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BLKÖ:Hülf, Leopold Johann

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Hürth, Theobald
Band: 9 (1863), ab Seite: 404. (Quelle)
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Hülf, Leopold Johann (Mathematiker, geb. zu Olmütz 19. August 1789, gest. zu Wien 23. October 1343). Nach beendeten Studien betrieb H. das Wechselgeschäft in Pesth bis zum Jahre 1831. Seine Beschäftigung mit Ziffern, verbunden mit der Erfahrung, daß die bisherigen Rechnungsmethoden im praktischen Leben deßhalb wenig mit Nutzen anwendbar, weil sie gewöhnlich sehr zeitraubend sind, veranlaßte ihn lange schon auf Mittel zu sinnen, diesen überflüssigen Zeit- und Zifferaufwand zu vermeiden. Die Muße wendete er seinen mathematischen Studien zu, mit denen er eine Vereinfachung der Rechnenkunst bezweckte. Schon im Jahre 1812 entdeckte er die Multiplication ohne Theilproducte. Im Jahre 1831 begab sich H. nach Wien und betrieb Börsengeschäfte bis 1836, in welchem Jahre er in Privatgeschäften eine Reise nach Marseille unternahm. Dort wurden seine Geschäftsfreunde auf seine neue Multiplication- und Divisionsmethode aufmerksam und veranlaßten ihn zur Herausgabe seiner Schrift: „Calcul sans chiffres“, mit welcher er sich nach Paris begab, wo er alsbald die Aufmerksamkeit der Fachmänner erregte und dem Könige, wie auch sonst den angesehensten Personen der Hauptstadt vorgestellt wurde. Um die Faßlichkeit und praktische Anwendbarkeit seiner Lehre zu beweisen, entsprach er dem Verlangen, zehn Zöglinge der Privatlehranstalt St. Victor in seiner Methode zu unterrichten, und in der That multiplicirten diese nach 4 Lectionen ebenso rasch nach der neuen als nach der seit Jahren [405] geübten Methode. Alle Pariser Blätter sprachen auf das Günstigste von diesem Ereignisse. Das ministerielle Organ „La Charte de 1830“ vom 4. November 1836 aber meldet über diese Thatsache: „L’expérience a été faite sur dix élèves de la pension St. Victor. Tous au bout de quatre leçons faisaient la multiplication aussi vite par ce nouveau procédé que par celui, qu’ils employaient depuis plusieurs années. L’arithmétique[WS 1] entière a subi les révolutions de cet esprit novateur.“ Vortheilhafte Anerbieten, in Paris zu bleiben, schlug H. aus und kehrte 1837 wieder nach Wien zurück, wo er seine Schrift: „Neue Methode für Multipliziren, Dividiren, Quadriren. Nach dessen unlängst zu Paris erschienenem Werke: „Le calcul sans chiffres“, leichtfasslich bearbeitet“ (Wien 1837, Heubner, 8°.), herausgab. Unablässig bemüht, seine Methode zu vervollkommnen und zu verallgemeinern, fand er auch in Wien bei hochgestellten Personen Gehör und erhielt die Erlaubniß, nach zwei von dem schönsten Erfolge begleiteten Proben an der k. k. Universität über seine abgekürzte Rechnungsmethode außerordentliche Vorträge zu halten. Im Jahre 1839 eröffnete er dieselben und unterrichtete mehrere Cassen- und Buchhaltungsbeamte in seiner Methode mit so günstigem Erfolge, daß dieselben nach 36 Vorlesungen selbst schwierige Rechnungen mit größerer Verläßlichkeit und in viel kürzerer Zeit zu lösen im Stande waren, als dieß nach den bisher üblichen Methoden der Fall war. Bis zum Jahre 1843 hielt H. seine Vorträge, im Laufe des letztgenannten Jahres mußte er sie Krankheit halber unterbrechen, um sie nie wieder aufzunehmen, da er noch im Herbste dieses Jahres im Alter von 54 Jahren starb. H. war zum Theile ein Opfer seiner rastlosen Anstrengungen geworden. Außer den bereits angeführten Werken hat H. noch herausgegeben: „Versuch einer systematischen Bezeichnung und Entzifferung genealogischer Verhältnisse“ (Wien 1842, Mechitaristen, Lex. 8°.) – und „Die Rechenkunst nach neuen und kürzeren Methoden nebst deren Anwendung anstatt der Logarithmen, zur schnellen Auflösung sowohl kommerzieller als auch finanzieller, ökonomischer, statistischer u. m. a. Rechnungsaufgaben, die bisher mit Hilfe der Logarithmen aufgelöst werden mussten“. 2 Bände (Wien 1841, F. Ulrich, 8°.). In Handschrift hinterließ er eine vollständige Bearbeitung seiner neuen Methode, wesentlich verbessert und den Münz-, Maß- und Gewichtssystemen der deutschen Bundesstaaten angepaßt.

Wiener Zeitung 1844. Nr. 8. – Neuer Nekrolog der Deutschen (Weimar, B. F. Voigt, kl. 8°.) Jahrg. XXI (1843), S. 929.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: L’artihmétique