen, Franzosen und der Reichsarmee einrichten mußte, nichts Hauptsächliches ohne vorläufige Genehmigung durchführen durfte; von jedem seiner Schritte strenge Rechenschaft zu geben gehalten war, während sein königlicher Gegner nach eigenem Gutdünken augenblicklich handeln konnte. Dieß die Ursachen jener rühmlichen ihm oft vorgeworfenen Vorsicht, wofür D. selbst folgende zwei gewichtige Erklärungsgründe gab. Erstens wollte er durch keinen seiner Schritte die Kaiserin je in die traurige Nothwendigkeit versetzen, einen schnellen wohl gar nachtheiligen Frieden schließen zu müssen. Zweitens wollte er nach Beendigung des Krieges ein eben so gutes als schönes Heer zurückgeben, als er übernommen hatte, denn das Haus Oesterreich war bisher nur aus dem Grunde meistens gezwungen Frieden zu schließen, weil es am Ende gemeiniglich an Truppen fehlte. Noch während des letzten Feldzuges hatte D. das Präsidium des Hofkriegsrathes angetreten. In diesem Wirkungskreise war er nun bemüht, alle Erfahrungen und Beobachtungen aus den 7 Feldzügen auf seine früheren Verbesserungs-Anstalten anzuwenden, wodurch er sich auch durch Josephs II. Beifall belohnt und hinter sich einen Nachfolger (Lascy) sah, der ihm verbürgte, daß die Arbeiten, zu denen er die Bahn gebrochen hatte, nicht unvollendet bleiben würden. Hormayr entwirft folgendes Bild von D.: „Dauns Physiognomie war ganz unbedeutend. Ruhe, Schlendrian und Genuß, mehr konnte nur ein Schmeichler in diesen Zügen lesen. Gleichwohl war er über die Mittelmäßigkeit weit erhaben, seinem Vaterlande und seinem Monarchen mit Gut und Blut zugethan, unbestechlich, überaus mäßig, ein kalter Verächter persönlicher Gefahr, wohlerfahren in den Künsten des Krieges und Friedens und selbst des Hoflebens, den verführerischen Spielen der Einbildungskraft ganz unzugänglich, biegsam und schlau, Kopf und Herz kalt. ... Die Armee achtete, aber sie liebte ihn nicht; denn mitten im Lager blieb er derselbe, wie in der Antichambre, ernst, abgemessen, spähend, ein Feind des fröhlichen Muthwillens, [171] den man dem Soldaten als Entschädigung für tausendfältiges Ungemach wohl gönnen mag und der nicht selten mit dem Geiste eines Heeres zugleich steht und zugleich fällt“. Daun war mit Josepha Gräfin von Fuchs zu Bimbach und Dornheim, verwitweten Gräfin Nostitz-Rieneck vermält. Aus dieser stammten drei Kinder (siehe unten in den Quellen: VIII. Genealogie).

I. Quellen.[BN 1] Ueber Leopolds Vater: Wirich Philipp Lorenz Graf von Daun vergleiche Ritter von Rittersberg (Johann), Historischer Militär-Almanach des 16., 17., 18. und 19. Jahrhunderts (Prag 1825, 8°.) S. 287. – Ersch (J. S.) u. Gruber (J. G.), Allgem. Encyklopädie der Wissenschaften und Künste (Leipzig 1822, Gleditsch, 4°.) I. Sect. 29. Bd. S. 124. – Oestr. National-Encyklopädie (von Gräffer und Czikann), (Wien 1835, 6 Bde.) I. Bd. S. 684. – Oestr. Militär-Konversations-Lexikon. Herausgeg. von J. Hirtenfeld und Dr. Meynert (Wien 1851) II. Bd. S. 14. – Porträte. 1) Unterschrift: Wiricus Philippus Lorentius Comes de et in Daun. S. C. M. Camerar. Generalis Campi Armament. etc. (Ch. Weigel excudit, kl. Fol.). – 2) Ohne Unterschrift (H. Ferroni pinxit et del., kl. Fol.). – Ueber den Feldmarschall Leopold Joseph Maria Graf von Daun. Im Geburtsdatum weichen einzelne Quellen ab, im Todesdatum 5. Februar 1766 stimmen alle überein, mit Ausnahme Wigands, der irrig das Jahr 1776 statt 1766 ansetzt. – Leben und Thaten des Grafen von Daun oder der deutsche Fabius Cunctator (Frankfurt 1759, 