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BLKÖ:Canestrini, Anton

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Canella, Joseph Maria
Band: 2 (1857), ab Seite: 250. (Quelle)
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Canestrini, Anton (Doctor der Medicin und Cameral-Physikus, geb. zu Cloz in Nonsberg [Wälschtirol] 18. Mai 1743, gest. 18. März 1807). Nachdem er in Innsbruck 1768 das Doctorat der Medicin gemacht hatte, ging er nach Wien, um sich praktisch auszubilden. Er ward mit dem berühmten Professor Crantz bekannt und machte mit diesem 1769 eine Reise nach Italien, um die Spitäler zu Bologna, Florenz, Rom und Neapel kennen zu lernen. 1771 ward er auf allerhöchsten Befehl nach Ungarn gesendet, um die an der polnischen Gränze ausgebrochene Pest zu beobachten und aufzuhalten. Er löste seine Aufgabe mit Glück und setzte der Seuche in kurzer Zeit Schranken. 1773 in gleicher Absicht an die türkische Gränze geschickt, wirkte er auch dort erfolgreich. Die so gemachten Erfahrungen legte er in dem Werke: „Dissertatio historica de peste ann. 1771 et 1772“ (Kaschau 1777) nieder. Im J. 1776 erhielt er den Auftrag, im Marmaroscher Comitate das Sanitätswesen einzurichten; später ward ihm das Comitats- und Salz-Cameral-Physikat anvertraut. Ueber die in dieser Stellung entdeckten Missbräuche und sonstigen Beobachtungen schrieb er die Abhandlung: „Monita medico-politica“ (Kaschau 1776). 1778 ward er Berg-Cameral-Phisikus zu Nagybánya und 1785 zu Schwatz in Tyrol. 1795 trat er mit der Schrift: „Pestis diagnosis maxime ex ejus contagio haurienda“ (Salzburg 1795, 8°.) auf. Er wollte damit die von einem sonst berühmten Manne ausgesprochene Ansicht, daß die Pest nicht ansteckend sei, widerlegen. Ein Anhang dazu sind die „Observationes de hernia inguinali ex serotino testium in scrotum descensu“. – Besondere Aufmerksamkeit wendete er auch dem Studium der Onanie zu, und er kam zu der Ansicht, daß man sie nicht bloß mit moralischen Mitteln anzugreifen habe. Eine über diesen Gegenstand verfaßte Schrift: „Onanismus medice, politice et moraliter consideratus“ (Innsbruck 1808) widmete er daher den Seelsorgern. Sein größtes Verdienst ist aber die Einführung der Kuhpocken in Tyrol. Um die Sache, von deren Vortrefflichkeit er überzeugt war, schnell populär zu machen, versuchte er sie zuerst an seinem einzigen Sohne. Dieses Beispiel und viele andere gelungene Versuche wirkten Wunder, das Zutrauen zu dem neuen Schutzmittel ward, wenigstens in Schwatz und der Umgegend, allgemein. Um einzelnen Vorurtheilen entgegenzutreten, schrieb er noch mehrere Abhandlungen u. z.: „Belehrung über das Einimpfen der Kuhpocken. Absichtlich zum Wohle meines Vaterlandes Tyrol“ (mit 1 K., 8°., Innsbruck 1806, Schiffner); – „Nachricht an das tyrolische Publikum über den Fortgang der Schutzblattern-Impfung in und um Schwatz“; – „Aufmunterung und Widerlegung einiger noch hier und da herrschender Vorurtheile“ (Innsb. 1803, 8°.).

Annalen der Literatur und Kunst in den österr. Staaten (Wien 1804, J. V. Degen) III. Jahrg. I. Bd. Intelligenzblatt Sp. 103.