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BLKÖ:Doppler, Christian

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 3 (1858), ab Seite: 370. (Quelle)
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Doppler, Christian (Mathematiker, geb. zu Salzburg 29. Nov. 1803, gest. zu Venedig 17. März 1854). Sohn eines Steinmetzmeisters (wohl des nämlichen, dessen Pillwein in seinem „Lexikon Salzburgischer Künstler“ S. 27 unter dem Namen Johann Doppler [geb. 10. Dec. 1766] erwähnt). Zeigte in früher Jugend Anlagen zur Kunst. Der Vater wollte den schwächlichen Knaben ein Handwerk lernen lassen, aber Professor Stampfer (s. d.), der damals in Salzburg lehrte, entdeckte des Knaben ungewöhnliche Fähigkeiten und bewog den Vater, den Sohn den Studien zu widmen, was auch geschah. Im J. 1822/23 ging D. nach Wien, wo er bis 1825 das Polytechnicum besuchte, dann kehrte er nach Salzburg zurück, und erwirkte sich die Erlaubniß, privat zu studiren. Bis 1829 hatte er die philosophischen Studien beendet und zugleich in Salzburg mathematischen Repetitionsunterricht ertheilt. Im genannten Jahre ging er nach Wien, wo er als Assistent des Prof. Hantschl für höhere Mathematik (1829–33) fungierte. Um diese Zeit trat er schon als selbständiger Forscher im mathematischen Gebiete auf. Sein „Beitrag zur Theorie der Parallelen“, die Abhandlungen: „Convergenz einer unendlichen Logarithmen-Folge“ ferner: „Ueber die wahrscheinliche Ursache der Electricitäts-Erregung durch Berührung“, richteten bereits die Aufmerksamkeit der Männer der Wissenschaft auf ihn. Als mehrere Versuche eine Professur zu erhalten, ungeachtet trefflich abgelegter Concursprüfungen, scheiterten, faßte D. den Entschluß, nach Amerika auszuwandern. Im Begriffe mit dem amerikanischen Consul in München seine Uebersiedelung zu besprechen – er war mit seinem Bruder, der in München Geschäfte hatte, dahin gereist – erhielt er (1835) die Kunde, daß er zum Professor der Mathematik und Handlungsbuchhaltung an der ständischen Realschule zu Prag ernannt sei. Zugleich erhielt er einen Ruf in die Schweiz. D. entschied sich nunmehr für Prag. 1837 übernahm er die Supplirung der höhern Mathematik an der ständisch-technischen Lehranstalt, 1841 die Professur der Elementar-Mathematik und praktischen Geometrie daselbst. Am 23. Oct. 1847 kam D. als Bergrath und Professor der mathematischen Physik und Mechanik an die k. k. Bergakademie nach Schemnitz, aber schon 2 Jahre später nach Wien als Professor der praktischen Geometrie am polytechnischen Institute an die Stelle Stampfers. Als mit Allerh. Entschließung vom 17. Jänner 1850 die Errichtung eines physikalischen Cabinetes angeordnet ward, wurde D. zum Director dieses neuen Institutes und zugleich zum Professor [371] der Experimental-Physik an der Universität ernannt. Doch seit Jahren bereits leidend, war er einer Aufgabe, welche bedeutende Kraftentwicklung erforderte, auf die Dauer nicht gewachsen. Er erbat sich im J. 1852 einen Urlaub, um in einem milderen Clima seinem weit vorgeschrittenen Brustleiden Einhalt zu thun. Doch es war zu spät, in Venedig starb er nach langjährigen Leiden in den Armen seiner Gattin, mit welcher er seit 11. April 1836 vermält war und die er mit fünf unmündigen Kindern zurückließ. D. hat außer einer größern Menge von Abhandlungen, welche sich in den „Wiener polytechnischen Jahrbüchern“, in den „Abhandlungen der königl. böhm. Gesellschaft der Wissenschaften“, in Baumgartners „Physikal. Zeitschrift“, in den „Sitzungsberichten der mathematisch-naturwissenschaftlichen Classe der kaiserl. Akademie der Wissensch.