4°.). – Klein (Karl)], Oratio in laudem comitis L. Daun (Wien 1758, 8°.). – Henderson (Andrew), Memoirs of the Field-Marshal L. count Daun(London 1757, 8°.). – Ersch (J. S.) und Gruber (J. G.), Allgemeine Encyklopädie der Wissenschaften und Künste (Leipzig 1822 u. f., Gleditsch, 4°.) I. Sect. 23. Bd. S. 199 von Rese. 29. Bd. S. 126. Nachträge von Stramberg. – Luden, Deutsche Geschichte. – Archenholtz, Geschichte des siebenjährigen Krieges. – Geständnisse eines östr. Veterans (von Kuniaczo) 4 Thle. (Breslau 1788–1791, gr. 8°.). – Hormayr (Joseph Freiherr von). Oestr. Plutarch (Wien 1807, Doll) IV. Bd. S. 82–109 [gibt den 24. Sept. 1705 als D.’s Geburtstag]. – Hirtenfeld (J. Dr.), Der Militär-Maria-Theresien-Orden und seine Mitglieder. Nach authentischen Quellen bearbeitet (Wien 1857, Staatsdruckerei, Lex. 8°.) S. 33 [nach diesem geb. 25. Sept. 1705]. – Bornschein (Adolph), Oestr. Cornelius Nepos (Wien 1812, kl. 8°.) S. 45 [nach diesem geb. 25. Sept. 1705; meldet unter Anderem: daß nach seinem Tode die Kaiserin seinem Sohne ein auf 180,000 fl. geschätztes Souvenir übersandt habe, auf dessen einer Seite ihr erhabenes Bildniß, auf der andern das seines Vaters mit dem Plane der Schlacht von Kollin und der Inschrift stand: Protector patriae]. – Morgenstern (Raphael), Oesterreichs Helden des 17. und 18. Jahrhunderts (St. Pölten 1783, Lorenz, 8°.) S. 267 [nach diesem geb. 24. Sept.]. – Rittersberg (Joh. Ritter von), Hist. militär. Almanach des 16., 17., 18. u. 19. Jahrhunderts (Prag 1825, 8°.) S. 49. – Oestr. National-Encyklopädie (von Gräffer und Czikann), (Wien 1835, 6 Bde.) I. Bd. S. 684 [nach dieser geb. 25. September 1705]. – Pest-Ofener Zeitung 1857, Nr. 139 im Feuilleton [anläßlich der Besprechung des Werkes von Dr. J. Kutzen „Vor hundert Jahren.“ Theilt auch den berühmten Brief der Kaiserin mit der Aufschrift: „Den 18. Juni Geburtstag der Monarchie“ mit, mit welchem die erlauchte Fürstin dem Helden die Insignien des Großkreuzes ihres Ordens schickte]. – Wigands Conversations-Lexikon für alle Stände (Leipzig 1847, O. Wigand, Lex. 8°.) III. Bd. S. 803 [nach diesem gestorben zu Wien 1776). – Meyer (J.), Das große Conversations-Lexikon für gebildete Stände (Hildburghausen 1845, Bibl. Inst., Lex. 8°.) VII. Bd. 3. Abth. S. 1026 [nach diesem geb. 25. September 1705]. – Austria. Oestr. Universal-Kalender für das gemeine Jahr 1858 (Wien, Klang, gr. 8°.) S. 39–42. – (Brockhaus) Conversations-Lexikon (10. Auflage) IV. Bd. S. 624 [nach diesem geboren Wien 25. September 1705]. – II. Porträte. 1) Unterschrift: Daun. (J. Blaschke sc.) in Hormayrs Plutarch. – 2) Unterschrift: Leopold Joseph Maria Reichsgr. von Daun, Röm. Kays. General-Feldmarschall (E. Henne sc., 32°.). – 3) Unterschrift: Leop. Gr. v. Daun. (Kilian p. 1826, Bolt sc. Zwickau, b. d. Gebr. Schumann, 4°.). – 4) Unterschrift: Léopold comte de Daun, generalissime des armées de S. M. I. (gravé par Petit). – III. Medaille: Auf die Aufhebung der Belagerung von Olmütz erschien eine Medaille. Avers: des Grafen Brustbild mit der Umschrift: Leop. Comes de Daun, Germanorum Fabius Maximus. Revers: Abbildung einer Festung mit der Umschrift: Ollmutium ab obsidione Prussica liberat. 