BLKÖ:Schöpf, Joseph Anton

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Schoepf, Peter Paul
Band: 31 (1876), ab Seite: 193. (Quelle)
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Schöpf, Joseph Anton (gelehrter Theolog und Fachschriftsteller, geb. zu Umhausen im Oetzthale Tirols am 5. Februar 1822). Das jüngste Kind schlichter Landleute; seine Mutter hatte erst in reiferen Jahren – sie zählte deren 39 – geheirathet und war 46 Jahre alt, als sie Joseph Anton gebar. Sie hatte auch mit dem das Oetzthal bereisenden Prinzen, nachmaligen König Ludwig I. ein Tänzchen gemacht, ein Ereigniß, das nicht blos in der Familie, sondern auch im weiten Umkreise der Gemeinde in Erinnerung blieb. Sie erreichte das hohe Alter von 96 Jahren, war in den letzten zehn Jahren erblindet und hatte seit 1850 bei ihrem Sohne Joseph Anton gelebt, der ihr die Gruft Nr. 1 auf dem St. Sebastians-Friedhofe in Salzburg kaufte, welche nun die Aufschrift: „Grabstätte für Schöpf“ führt. – Joseph Anton erhielt den ersten Schulunterricht im Cistercienserstifte Stams, kam, 10 Jahre alt, nach Innsbruck, wo er das Gymnasium besuchte und mit noch drei anderen Genossen, sämmtlich Träger seines Namens, nämlich mit Johann Schöpf, dem Autor des „Spiegel-Kalenders“ [S. 183], mit dessen Bruder Alois, nachmals Bertrand [S. 179] und mit Johann Baptist, dem zu früh verstorbenen Sprachforscher und Franziskanermönch [S. 186] auf einer Stube wohnte. Am Studium hatte Joseph Anton im Anbeginne nicht die rechte Freude, und als seiner Eltern in Freundsheim bei Barwies[WS 1] im Oberinnthale einen Hof gekauft hatten und dahin übersiedelt waren, fand sich S. daselbst ein, so oft es ohne Gefahr vor Entdeckung von Seite seiner Lehrer nur möglich war. Als einziger Sohn neben drei Schwestern sollte er die Bauerschaft übernehmen. Aber die Mutter, die aus ihm „das Ideal ihrer Wünsche“, einen „geistlichen Herrn“, machen wollte, behielt die Oberhand und ihr Einfluß auf den Sohn siegte. Im Jahre 1840 ging S. nach Gratz zur Fortsetzung seiner Studien, in welche eine längere Krankheit störend eintrat. Im Herbste 1841 begann er zu Salzburg das theologische Studium, trat im folgenden Jahre in das fürsterzbischöfliche Priesterhaus daselbst und erlangte nach beendeten Studien am 1. August 1845 die Priesterweihe. Zunächst trat er nun in die Seelsorge, und zwar als Hilfspriester zu Stum im Zillerthale, wo er zeitweilig als Katechet drei Schulen zu versehen und bei der mitunter lange andauernden Verhinderung des Lehrers auf dem Gatternberge die ganze Schule zu besorgen hatte. Am 25. Februar 1848 wurde er zum Supplenten des Lehramtes der Kirchengeschichte, bald darauf auch des Kirchenrechtes an der Salzburger theologischen Facultät ernannt, worauf er im Mai 1851 die theologische Doctorwürde erlangte. Auf Befehl seines damaligen Ordinarius, des Cardinals Fürsten Schwarzenberg, übernahm S. im Jahre 1848 die Redaction eines täglich erscheinenden politischen Blattes, der „Salzburger constitutionellen Zeitung“, die er bis 7. Juli 1851 fortführte. Es war dieß eine ihm nichts weniger als willkommene Bürde, da seinem offenen, freimüthigen Sinne Vieles als das Rechte [194] erschien, woran Andere einen Anstoß nahmen, und er Vieles gerade so niederschrieb wie er es sich dachte, wodurch er, ohne zu wollen, nach allen Seiten anstieß und viel Unannehmlichkeiten zu ertragen hatte. Nachdem er die Redaction aufgegeben, lebte er ausschließlich seinen Fachstudien und schriftstellerischen Arbeiten, theils als Mitarbeiter der „Allgemeinen Zeitung“, an der er durch zwei Decennien, von 1850 bis 1870, thätig gewesen, theils als Verfasser mehrerer selbstständiger Schriften, welche aber in hierarchischen Kreisen auch nicht immer die freundlichste Aufnahme fanden, wie dieß mit seinen im Mai 1856 in der „Allgemeinen Zeitung“ erschienenen fünf Aufsätzen: „Zur bischöflichen Conferenz“ und mit seiner Schrift über die unbefleckte Empfängniß – die bibliographischen Titel seiner Schriften folgen weiter unten – der Fall war. Später richtete er sein Augenmerk auf das theologische Studium in Oesterreich, das er einer kritischen Beleuchtung unterzog, und in einer mehr denn gewöhnlich religiös bewegten Zeit machte das Bedürfniß nach einem kirchenrechtlichen