BLKÖ:Bentheim-Steinfurth, Friedrich Wilhelm Belgicus, Fürst zu

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 1 (1856), ab Seite: 282. (Quelle)
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Bentheim-Steinfurth, Friedrich Wilhelm Belgicus, Fürst zu (Feldmarschalllieutenant, Mar. Theresienordensritter, geb. zu Burg-Steinfurt am 17. April 1782, gest. zu Verona 12. Oct. 1839). Der drittgeborne Sohn des Reichsgrafen Ludwig Wilhelm und durch seine Mutter, eine geborene Herzogin von Holstein-Glücksburg, dem dänischen Königshause befreundet, erhielt er schon in seinem 6. Jahre den Titel eines k. dänischen Oberlieut. und ward später von Kaiser Leopold II. zum Kapitänlieut. in der Armee ernannt (1791), welchen Posten er aber erst 1799 beim Ausbruche des Krieges, u. z. im Inf.-Reg. Graf Wenkheim, wirklich einnahm. Nachdem er sich schon bei Hohenlinden [283] und Salzburg ausgezeichnet hatte, bewies er sich bei Frankenmark als einen Officier von höherer militärischer Einsicht, da er durch tapferen Widerstand gegen den Feind der bedrängten Cavallerie Zeit verschaffte, einen beschwerlichen Rückzug glücklich auszuführen. Später in Garnison nach Böhmen versetzt, arbeitete er während des Friedens an seiner weiteren militär. Ausbildung, und im J. 1804 ward er bereits Major bei dem Reg. Kerpen. Im Feldzuge von 1805 vollführte er den Auftrag, über die Solker-Alpen zu gehen, mit Glück, Bravour, und zur vollsten Zufriedenheit seines Generals. Im J. 1807 wurde er zum Major, 1809 zum Oberstlieut. befördert, kam nun zum Reg. Reuß-Plauen, und machte den Feldzug dieses Jahres mit. Bei Aspern that er sich in glänzender Weise hervor. Freiwillig stellte er sich an die Spitze der Sturmcolonnen und rückte im heftigsten Kartätschenfeuer vor. Sein Adjutant, Lieutenant Baron Gutstedt, ward an seiner Seite erschossen, ihm selbst das Pferd unter dem Leibe getödtet, und erst mit zwei Wunden zu Boden gestreckt, mußte er in seinem Heldenlaufe einhalten. Die Ernennung zum Obersten und Commandanten des Inf.-Reg. Vogelsang war die nächste Folge dieser Thaten. Nach der Schlacht bei Wagram (5. und 6. Juli 1809), in der er sich mitten in das in Unordnung gebrachte, schon wankende Regiment stürzte, es an seine Pflicht erinnernd, mit der Fahne in der Hand selbst dem Feinde entgegenführt, und die verlorne Stellung rasch wieder gewinnt, erhielt er den Mar. Theresienorden (1810). Nachdem der Rheinbund gestiftet worden war, und B. die österr. Dienste hätte verlassen sollen, weil die Besitzungen der Familie Bentheim dem Großherzogthum Berg einverleibt worden waren, erbat er sich die kais. Kämmererwürde, um in der österr. Armee fortdienen zu können. Im J. 1813 erstürmte er den Wald von Tellnitz, machte 400 Gefangene und erbeutete einen Adler. Hierauf zum G.-M. befördert, erhielt er den Auftrag, die österreich. deutsche Legion zu organisiren, und ward Commandant derselben. Schon im J. 1814 rückte er mit 2 Linien-, 1 Jägerbataillon und 2 Divisionen Husaren in’s Feld, und zeichnete sich abermals bei Montmeilant aus. Nach Auflösung der österreich. deutschen Legion trat er an die Spitze einer Grenadier-Brigade. 1818 ward er in den Fürstenstand erhoben, 1825 zum Obersten und Inhaber des 9. Inf.-Reg., 1829 zum FML. ernannt. Während der Unruhen im Kirchenstaate (1831), und auch nach denselben war B. in Italien thätig. Im J. 1839 als Adlatus des commandirenden Generals von Oesterreich starb er plötzlich. Der Fürst war ein Biedermann im echten Sinne des Wortes. Er besaß einen durch sorgfältige Erziehung, vorzüglich aber durch fortgesetztes Selbststudium wissenschaftlich gebildeten Geist. Unerschrocken im Felde – wo sein Muth ihn zum Helden gemacht – scheute er im Gefühle seiner Pflicht keine, auch nicht die furchtbarste Gefahr, und als die damals (1836) so gefürchtete Cholera in seinem Corps wüthete, besuchte er fleißig alle Spitäler, Trost und Hilfe spendend und durch sein Beispiel den Muth belebend, wo er zu sinken begann.

Oestr. militär. Zeitschrift 1840, Heft 3, S. 130. – Neuer Nekrolog der Deutschen (Weimar 1641, Voigt) XVII. Jahrg. 1839, 2. Theil, S. 1096. – Oestr. Militär-Konversations-Lexikon. Herausgeg. von Hirtenfeld und Dr. Meynert (Wien 1851) I. Bd. S. 362. – Hellbach (Joh. Chr. v.), Adels-Lexikon (Ilmenau 1825, Voigt) I. Bd. S. 122.