BLKÖ:Šmidinger, Joseph
Erscheinungsbild
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich | |||
---|---|---|---|
korrigiert | |||
<<<Vorheriger
Šmidek, Karl |
Nächster>>>
Smirić (Maler) | ||
Band: 35 (1877), ab Seite: 180. (Quelle) | |||
[[| bei Wikisource]] | |||
in der Wikipedia | |||
Josef Šmidinger in Wikidata | |||
GND-Eintrag: 103119942X, SeeAlso | |||
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
| |||
|
[181] Volksbücher mit sich, und in der That zählte S. zu den besten Kunden der genannten zwei nationalen Vereine, denn nie kehrte er von seinen Reisen eher zurück, als bis er seinen Büchervorrath an Mann gebracht und immer neue Theilnehmer gewonnen hatte. „Fünfzehn Jahre“, schreibt sein Biograph, „hatte er so sein „Apostelamt“ (!) ausgeübt, als seine zu sehr geschwächte Gesundheit demselben Grenzen steckte“. Er zog sich nun in das Städtchen Hostinic zurück und starb daselbst im Alter von 51 Jahren. Sein ganzes Vermögen verfügte er zu patriotischen und wohlthätigen Zwecken.
Šmidinger [sprich: Schmidinger], Joseph (katholischer Priester, geb. zu Strakonitz in Böhmen 24. October 1801, gest. zu Hostomic 1. Februar 1852). Ein Bürgerssohn aus Strakonitz, nachdem er daselbst die unteren Schulen und das Gymnasium beendet, ging er nach Prag und begann die philosophischen Studien. Es war im Jahre 1825, als in Prag zwischen den Hörern der Philosophie und den Handwerksgesellen wiederholt Raufereien Statt fanden, die nicht selten einen blutigen Ausgang nahmen. Ein besonders heftiger Zusammenstoß beider Parteien hatte eines schönen Tages in der nächsten Nähe des „Clementinums“und in der durch ihre Bewohnerinen übelberufenen Platnergasse Statt gehabt, so daß die Behörde einschreiten und mehrere Verhaftungen unter beiden Parteien vornehmen mußte. Mit den Verhafteten wurde kurzer Proceß gemacht und einer oder der andere der schuldig Befundenen unter die Soldaten gesteckt. Dieses Loos traf auch Šmidinger, der eines schönen Tages seinen Studentenrock mit der Montur vertauschen mußte. So diente er mehrere Jahre beim Militär, hatte es sogar zum Officier gebracht, mußte aber seiner geschwächten Gesundheit wegen den Dienst verlassen, worauf er zu den Studien zurückkehrte und im Jahre 1834 die theologischen Studien beendete. Sein Gesundheitszustand erlaubte es ihm nicht, in die Seelsorge einzutreten, so wurde er denn Erzieher und Schloßcaplan, zuerst bei dem bekannten Mäcen Anton Veit, später bei dem Gutsbesitzer Šafařik zu Tazovic und Strakonitz. In dieser Stellung richtete er sein Hauptaugenmerk auf Belebung und Förderung des Nationalgefühls. Sobald es ihm seine Berufspflichten gestatteten, begab er sich auf Reisen, die er meist zu Fuß machte und auf welchen er das schlummernde Nationalbewußtsein zu wecken und immer neue Jünger für das Nationalitätsprincip zu werben suchte. Sein Nachruf bemerkt dabei, daß es ihm mit dieser apostolischen Sendung nicht immer glückte, daß er manchmal auf Widerstand stieß und nicht selten mit Unannehmlichkeiten zu kämpfen hatte. Aber dergleichen stählte nur seinen Widerstand, und je mehr Hindernisse es zu beseitigen galt, desto energischer geberdete er sich. Als besonderes Hilfsmittel seiner Nationalisirungstendenzen führte er immer einen ansehnlichen Büchervorrath, vornehmlich die von der Matice oder der St. Johannes-Brüderschaft herausgegebenen- Světozor (Prager illustr. Blatt, kl. Fol.) 4. Sept. 1868, Nr. 36: „Kněz Josef Šmidinger“.