2. Jul. 1758. [172] Cunctando vicisti, cunctando vincere perge. – IV. Monumente. In der Todtencapelle der Augustiner Hofkirche zu Wien befinden sich die Denkmale des Vaters Wirich Philipp Lorenz Grafen v. Daun und des Sohnes Leopold Joseph Maria. Ersteres ließ der Sohn seinem Vater errichten, führt dessen wichtigste Thaten an und beginnt mit den Worten: Heroum est annos sic numerare suos … Das Monument des Sohnes (Leopold) ließ Maria Theresia aufstellen; es ist von Anton Moll gearbeitet. Auf der Inschrift heißt es: „Patriae liberatori“ und die ruhmreiche Waffenthat von Kollin ist darauf dargestellt. Am 5. Oct. 1809 trat Abends unter Fackelbeleuchtung Napoleon, begleitet von Duroc und Rapp in diese Todtencapelle vor Dauns Denkmal. Nachdem er einige Zeit mit seinen Gefährten über die Schlacht von Kollin, über die Aehnlichkeit, welche sie mit jener von Austerlitz gehabt, gesprochen hatte, machte er eine wegwerfende Bewegung mit der Hand und rief aus: „Da liegt er nun! Es ist doch Alles eitel und vergeht wie Rauch!“ – V. Schlacht von Torgau. Hier dürfte eines wenig bekannten Umstandes – der eine wichtige Rolle in der Kriegsgeschichte spielt, – gedacht werden. Die Schlacht hatten anfänglich die Preußen verloren, aber durch die von ihnen später genommenen Höhen von Siptitz gewonnen. Daun, der sehr gut einsah, daß der Schlüssel seiner Stellung auf diesen Höhen lag, hatte den Damm, der allein dahin führte, mit 12 Stück schweren Geschützes gesperrt. Den dabei angestellten Officieren, einem Hauptmann und einem Lieutenant – Letzterer war der Vater des nachherigen Grafen und Generalen Gneisenau – befahl er selbst bei Verlust ihres Kopfes diesen Posten nicht zu verlassen. Als Graf Daun verwundet das Schlachtfeld verlassen mußte, folgte ihm O’Donnell im Commando und machte das bekannte Rechtsschließen. Wie dies an diese Batterie kam, blieb der Hauptmann stehen, indem er sich auf D.’s Befehl bezog. O’Donnell ergriff sein Pistol und rief: „Herr, ich schieße Sie nieder! Wissen Sie nicht, daß Daun blessirt ist und ich jetzt der Commandirende bin.“ Nun riefen die beiden Officiere einige ihrer Kameraden von dem nahestehenden Darmstädtischen Reichs-Contingent zu Zeugen: daß ihnen Gewalt geschehe und befolgten O’Donnels Befehl. Sobald Daun Nachricht von der verlornen Schlacht erhielt, ließ er die beiden Officiere in Verhaft nehmen und vor ein Kriegsgericht stellen und nur durch die eidliche Aussage der Darmstädtischen Officiere erhielten sie ihr Leben. – VI. Dauns Testament. Sein Haupterbe wurde sein einziger Sohn. Der Gräfin Pallfy vermachte er, was sich an Kisten und im Sterbezimmer vorfinden würde. Den goldenen, von der Kaiserin von Rußland empfangenen Degen widmete er zu einem Majorat; seine militärischen Schriften, Risse, Plane, auch diejenigen, so er von dem FM. Khevenhüller ererbt, vermachte er dem Hofkriegsrathe, doch solle Lascy die Doubletten erhalten. Reichliche Vermächtnisse sicherten die Zukunft seiner Dienerschaft. Das schöne Palais, das er in Laxenburg besaß, erkaufte gleich nach seinem Tode die Kaiserin um 40,000 fl. – VII. Friedrich der Große über Daun. In seinen an Fouquet (1758) geschriebenen Anmerkungen steht das Folgende: „Noch kein Feldherr wußte seiner Armee ein so schreckbares Ansehen zu geben, welche überdies noch Tücken und Hinterlist im Busen trägt. Die Oesterreicher arbeiten jetzt nach den sichersten Grundsätzen. Ihre Taktik steckt voll Kunst. Die geschickte Art Lager zu schlagen ist ihnen eigen. Sie kennen alle Gegenden wie Eingeborne und alle ihre Anstalten sind trefflich. Sie gehen mit behutsamer Kühnheit allezeit zu Werke und unternehmen nichts, wo sie nicht wenigstens die Wahrscheinlichkeit für sich haben. Man kann sie, wollen sie nicht selbst, zu keiner Schlacht zwingen. Niemals trifft man sie in einer widrigen Lage an, und