BLKÖ:Falkner, Christian

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Faller, Sebastian
Band: 4 (1858), ab Seite: 138. (Quelle)
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Falkner, Christian (Frühmesser vulgo Höflichkeits-Professor, geb. zu Niederthei im Oetzthale Tyrols 1. Jänner 1765, gest. zu Längenfeld 16. April 1855). Bauernsohn. Besuchte die Ortsschule, beschäftigte sich dann mit der Weberei, die er zehn Jahre trieb, bis er seinem Drange zu studiren nimmer gebieten konnte und im Alter von 27 Jahren von Neuem begann; u. z. zuerst in Längenfeld, dann in Pfunds unter [139] Lechleitner das Latein, die Geographie, Geschichte, Mathematik und Philosophie und zuletzt in Brixen die Theologie studirte, wo er am 23. Sept. 1797 die heil. Weihen erhielt. Nachdem F. ein Jahr der praktischen Theologie in Brixen obgelegen, kam er zuerst als Supernumerar nach Perwangen (25. Aug. 1798); am 17. Nov. 1803 erhielt er die Provision des Expositur-Beneficiums zu Pfaffenhofen und 5. Oct. 1805 das Frühmeß-Beneficium in Längenfeld, welchen beschwerlichen Dienst in einer gebirgigen und unwirthbaren Gegend F. 50 Jahre lang bis in’s hohe Alter von 91 Jahren mit einer Rüstigkeit, Energie und Resignation verrichtete, daß nur auf die unten bezeichnete Schrift verwiesen werden kann, um die Eigenthümlichkeit, Charakterstärke und Ergebung in den Willen des Herrn Falkners ganz zu ermessen. Täglich bis an seinen Tod las er Früh 4 Uhr die Messe, war während des Jubiläums von 3 Morgens bis 9 Uhr Abends ununterbrochen thätig und saß an Sonn- und Festtagen schon 4 Uhr Morgens im Beichtstuhle. Seine Predigten im Volkstone sind reich an den eindringlichsten Wahrheiten. Sie führen z. B. folgende Aufschriften: „Da die Franzosen nahe sind“, über den Text: „Wir sind zum Schauspiele geworden der Welt, den Engeln und Menschen“, oder: „Am Kirchweihfest, da grosser Krieg mit den Franzosen war“, über das Thema: „Gott ist unsere Stärke“ u. m. a. Das Höchste leistete er aber im Krankenbesuch und in der Hilfeleistung bei Sterbenden. „Mindestens 1200 Personen hat F. die Seele ausgesegnet“ sagt sein Biograph, eine in jenen dünn bevölkerten Gegenden hohe Summe. In der Todesstunde wollte Jeder Falkner bei sich haben. Ebenso ausgezeichnet und erfolgreich war sein Wirken als Volkslehrer; hoffnungsvollen Knaben blieb er treuer Rathgeber und Vater, bis sie die Studienzeit hinter sich und die heiligen Weihen empfangen hatten. Im Jahre 1847 hatte Falkner seine Secundiz gefeiert; 8 Jahre später entschlief er, nachdem er Tags vorher, 91 Jahre alt, Früh 4 Uhr in den Beichtstuhl gegangen, um 5 Uhr Morgens ruhig und schmerzlos, die Erinnerung an ein rührendes reiches Priesterleben zurücklassend.

Schöpf (J. A. Dr.), Das einundneunzigjährige Leben und Wirken des Frühmessers vulgo Höflichkeits-Professors Christian Falkner. Aus Quellen dargelegt. Zweite Ausgabe zum Besten des kathol. Gesellenvereins (Salzburg 1856, Oberer, 16°.). [Diese kleine Schrift ist sowohl ihrer Fassung als ihres Inhaltes wegen bemerkenswerth, der ein reges Priesterleben in den oft unwirthbaren Tyroler Bergen mit naiver Einfachheit, doch deshalb um so wirksamer schildert und eine Fülle praktischer Lebensansichten enthält. Auch ist der Anhang „Von den Lanigern“ (S. 62–76) eine höchst interessante ethnographische Studie.]