“ abgedruckt finden, mehrere selbständige Schriften herausgegeben; diese sind: „Optisches Diastemometer, ein Instrument, wodurch man die Entfernung eines Gegenstandes durch ein bloses Anvisiren desselben augenblicklich bestimmen kann“ (Prag 1845, Borrosch); – „Ueber eine wesentliche Verbesserung der katoptrischen Mikroskope“ (Prag 1845, mit 6 Tafeln); – „Beiträge zur Fixsternenkunde“ (Ebenda 1846); – „Methode, die Geschwindigkeit mit der die Luftmoleckel beim Schalle schwingen, zu bestimmen“ (Ebenda 1846); – „Ueber eine vom Zerstreuungsvermögen des Fortpflanzungsmittels völlig unabhängige rotatorische Dispersion des Lichtes“ (Ebenda 1846); – „Versuch einer systematischen Classification der Farben“ (Prag ebenda); – „Gedanken über die Möglichkeit, die absoluten Entfernungen und absoluten Durchmesser der Fixsterne, auf rein optischem Wege zu bestimmen“ (Ebenda 1847); – „Methode, die Geschwindigkeit, mit der die Lichtmoleckel bei der Wahrnehmung der Fixsterne am Orte des Beobachters schwingen, zu bestimmen“ (Eb. 1847); – „Ueber den Einfluss der Bewegung des Fortpflanzungsmittels auf die Erscheinungen der Aether-, Luft- und Wasserwellen“ (ebenda 1847); – „Arithmetik und Algebra mit besonderer Rücksicht auf die Bedürfnisse der verschiedenen Wissenschaften und des praktischen Lebens“, 2. Aufl. (Wien 1851, Braumüller). – Die wissenschaftlichen Arbeiten D.’s charakterisirt eine originelle Auffassungsweise, insbesondere sind seine die Vibrationstheorie betreffenden Untersuchungen hervorzuheben. Er ging dabei von der Ansicht aus, daß die Erscheinungen des Lichtes, der Wärme u. d. m. aus Vibrationen eines feinen Mediums und der kleinsten Körpertheile selbst abzuleiten seien, wodurch jene Probleme, welche man bisher durch Annahme gewisser Imponderabilien vergeblich zu erklären gesucht hatte, der Lösung näher gerückt wurden, weil sich auf diese neue Theorie die allgemein geltenden Gesetze der Bewegung anwenden ließen. Die Versuche von verschiedenen Gelehrten an fernen Orten bestätigen auf experimentalem Wege die Richtigkeit der Doppler’schen Theorie. Bemerkenswerth ist noch der Schluß eines Vortrages, den D. in einer Sitzung seiner Classe der kaiserl. Akademie (22. Jänner 1852) hielt, als er über die Resultate der verschiedenen Versuche, die in Folge seiner Theorie angestellt wurden, Bericht erstattete; er lautet: „Ich lebe mehr als je in der Ueberzeugung, daß der Farbenschmuck, welchen das beobachtende Auge an den Doppelsternen und einigen andern Gestirnen des Himmels bewundert, uns einstens wohl zu mehr als zu einer bloßen Augenweide, daß er uns in einer wenn auch vielleicht fernen Zukunft dazu dienen werde, die Elemente der Bahnen von Himmelskörpern zu bestimmen, deren unermeßliche Entfernungen von uns nur die Anwendung rein optischer Hilfsmittel gestatten“. Am 26. Jänner 1846 wurde D. zum wirkl. Mitgliede der kais. Akademie der Wissenschaften ernannt, [372] aber schon 1840 hatte ihn die königlich-böhmische Gesellschaft der Wissenschaften zum außerordentlichen und 1841 zum ordentlichen Mitgliede gewählt, auch hatten ihm andere gelehrte Akademien ihre Diplome und die Prager Universität jenes eines Ehrendoctors der Philosophie zugesendet.

Jelinek (Karl Dr.), Das ständ.-polytechnische Institut zu Prag (Prag 1856, Haase Söhne, 8°.) S. 224 [nach diesem geb. 29. Nov. 1803, gest. 17. März 1854]. – Almanach der kais. Akademie der Wissensch. für 1854 (Wien, Staatsdr., 8°.) IV. Jahrg. S. 112 [im Berichte des General-Secretärs Schrötter]. – Ebenda Jhrg. 1851 S. 169 [das Verzeichniß von D.’s selbständigen Werken und in andern Sammelwerken abgedruckten Abhandlungen; derselbe Almanach Jahrg. 1852 gibt den 30. Nov. 1803 als D.’s Geburtsdatum an]. – Giornale dell’ Ingegnere-Architetto (Mailand 1853, Lex. 8°.) I. Bd. S. 124 [dort irrig Duppler genannt]. – (Brockhaus) Conversations-Lex. (10. Auflage) V. Bd. S. 196. – Nouvelle Biographie générale ... publiée sous la direction de M. le Dr. Hoefer (Paris 1853) XIV. Bd. Sp. 590. – Meyer (J.), Das große Conversations-Lexikon (Hildburghausen 1842, Bibl. Inst., Lex. 8°.) II. Suppl. Bd. S. 65 [nach diesem und nach Brockhaus geb. 30. Nov. 1803].