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BLKÖ:Hall, Placidus

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Hall, Andreas
Band: 7 (1861), ab Seite: 237. (Quelle)
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Hall, Placidus (Benedictiner und Schulmann, geb. zu Kaplitz in Böhmen 13. Jänner 1774, gest. zu Pfarrkirchen in Oberösterreich 2. Mai 1853). In der Taufe erhielt er den Namen Anton; er war der Sohn eines Schullehrers in Böhmen, der unter Kaiser Joseph wegen seiner Geschicklichkeit und fruchtbringenden Wirksamkeit im Lehramte zum Musterlehrer ernannt worden war. Die Schulen besuchte er anfänglich in Prag, wo er bei seinem Onkel, der im Hause des Grafen Lazansky Erzieher war, lebte. Da trat mit einer schweren Krankheit ein Wendepunct in H.’s Leben [238] ein. Der Jüngling, vom Starrkrampfe befallen und todt geglaubt, sollte beerdiget werden, da tritt der Todtgeglaubte gerade im Augenblicke unter die Menge, als diese bemüht ist, den wehklagenden Vater über den Verlust seines Sohnes zu trösten. Zur völligen Herstellung seiner Gesundheit kam H. nun nach Linz in’s Spital der Barmherzigen, dort verfiel er neuerdings in eine sehr schwere Krankheit, von welcher genesen, er sich aber zeitlebens bis in sein 79. Jahr der festesten Gesundheit erfreute. Während seines schweren Leidens that er das Gelübde, wenn er genesen sollte, in ein Kloster zu treten. Er löste dasselbe, trat am 29. September 1800 in das Benedictinerstift Kremsmünster, in diese geheiligte Stätte der Wissenschaft, aus welcher, von gediegenen Priestern gebildet, so viele tüchtige Männer bereits dem praktischen Leben gewonnen worden. Daselbst erhielt er den Namen Placidus, und wurde nach beendeten theologischen Studien 1805 Professor am dortigen Stiftsgymnasium, welches Amt er bis 1826 bekleidete. Als Schulmann entwickelte H. eine fruchtbringende Thätigkeit und seine Methode im Lateinunterrichte war so tüchtig, daß man seine Schüler wegen ihrer Kenntniß in dieser Sprache vorzugsweise Placidaner nannte. Ueberhaupt war Placidus als Schulmann einer der hervorragendsten und geliebtesten Mönche des Stiftes und seine Zelle wimmelte immer von Studenten, deren ärmere er stets beschenkte und mit seiner ersparten Nahrung betheilte. In den Ferien unternahm er in Begleitung seiner Studenten Reisen, die sich auf den größten Theil von Deutschland, die Schweiz, Ungarn und Italien erstreckten. Zur Zeit der französischen Invasion im Jahre 1809 versah er auf einige Zeit die Pfarre Thalheim. Bei dieser Gelegenheit befreite er mit eigener Lebensgefahr mehrere österreichische Soldaten, die in französische Gefangenschaft gerathen waren, aus derselben, und rettete sich selbst nur durch die Flucht, die er unter dem feindlichen Kugelregen über die halb zerstörte Traunbrücke nahm. Der Kaiser Franz zeichnete den muthigen Priester für seine schöne That mit der goldenen Verdienstmedaille aus. Nachdem er 21 Jahre lang das Lehramt bekleidet hatte, trat H. in die Seelsorge und wirkte als Pfarrer zu Fischelham, Grünau[WS 1] und Pfarrkirchen. Wie ihn früher seine Schüler, so liebte und verehrte ihn jetzt seine Pfarrgemeinde. Aber noch jetzt setzte er sein Lehramt fort und unterrichtete die Schulkinder im Kirchengesange; auch in seinem Brauche, sie zu beschenken, fuhr er fort; indem er sie im Hofraume der Pfarrei erwartete, und wenn sie die Schule verließen, mit Butterbrot und anderen aufmunternden Kleinigkeiten betheilte. Hall’s Leben, das eines würdigen Priesters, der seine Lehren durch seinen Lebenswandel bekräftigte, und eines Pädagogen, der in seiner unerschöpflichen Liebe zur Jugend manches Räthsel des schweren Amtes der Erziehung in einer Weise löste, von der die pädagogischen Drakonen keine leise Ahnung haben, bietet reichen Stoff zu einer idyllisch-pädagogischen Studie.

Gmundner Wochenblatt 1853, Nr. 28: „Nekrolog“. –

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Grunau.