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BLKÖ:Leybold, Johann Friedrich

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 15 (1866), ab Seite: 52. (Quelle)
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Leybold, Johann Friedrich (Kupferstecher, geb. zu Stuttgart 18. Juni 1755, gest. zu Wien 13. November 1838). Der Sohn unbemittelter Eltern, der in frühem Jünglingsalter in die Stuttgarter Karlsschule aufgenommen und dort unentgeltlich erzogen wurde. Seine Jugendgenossen waren Dannecker, Hetsch, Schaffauer[WS 1], Zumsteeg, später befreundete er sich auch mit Schiller. In mehreren Fächern erhielt L. Preise und seine artistischen und wissenschaftlichen Studien wiesen ihn auf die Künstlerlaufbahn. Er vollendete correcte Zeichnungen und plastische Modellirungen, componirte unter Guibal’s Leitung historische Bilder aus der heiligen Schrift, die zwar das Gepräge der Zeit und die Manier des Meisters an sich tragend, Sinn für Ausdruck und Wahrheit verriethen. An der Akademie war Gottfried Müller, den der Herzog eigens aus Paris hatte kommen lassen, Professor der Kupferstechkunst. Müller gelang es bald, Leybold, der immer große Neigung für dergleichen Arbeiten an den Tag gelegt, zu bereden, sein Schüler zu werden, und in kurzer Zeit leistete L. so Vorzügliches, daß er selbst zum Unterrichte der Miteleven verwendet, und als Müller nach Paris mußte, um das Porträt Ludwig XVI. zu stechen, während dieser Zeit mit der Leitung dieser Schule [53] betraut wurde. So hatte sich L. sechs Jahre an dieser Anstalt, deren Lehrer sein Freund geworden war, gebildet, zwölf Preise aus verschiedenen Fächern erhalten, nun wurde er mit dem Titel eines Hofkupferstechers entlassen. Einige Zeit arbeitete er für sich, stach mehrere Blätter zur „Galerie du duc d’Orléans“ und malte nebstbei, vornehmlich für den Hof, Miniaturbildnisse, dann wurde er am 14. October 1789 zum Professor des Zeichnens und Modellirens nach der Natur an der Karlsschule ernannt. Wie unter Müller so unter Leybold wurden an dieser Schule schöne Blätter vollendet, nichtsdestoweniger hob Karl’s Nachfolger, der Herzog Ludwig, die ganze Anstalt im Jahre 1794 auf. Leybold, ohne auf eine Wiederanstellung im Vaterlande länger zu warten, begab sich auf den Rath seiner Freunde im Jahre 1798 nach Wien, wo er im Anbeginn als Miniaturmaler sehr gesucht war und namentlich vom Adel Wiens mit zahlreichen Aufträgen betraut wurde. Später aber kehrte er zu seiner Lieblingsbeschäftigung, dem Kupferstechen, zurück und erregte durch seine Arbeiten solche Aufmerksamkeit, daß er an die Stelle des verstorbenen Schmutzer am 29. Jänner 1812 zum Hofkupferstecher und am 1. März d. J. zum Professor der Kupferstecherschule und am 4. Mai zum Rath an der k. k. Akademie der bildenden Künste ernannt wurde. Auf diesem Posten war L. bis an sein Lebensende thätig. Von Leybold’s Arbeiten sind anzuführen: „La Malicieuse“ (1780); – „La Charité“ (gr. Fol.), nach C. Mattei; – „Die heilige Familie“ (4°.), nach Baroccio; – „Cupido, der Venus den Spiegel vorhaltend“ (4°.), nach Titian, dieß und das vorige Blatt für die „Galerie du duc d’Orléans“; – „Tribut de la reconnaissance“ (Oval-Fol.), nach Tischbein; – „Der Abfall des Nestorius“, ein Deckenblatt (Fol.), nach einer Skizze von Guibal; – „La mort de Marc-Antoine“ (gr. Qu. Fol.), nach Pitz; – „La mort du Consul M. Papirius“ (gr. Qu. Fol.), nach Hetsch; – zwei Blätter (das Titelblatt und die Cornelia) nach Zeichnungen Wächter’s zur Prachtausgabe einer Uebersetzung der Pharsalia