sie setzen sich immer also, daß man ihnen nirgends beikommen kann. Hierin übertreffen sie alle Alten: daß sie ihre Armee so künstlich ordnen, daß sie auch die unbeträchtlichsten Vortheile des Platzes benützen. … Schämen wir uns nicht, das Große der Kunst und das Vortheilhafte unseren Feinden abzulernen. Vorzüglich müssen wir ihre Art annehmen: Lager zu schlagen, eine zahlreiche Artillerie geschickt zu vertheilen und wie man der Schlacht ausweiche, wenn man nicht schlagen will. Sie haben treffliche Eintheilungen bei ihren Truppen und erfahrene Anführer. Kurz an Menge und Tapferkeit kommen sie uns am nächsten, nur sind sie noch behutsamer als wir.“ Dieses Urtheil des Kriegsmeisters des 18. Jahrhunderts ist eine Inschrift des Helden im Buche der Geschichte. – VIII. Genealogie. Ueber die Familie Daun vergleiche: Ersch (J. S.) und Gruber (J. G.), Allgemeine Encyklopädie der Wissenschaften und Künste (Leipzig 1822 u. f., Gleditsch, 4°.) I. Section 23. Bd. S. 199 von Rese und 29. Bd. S. 126. Nachträge von Stramberg. [Ein sehr ausführlicher Artikel von dem in neuester Zeit gern gelesenen Rheinischen Antiquarius (von Stramberg), welcher die Genealogie der [173] Daun’schen Familie erschöpfend behandelt und zwar die Linie in Bruch (S. 117), – die Linie in Falkenstein (S. 118), – die Linie in Oberstein (S. 119), – die Linie in Zievel (S. 122), – die jüngere Wirich Philipp’sche Linie (S. 123), von welcher Wirich Philipp Lorenz, Feldmarschall (geb. 19. Oct. 1668, gest. zu Wien 30. Juli 1741) und Leopold Joseph Maria (siehe den Artikel d. Lex.) abstammen; – die Richard’sche Linie (S. 126) und die jüngste Heinrich Dietrich’sche Linie (S. 127)]. Die Familie der Daun (Duna) ist ein altes, aus dem Gebirgslande der Eiffel stammendes Geschlecht. Ein Adalbero de Duna erscheint als Zeuge in des Erzbischofs Udo von Trier Urkunde für das St. Simeonsstift vom Jahre 1075, sowie im Stiftbriefe der Abtei Springiersbach vom J. 1107. – Philipp Ernst, k. k. Oberst († im Jänner 1671) wurde mit seinem Bruder Johann Jakob († 1660) am 13. December 1655 vom Kaiser Ferdinand III. in den Reichsgrafenstand erhoben. Philipp Ernsts älterer Sohn: Wilhelm Johann Anton (gestorben 1706), FML., wurde 1657 niederöstr. Landstand, erhielt später das Incolat von Böhmen, 1688 jenes von Ungarn. Am 28. Dec. 1685 erhielt er ein neues Reichsgrafen-Diplom, weil jenes vom Jahre 1655 – wie es im Diplome heißt – in den türkischen Kriegsunruhen verloren gegangen. Drei Söhne desselben aus der zweiten Ehe mit Anna Maria Magdalena Gräfin von Althann pflanzten das Geschlecht fort und stifteten drei Linien. Wirich Philipp Lorenz die ältere Hauptlinie;Heinrich Richard Lorenz die später in Baiern blühende, zu Anfang dieses Jahrhunderts erloschene, auch die Reichard Daun’sche genannte Linie – und Heinrich Dietrich Martin Joseph die jüngste mährisch-österreichische Linie.Aeltere Linie: Graf Wirich Philipp Lorenz (geb. 19. October 1668, gest. 30. Juli 1741) erhielt 1710 das neapolitanische Fürstenthum Thiano und war 1713 Vicekönig von Neapel und Sicilien. Dessen jüngerer Sohn aus der Ehe mit Maria Barbara Gräfin von Herberstein († 24. Nov. 1735) war unser berühmter Feldmarschall Leopold Joseph Maria. Dessen Kinder waren aus der Ehe mit Josepha Gräfin von Fuchs zu Bimbach und Dornheim verwitweten Gräfin Nostitz-Rieneck: Gräfin Therese (geb. 24. Nov. 1745, gest. 19. Oct. 1777), vermält mit Grafen Leopold Pallfy von Erdöd (12. Juli 1762); – Graf Franz, k. k. Oberst (geb. 25. Nov. 1746, gest. zu