BLKÖ:Guyon, Nina

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Guttmann, Jacob
Band: 6 (1860), ab Seite: 50. (Quelle)
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Guyon, Nina, geborne Rouland (Schriftstellerin, geb. in Wien um das Jahr 1815, gest. in Algier im März 1842). Die Tochter eines Börsen-Sensals in Wien. Sie erhielt eine sorgfältige Erziehung und zeigte früh ein schönes poetisches Talent. Noch als junges Mädchen hatte sie aus der polnischen und schwedischen Geschichte den Stoff zu ihrem Romane „Patkul“ geschöpft, und mit diesem Werke zu ungewöhnlichen Erwartungen berechtigt. Später erschien ihr poetisches Werk: „Heilige Leyer“ (Wien 1832). Eine Herausgabe dieser Dichtungen hatte sie gar nicht beabsichtigt, sondern sie wollte nur den „Empfindungen ihres Herzens Worte leihen“; später auf Zureden ihrer Freunde entschloß sie sich zur Veröffentlichung der Gedichte, um ihre Empfindungen jenen Seelen mitzutheilen, „die stumm bleiben am Fuße der Gottheit“. Im Jahre 1832, als die erste Naturforscher-Versammlung in Wien zusammentrat, lernte sie der französische Arzt Dr. Guyon kennen; sie vermälte sich und übersiedelte mit ihm nach Algier, wo ihm die Sanitätspflege dieser neuen Colonie anvertraut war. Bereits 10 Jahre hatte sie in ihrer neuen Heimat zugebracht und eben zum zweiten Male die Gefahren eines Wochenbettes glücklich überstanden, als ein in jenen Gegenden überhaupt seltenes Naturereigniß ihren Tod herbeiführte. Ein Gewitter von beispielloser Heftigkeit, so daß die ältesten dortigen Bewohner sich an ein ähnliches nicht zu erinnern wußten, hatte die noch schwache Kranke so tief erschreckt, daß eine von gefährlichen Nervenanfällen begleitete Krise eintrat, welcher die Kräfte der Wöchnerin nicht gewachsen waren, und in Folge welcher sie in der Blüthe ihrer Jahre starb. Ihr Wirken in der neuen Heimat war segensvoll; an der Verpflanzung des Ordens der barmherzigen Schwestern nach Algier hatte sie selbst wesentlichen Antheil. Ihr Biograph Friedrich Witthauer theilt auch ein französisches Gedicht, betitelt: „La soeur de Charité“, mit, welches von ihr verfaßt ist und in der Algier’schen Zeitschrift: „Akhbar“ abgedruckt war. Es ist bemerkenswerth, daß sie, von Geburt eine Deutsche und mit der französischen Sprache nur unvollkommen vertraut, dennoch eben in ihr so glücklich ihre Gefühle auszudrücken verstand, wie es dieses Gedicht beweist.

Wiener Zeitschrift für Kunst, Literatur, Theater und Mode. Herausg. von Friedr. Witthauer 1842, Nr. 121. – Frankl (L. A.), Sonntagsblätter 1842, S. 448: „Nina Guyon“.