Handbuche sich geltend, dessen Bearbeitung sich denn S. auch unterzog. Noch einmal betrat er den ihm bereits einmal verleideten Schauplatz des öffentlichen Lebens, um auch dieses Mal die Stiche der auf demselben wuchernden Dornen zu empfinden. Er wurde nämlich im Jahre 1861 in den Salzburger Gemeinderath gewählt, nahm die Wahl an und blieb als solcher bis Ende 1862 thätig. Daselbst nun hatte er sich durch sein Votum über die Verwaltung des Kirchenvermögens, welches gegen die Intentionen des Consistoriums gerichtet war, in diesem Kreise und den Anhängern desselben nichts weniger denn Freunde erworben. Er mußte den in den ultramontanen Blättern gegen ihn gerichteten, in Schmähungen ausartenden Angriffen mit zwei Flugschriften mannhaft entgegentreten. Nebenbei war S. seit Jahren immer auch auf praktischem Gebiete thätig, so seit dem Jahre 1852 als Vorstand des Salzburger Gesellen-Vereins, der er bis 1874 blieb. Sein dießfälliges Wirken ist im XX. Jahresberichte, welcher als Denkschrift zum 20. Stiftungsfeste am 12. Mai 1872 unter dem Titel: „Der Salzburger Gesellen-Verein vom Mai 1852 bis Mai 1872“ erschien, niedergelegt. Im Jahre 1862 eröffnete er ferner die „Schulkinder-Bewahranstalt“, in der arme, auf die Gasse gewiesene Schulkinder an Schultagen von 10 Uhr Vormittag bis 2 Uhr Nachmittag vollständige Pflege erhielten. Dieselbe ist später in den bis heute noch segensreich wirkenden Schulverein übergegangen. Zum Besten armer Familien und zur Hebung der Armenvereins-Section Salzburg, deren Vorstand-Stellvertreter S. war, hielt er auch öffentliche Vorträge. Nebstbei plaidirte er mit allem Eifer für die Wiederherstellung der Universität in Salzburg, zu welchem Zwecke er auch eine besondere Denkschrift herausgab. Die Titel der von S. bisher veröffentlichten, selbstständig ausgegebenen Schriften sind: „Der Weltgeist unter den Bürgern und Bauern Tirols“ (Salzburg 1848); – „Theologisches Studium in Oesterreich“ (ebd. 1851; 2. Aufl. 1857, 8°.); – „Handbuch des katholischen Kirchenrechtes mit besonderer Bezugnahme auf Oesterreich und Deutschland“, 4 Bde. (Schaffhausen 1854, Hurter; 3. Aufl. 1863 u. f., gr. 8°.); – „Christian Falkner, der Höflichkeits-Professor“ (Salzburg 1856; 3. Aufl. Innsbruck 1858, Wagner); – „Gemeinfassliches über die unbefleckte Empfängniss Mariens“ (2. Aufl., Salzburg 1854); – „Christian, der Wanderbursch, mit einem praktischen Discurse [195] über das Handwerk“ (Salzburg 1860, 8°.); – „Wie ein Schustergeselle als Dechant von Berchtesgaden gestorben“ (ebd. 186.); – „Sendschreiben an die Oetzthaler und andere Bauern des Silzer Gerichts im tirolischen Oberlande über das Ausrucken gegen die Wälschen vom Ziehbichlernbauer“ (ebd. 1859, kl. 8°.), diese Schrift wurde gleich nach ihrem Erscheinen von der Polizei confiscirt; – „Nothwehr“ (Salzburg 1861, 8°.); – „Die Presse“ (ebd. 1861, 8°.); – „Peter Carl Thurwieser (zum Besten der hierortigen [Salzburger] Section des deutschen Alpenvereins)“ (ebd. 1871, 8°.); – „Denkschrift für Wiederherstellung der Universität Salzburg“ (ebd. 1871, 8°.). Viel hat S. für Zeitungen geschrieben, darunter, wie schon erwähnt, für die Allgemeine Zeitung, in welcher außer den schon erwähnten Aufsätzen bemerkenswerth sind im Jahre 1864, Nr. 350 u. 351: „Dr. Mayrhofer, Haspinger’s Adjutant“; und sämmtliche Aufsätze über die Tiroler Colonie in Peru; – für den Tiroler Boten, unter denen sein Aufsatz: „Ueber die Grenzen des canonischen Gehorsams“ seiner Zeit Aufsehen gemacht; – für Dr. Schönherr’s „Schützen-Zeitung“, darunter eine „Biographie Haspinger’s“, und über „Die Diöcesan-Umschreibung, d. h. Neubegrenzung der tirolischen Diöcesen“; für die Salzburger Zeitung zahlreiche Aufsätze, darunter mehrere Städtebilder Oberitaliens, als Genua, Alessandria, Magenta, Turin u. s. w. Außer der schon erwähnten Professur und Vorstandschaft des Salzburger Gesellen-Vereins bekleidet S. gegenwärtig die Decanswürde, und zwar seit 1855 das fünfte Mal, der theologischen Facultät, ist Consistorialrath des Agramer Consistoriums und salzburgisch geistlicher Rath.

Eigene handschriftliche Notizen und die Ausweise und Berichte der Gesellen-Vereine von Salzburg und Hallein.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Karwies