BLKÖ:Bensef, Juda Löb

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Benoni, Julius
Band: 1 (1856), ab Seite: 281. (Quelle)
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Bensef (Ben-sew), Juda Löb (jüd. Gelehrter, geb. zu Leluw an der Biala [nicht weit von Czenstochov] in Galizien, am 18. Aug. 1764, gest. zu Wien 15. Februar 1811). Von seinen Eltern zum Amte eines Rabbi, dem Ziele der Wünsche aller Israeliten von damals, bestimmt, ward er schon in seinem achten Jahre nach Pinschof zu seinem Onkel, einem Talmudisten, gesendet. B. machte dort durch seine Talente solches Aufsehen, daß er bald der Gegenstand allgemeiner Aufmerksamkeit ward, und es so weit kam, daß ein Krakauer voll ehrgeiziger Pläne dem 13jähr. Jünglinge seine Tochter zum Weibe gab. Diese, wie vorauszusehen, nicht auf ernste gegenseitige Neigung gegründete Verbindung löste sich aber nach zwei Jahren auf und der 15jähr. B. ging nun auf Wanderung. Ohne Plan durchzog er längere Zeit Polen, Ungarn, Mähren, Schlesien, Preußen und hielt erst in Berlin an (1785), um eine Privatlehrerstelle anzutreten. Hier begann seine eigentliche, selbstbewußte Bildung. Er lernte aus freiem Antriebe deutsch, las die Mendelssohn’schen Uebersetzungen des Pentateuchs und der Psalmen und verlegte sich auch auf die hebräische Grammatik. Er fand, daß der Talmud nicht über Alles Aufschluß zu geben im Stande sei, und auf diesem Wege commentirte er das von dem Patriarchen in Persien, R. Saadia Gaon (873) in arabischer Sprache verfaßte und von R. Jehuda Ben Pibou (1562) in’s Hebräische übersetzte Buch: „Emunoth vedeoth“ (o. Emunot wedeul). Diese Arbeit zog ihm aber von Seite seiner orthodoxen [282] Glaubensgenossen viele Verfolgungen zu; er ward als Erzketzer (Apikores) verschrien, und mußte endlich, um den Feindseligkeiten zu entgehen, nach kurzem nochmaligem Aufenthalte bei seiner Gattin in Krakau, nach Breslau wandern. Er etablirte hier die Graßische hebräische Buchdruckerei und verlegte 1796 eine von ihm verfaßte hebräische Sprachlehre. Nachdem er Reisen durch Deutschland bis Hamburg gemacht, kam er wieder nach Breslau zurück und gab daselbst heraus „Ben Sira,“ Das Buch Jesus Sirach aus dem Syrischen in’s Hebräische übersetzt (Breslau 1798, 2. Auflage, Wien 1799, Schmid). Im J. 1799 stellte er seiner Gattin, mit der er eine Tochter hatte, einen förmlichen Scheidebrief aus und ging 1800 nach Wien, wo er in der Hraschanski’schen und später in der A. Schmid’schen Buchdruckerei als Corrector arbeitete. Er war, trotz schwacher Gesundheit, einer der thätigsten Gelehrten seiner Zeit, und die Bildung und Aufklärung seines Volkes sein ganzes Streben. Als man ihm eines Tages rieth, allzugroße Anstrengung seiner Gesundheit wegen zu vermeiden, entgegnete er: „Es liegt in der Natur des besseren Menschen, sich seiner Nation ganz hinzugeben, um ihr Glück zu befördern; der Eine mit dem Schwerte, der Andere mit der Feder in der Hand.“ Außer zerstreuten Aufsätzen in der zu Berlin und Breslau erschienenen jüdischen Zeitschrift „Sammler“ schrieb er folgende selbstständige Werke: „Schomer emunalj“ und „Cheker daath,“ doppelter Commentar zu dem Buche Emunoth vedeoth (Berlin 1798); – „Talmud Leschon Ibri,“ eine sehr gründliche hebräische Sprachlehre (Breslau 1796 und 2. Aufl. Wien 1807, Schmid); – „Jehudith (Sepher),“ eine hebräische Uebersetzung des Buches Judith nebst Commentar (Wien 1799, Schmid); – „Beth Hassepher,“ ein zweckmäßiges und nützliches hebräisch-deutsches Lesebuch für die Jugend (Wien 1802, Schmid, 2. Aufl. ebenda 1806, 3. 1809); – „Ozar Haschraschim,“ ein vollständiges hebr. deutsches und deutsch-hebräisches Wörterbuch in 3 Theilen (Wien, Schmid); dieses Wörterbuch ist werthvoll und das einzige das in solcher Gediegenheit die israelit. Nation aufzuweisen hat; – „Mabo El Mikrae Kodesch,“ Einleitung in das alte Testament (Wien, Schmid); – „Jessodé Hadath,“ ein sehr gutes Religionsbuch, zum Unterrichte für die israelitische Jugend, in hebräischer u. deutscher Sprache, in Fragen u. Antworten (Wien, Schmidt).

Annalen der Literatur u. Kunst des In- u. Auslandes. (Jahrg. 1810. Wien, A. Doll) II. Bd. S. 347: „Beitrag zum gelehrten Oesterreich,“ und Jahrg. 1811, II. Bd. S. 246: „Nekrolog.“ – Beckers National-Zeitung der Deutschen. April 1851, S. 329. – Allgem. Encyklopädie der Wissensch. und Künste. Herausgegeben von J. S. Ersch u. J. G. Gruber (Leipzig 1822, Gleditsch, 4°.) I. Section, 9. Theil, S. 42. – Sartori (Franz Dr.), Histor. ethnogr. Uebersicht der wissenschaftl. Cultur, Geistesthätigkeit und Literatur des österr. Kaiserthums (Wien 1838, Gerold, 8°.) I. u. einz. Theil. S. 342 u. 362. – Meyer (J.), Das große Conversations-Lexikon für gebildete Stände (Hildburghausen 1845, Bibl. Inst., Lex. 8°.) IV. Bd. 4. Abtheil. S. 396.