Lucan’s; – eine Folge von 20 Blättern aus der Messiade nach Füger’s Zeichnungen im Auftrage des Kunstfreundes Grafen Fries; – „Die Madonna mit der Katze“ (la vierge au chat, fol.), nach Baroccio; – „Die Himmelfahrt Mariä“ (Fol.), nach Guibal; – „Die sitzende Frau mit dem Buch in der Linken“ (Fol.), nach Guibal; – „Der todte Leander“, nach Schutt, für die Haas’sche Belvedere-Gallerie; – „Ein junger Bachus“, nach Golzius; – „Bildniss des Herzogs Karl von Württemberg“, nach Schlotterbeck; – „Bildniss des geh. Rathes Hochstetten“ in Stuttgart. An Leybold’s gestochenen Blättern rühmt man treues Wiedergeben der Eigenthümlichkeit jedes Meisters bei eigener kraftvoller Kunstfertigkeit und gründlicher Kenntniß des menschlichen Körpers, lebendig treue Auffassung des Ausdruckes der Köpfe, mannigfaltige Behandlung nach den verschiedenen Stoffen und überdachte Anordnung der Taillen nach perspectivischem und anatomischem Wissen. – Von Leybold’s Söhnen war der älteste, Karl Professor der Kupferstechkunst in Stuttgart, wo er im Jahre 1844, 59jährig starb; – ein zweiter, Gustav, gleichfalls Kupferstecher, lebte auch in Stuttgart; – ein dritter, Friedrich, blieb aber in Wien, wo er Bildnisse in Oel und Miniatur gemalt und mehrere lithographirte Blätter und Zeichenwerke [54] herausgegeben hat. Von seinen Zeichenwerken sind zu nennen: „Studienköpfe in Contur und ausgeführt“, 10 Blätter; – „Studienköpfe mit 2 Kreiden nach alten und neuen Meistern“, 12 Blätter; – „Grosse Studien mit 2 Kreiden“, 5 Blätter. Von seinen einzelnen Blättern sind bemerkenswerth: „Die heilige Familie“; – „Christus am Oelberg“; – „Sancta Francesco, Romana“; – „Die heilige Dreifaltigkeit“; – „Madonna“, alle fünf Blätter nach Blaas; – „Maria immaculata“; – „Der Triumph Christi“; – „Die Verehrung des heiligsten Herzens Jesu“, nach Cibot; – „Die göttliche Sendung“, nach Rudder; – „Die Madonna presso gli candelieri“, nach Raphael; – „Der Sommerabend“, nach Enhuber; – „Der Samstagabend“, nach Gesellschap; – „Der Augenarzt“, nach Danhauser; – „Honni soit qui mal y voit“, nach Guérard; – „Die Pfändung“, nach Fendi; – „Kinder mit Kaninchen“, nach Landseer; – „Römischer Hirtenknabe“, nach Dobiaschoffsky; „Sechs Bilder aus Schiller’s Lied von der Glocke“, nach Fendi; – in Gemeinschaft mit Quast „Acht mythologische Scenen“. Die genannten Zeichenschulen und einzelnen Blätter sind sämmtlich bei Neumann in Wien, ein paar andere Blätter, als: „Die allgemeine Landesbewaffnung“, nach F. Dürck und „Die schöne Römerin“, nach Ammerling, aber bei Paterno ebenda erschienen. In früheren Jahren, namentlich 1828, 1834, 1835, 1840 und 1847, waren in den Jahresausstellungen in der Akademie der bildenden Künste vornehmlich seine Miniaturbildnisse zu sehen.

Leybold erscheint hie und da auch – jedoch unrichtig – als Leypold. – Kunst-Blatt (Stuttgart, Cotta, 4°.) 1838, Nr. 104: Nekrolog. – (Hormayr’s) Archiv für Geschichte, Statistik, Literatur und Kunst (Wien, 4°.) XIV. Jahrgang (1823), Nr. 75, S. 402. – Neuer Nekrolog der Deutschen (Weimar, B. Fr. Voigt, kl. 8°.) XVI. Jahrg. (1838), S. 1159. – Nagler (G. K. Dr.), Neues allgemeines Künstler-Lexikon (München 1838, 8°.) Bd. VII, S. 476. – Die Künstler aller Zeiten und Völker. Begonnen von Professor Fr. Müller, fortgesetzt von Dr. Karl Klunzinger (Stuttgart 1864, Ebner u. Seubert, gr. 8°.) Bd. II, S. 586. – Huber, Handbuch für Kunstliebhaber, II. Theil. – Wagner, Geschichte der Hohen Karlsschule, Bd. I, S. 472 u. f. – Brulliot, Dictionnaire des monogrammes.

Anmerkungen (Wikisource)