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BLKÖ:Amerling, Friedrich

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Amerling, Karl
Band: 1 (1856), ab Seite: 29. (Quelle)
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Amerling, Friedrich (Porträt- und Historienmaler, geb. zu Wien 14. April 1803). Ohne eigene Mittel, ohne Unterstützung Anderer, trug er durch die Macht des Berufs den Sieg davon im Kampfe mit den ungünstigen Verhältnissen. Um zu leben, während er an der k. k. Akademie studirte, mußte er alles thun, was der Malerkunst nicht förderlich, Unterricht im Guitarrespiel ertheilen, Zimmer malen, in einer lithographischen Werkstatt arbeiten u. d. m. Endlich war es ihm gelungen, mit seinen Ersparnissen Alles, was zur Oelmalerei nöthig, anzukaufen und A. malte Porträte. 1824 ging er nach Prag, wo er bei einem Onkel Aufnahme fand, und nachdem er 200 fl. erspart, reiste er nach London, um Lawrence kennen zu lernen. Die Seelenverwandtschaft genialer Naturen ist der mächtigste Hebel ihrer Annäherung; Lawrence erkannte aus den ihm von A. vorgelegten Proben den Genius des Jünglings, und fremd dem so häufigen Künstlerneide förderte er den jungen Künstler durch warme Anerkennung. In Paris wurde A. mit Horace Vernet bekannt, der ihn ebenso aufnahm, wie Lawrence. Alsdann kehrte A. nach Wien zurück, wohin er den „englischen Malerfirnis“ gebracht, dessen er sich bei seinen Arbeiten bediente, und den Unwissende für das Zaubermittel hielten, das Amerlings Bildern solche Schönheit verleihe. In Wien malte er nun zwei historische Bilder: „Dido auf dem Scheiterhaufen“ und „Moses in der Wüste.“ Beide erhielten den ersten akad. Preis. Nun reiste A. nach Italien, wo er Venedig, Florenz, Rom besuchte. Bei seiner Rückkehr nach Wien erhielt er den ehrenvollen Auftrag, den Kaiser Franz I. im Ornate für das Schloß Laxenburg zu malen, welches Bild allgemeine Bewunderung erntete. A.’s Arbeiten, meist dem Porträtfache angehörig, befinden sich im Besitze der Privaten; nur selten schmückt er damit eine Ausstellung; doch A.’s Porträte erheben sich weit über die Aufgabe, die ein Porträtmaler in der Regel zu lösen pflegt. A. erreicht in seinen Arbeiten das Höchste, was es in der Kunst zu erreichen gibt: Schönheit mit der Wahrheit. Amerling hat sich keinen berühmten Maler der frühern Zeit zum Muster gewählt; er trägt den Stempel des Genius in sich, und schafft Werke, wofür wir in den Gallerien vergebens nach den Urbildern suchen und die ihres Gleichen unter den Arbeiten der Gegenwart selten haben. Von seinen Schöpfungen nennen wir die „Lautenschlägerin,“ wovon er auch eine Kopie für den König von [30] Würtemberg gearbeitet (1842); „Amerlings Bruder als fischender Knabe“ und „der Apostel Paulus“ (beide im Belvedere); – „Der Flammänder Bürgermeister“ – „Ein Bettler“ – „Die schlafende Fischerin“ – „Rebecca“, „Vier Studienköpfe“ (alle in der Sammlung Arthaber); – „Moses und die eherne Schlange“ (Sammlung des Baron Pereira); – „Die Morgenländerin;“ – „Studienkopf eines kleinen italienischen Mädchens mit wirren Haaren“ (Sammlung von Fellner); – „Die schlafenden Kinder“ (Sammlung des Grafen Beroldingen; dieses und die „Morgenländerin“ befinden sich, ersteres von J. L. Appold, letzteres von A. Hanisch gestochen, in Pergers „Kunstschätzen Wiens“).Von A.’s Porträten wurden in Ausstellungen bewundert: „Porträt des Fürsten Fried. Schwarzenberg,“ damaligen Erzbischofs von Salzburg (1842); – „Portrait des F. M. Grafen Nugent,“ – des Künstlers eigenes Porträt vor der Staffelei (um 800 fl. von Fürst Windischgrätz angek.); – „Porträt der Fürstin Khevenhüller, geb. Fürstin Lichnowski,“ – „der Theologe“ (Eigenth. des Grafen Coloman von Nako); und „Porträt des Grafen Edmund Zichy.“ Die letzten fünf mit noch mehreren andern waren in den Ausstellungen des östr. Kunstvereins vom Jahre 1850–1852 zu sehen. Ueber die Art wie A. die Personen, die er malt, auffaßt, gibt die Scene mit der Aufnahme von Oehlenschlägers Porträt, erzählt in den „Sonntagsblättern,“ 1844 Nr. 29, interessanten Aufschluß. Die Worte eines Poeten auf A.’s Bild „Eine junge Morgenländerin“:

Dein Werk, wie die Natur so wahr und prachtvoll,
Dein Bild hat keine Seele mehr zu fordern“

passen auf alle Bilder Amerlings.

Frankl (L. A.), „Sonntagsblätter“ II. Jahrg. (Wien 1843) S. 675. – III. Jahrg. (1844) Nr. 29. – IV. Jahrg. (1845) S. 419. – A. R. v. Perger: Kunstschätze Wiens (Triest. 1854. 4°.) S. 33.