Vöcklabruck 17. Apr. 1771) und Graf Leopold (geb. 30. Dec. 1748, der als Kind starb). – Aus der Ehe des Grafen Franz mit Franciska Gräfin von Auersperg (14. April 1768) stammt Graf Leopold Karl Joseph (geb. 24. Juli 1769, gest. 5. Jänner 1799); dessen Ehe mit Karoline Gräfin Waldstein blieb kinderlos. – Der jüngere Sohn Graf Joseph Albin Franz (geb. 1. März 1771), Domprobst zu Salzburg, ist das letzte Glied dieser Linie. (Stramberg im großen Artikel der Ersch und Gruber’schen Allgemeinen Encyklopädie der Wissenschaften und Künste (Leipzig 1822, Gleditsch, 4°.) I. Sect. 29. Bd. S. 126, zweite Spalte, achte Zeile von unten nennt diesen: Joseph Franz Karl.) – Jüngere Linie. Aus dieser leben: Graf Heinrich (geb. 20. Juni 1805), Sohn des Grafen Franz (geb. 2. April 1781, gest. 21. April 1836), aus der Ehe mit Auguste Gräfin Hardegg (geb. 7. Mai 1781, vermält 2. Jänner 1803, gest. 3. Febr. 1847); Graf Heinrich ist mit Antonia Gräfin von Woracziczky-Bissingen (geb. 17. Dec. 1819) seit 29. Febr. 1840 vermält. Des Grafen Heinrich Brüder sind: Graf Wladimir (geb. 11. Juli 1812), k. k. Oberstlieutenant; – Graf Ottokar (geb. 3. Nov. 1813), k. k. Oberstlieutenant, vermält seit 29. Februar 1840 mit Therese Gräfin von Woracziczky-Bissingen (geb. 12. Mai 1816). – Des Grafen Heinrich Oheime, Brüder seines Vaters Franz sind: Graf Anton (geb. 1783), k. k. Rittmeister, vermält seit 8. Oct. 1843 mit Karoline Freiin von Kapy (geb. 29. Juli 1816) – Graf Heinrich (geb. 1786), k. k. Second-Wachtmeister der 1. Arcieren-Leibgarde, vermält seit 3. Mai 1825 mit Emma Gräfin von Locatelli († 7. Februar 1841). Aus dieser Ehe stammen zwei Söhne: Graf Hermann (geb. 18. Jänner 1828), k. k. Oberlieutenant und Graf Ernst (geb. 12. Juni 1835). – IX. Wappen. Schild dreimal der Länge nach und einmal quergetheilt. 1. und 8. Feld golden, mit einem dreifachen rothen Gitter überzogen, 2. u. 7. in Blau zwei silberne Lilien nebeneinander 3. u. 6. in Gold ein einwärts gekehrter schwarzer Löwe mit doppeltem Schweife; 4. u. 5. in Schwarz eine goldene Krone. Ueber der Grafenkrone vier Helme, von denen der rechte, dritte und linke gekrönte, der zweite Helm mit einer schwarzen Mütze mit silbernem Aufschlage bedeckt ist. Aus dem rechten Helme wächst ein silberner Schwan mit ausgebreiteten schwarzen Flügeln; auf der Mütze des zweiten Helms flattern drei silberne Straußfedern; auf dem dritten Helme steht der Löwe des 3. und 4. Feldes, auf dem linken ein schwarzer, die Sachsen einwärts kehrender Adlersflügel, der mit einer [174] goldenen Krone belegt ist. Schildhalter: Zwei auswärts gehende Leoparden. – Das Wappen der älteren Linie hat nur sechs Felder mit Mittelschild. Der goldene Mittelschild ist mit einem dreifachen rothen Gitter überzogen. 1. u. 6. quergetheilt; oben in Blau zwei silberne Lilien nebeneinander, unten in Schwarz eine goldene Krone; 2. u. 5. in Blau ein silbernes Stadtthor mit zwei Thürmen, zwischen welchen ein silberner rechtssehender Adler schwebt; 3. und 4. in Gold ein einwärtsgekehrter schwarzer Löwe mit ausgeschlagener Zunge und doppelt hochaufgeschlagenem Schweif. Auf dem Schilde vier Helme wie im Wappen der jüngeren Linie.

Berichtigungen und Nachträge

  1. E Daun, Leopold Joseph Maria Graf [Bd. III, S. 168].
    Neues Fremden-Blatt (Wien, 4°.) 1872, Nr. 203: „Ein falsches Breve“ [den ihm von Papst Clemens XVIII. angeblich geschickten Ehrendegen betreffend, was sich als eine Mystification Friedrich’s II. herausstellt]. [Band 26, S. 372]

Anmerkungen (Wikisource)