BLKÖ:Wächter, Georg Friedrich Eberhard von

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Wächter, Joseph
Band: 52 (1885), ab Seite: 59. (Quelle)
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Noch sind zu erwähnen:

1. Georg Friedrich Eberhard von Wächter (geb. zu Bahlingen bei Tübingen 28. Februar 1762, gest. zu Stuttgart am 11., nach Anderen 14. August 1852). Obgleich er weder in Oesterreich geboren, noch daselbst gestorben ist, gebührt ihm in Folge des mächtigen Einflusses, den er auf das österreichische Kunstleben zu Beginn des laufenden Jahrhunderts übte, und in Anbetracht dessen, daß vornehmlich von österreichischen Meistern des Grabstichels seine Werke vervielfältigt wurden, eine kurze Erwähnung in diesem Werke. Auf der Karlsschule in Stuttgart plagte er sich fünf Jahre mit Cameralwissenschaften ab, bis es ihm gelang, im Alter von 17 Jahren sich seinem eigentlichen Berufe, der Malerkunst, zu widmen. Er lernte dieselbe in Paris, bis ihn die Revolution aus der Seinestadt vertrieb. Von da begab er sich nach Rom, wo Carstens nicht geringen Einfluß auf ihn gewann. Aber auch aus der ewigen Stadt vertrieben ihn die Zeitereignisse, und er kam im ersten Decennium des laufenden Jahrhunderts nach Wien, wo er einen längeren Aufenthalt nahm und zugleich mit Conrad Eberhard den Uebergang zur nächsten Kunstepoche in der Kaiserstadt anbahnte, indem er vor Allem einige Schüler Füger’s zu einem höheren geistigen Erfassen in der Kunst anregte. Dieser Umschwung in den Kunstansichten führte zu offener Rebellion gegen die Akademie, infolgedessen die Schüler Overbeck, Pforr, L. Vogel, J. Wintergerst und J. Sutter relegirt wurden. Es ist unseres Wissens dieser Einfluß Wächter’s auf die Richtung und Entwicklung des Wiener Kunstlebens von österreichischen Kunstforschern gar nicht und nur nebenbei in Dr. Reber’s „Geschichte der neuen deutschen Kunst“ gewürdigt worden, so dankenswerth es auch wäre, diese Katastrophe der Wiener Kunstakademie eingehend zu schildern. In Wien zeichnete Wächter zunächst einen Carton, dessen Gegenstand dem Buche Hiob Cap. Il, Vers 13 entnommen ist. Hiob sitzt in tiefster Betrübniß mit starrem Blick auf dem Boden, und neben ihm auf der steinernen Bank theilen drei Freunde den herben Schmerz; dieses tief aufgefaßte Charaktergemälde radirte 1807 Rahl (Vater) nach dem Carton. Als Gemälde führte es Wächter viele Jahre später (1824) mit entsprechenden Aenderungen aus. und es wurde 1835 von dem Könige von Württemberg um 236 Louisdor angekauft. Als Gegenstück dazu erscheint ein zweites gleichfalls in Wien vollendetes Gemälde Wächter’s, welches den „blinden Belisar am Thore von Rom“ darstellt. Auch dieses radirte Rahl in Gr.-Roy.-Qu.-Fol., wie denn Werke Wächter’s überhaupt vornehmlich [60] Rahl und neben ihm Leybold (Bd. XV, S. 52] gestochen haben. Ersterer stach eine „mater dolorosa“, eine „heilige Familie“ im Umriß, „Maria, Jesus, auf dem Lamme sitzend, und die h. Anna“, ein Mal in Gr.-Qu.-Fol., das andere Mal in kleinerem Formate, „Maria, das Jesuskind anbetend“, „Cornelia mit ihren Kindern“, „Cato der Aeltere“, „Andromache“ und „Hekuba bei Hektors Grabe“, „Die Mutter des Menoikeos, im Schmerz über dessen freiwilligen Tod bewußtlos zusammenbrechend“ Radirung, „Die Horen“; und zu der Prachtausgabe der Pharsalia des Lucanus, welche in gr. 4°. 1811 bei Degen in Wien erschien, zeichnete Wächter die Blätter, welche dann von Rahl und Leybold gestochen wurden. Wir übergehen andere Werke des Künstlers als nicht hieher gehörend. Derselbe führte neben größeren Gemälden auch eine Anzahl kleiner Zeichnungen aus, welche von d’Argens, Autenrieth und H. Lips für das im Cotta’schen Verlage erschienene „Taschenbuch für Damen“ 1801–1812 gestochen wurden. Während von diesen Blättern sechs: „Braut“, „Gattin“, „Mutter“ im Jahrgang 1801 durch Lieblichkeit und Anmuth sich auszeichnen, muß sein Versuch mir den Illustrationen zu Schiller’s Dramen ebenda, und zwar zu „Maria Stuart“ (1803), zur „Jungfrau von Orleans“ (1804), zu „Wilhelm Tell“ (1809) und zur Trilogie „Wallenstein“ (1805 und 1809) als minder glücklich, namentlich zu „Wallenstein’s Tod“ als geradezu verfehlt angesehen werden, denn die Blätter „Wallenstein und Seni“, „Thekla, Wallenstein und Max“ und vollends „Wallenstein zieht sich ins Schlafgemach zurück“ (Act. V, Sc. 5), sehen sich gar komisch an. In alten griechischen vornehmlich mythologischen Stoffen behauptete Wächter immer seine Meisterschaft. [Nagler (G. K. Dr.. Neues allgemeines Künstler-Lexikon (München 1839, E. A. Fleischmann, 8°.) Bd. XXI, S. 36. – Kunstblatt (Stuttgart, Cotta, 4°.) Jahrg. 1823, Nr. 49, S. 194 im Artikel: „Kunst- und Industrie-Ausstellung in Karlsruhe im Mai 1823“; Nr. 69, S. 276 im Artikel: „Kunstliteratur“; Jahrg. 1824, Nr. 84 im Artikel: „Kunstausstellung in Stuttgart im September 1824“. – Reber (Franz Dr.). Geschichte der neueren deutschen Kunst vom Ende des vorigen Jahrhunderts bis zur Wiener Ausstellung 1873 u. s. w. (Stuttgart 1876, Meyer und Zeller, gr. 8°.) S. 124 u. f. und 213. – Porträt. Unterschrift: „Eberhard von Wächter | Historien-Maler“. C. Rahl junior pinxit 1833., Rahl sc. (4°.), selten]. –