BLKÖ:Hellmesberger, Georg (II.)

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 8 (1862), ab Seite: 285. (Quelle)
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Hellmesberger, Georg (II.) (Violinvirtuose, kön. hannover’scher Hofcapellmeister, geb. zu Wien 1829, gest. zu Hannover 12. November 1852). Sohn des Georg (I.) [s. d. Vorigen] und Bruder Joseph’s [s. d. Folg.]. Seltene Begeisterung für Kunst und hauptsächlich für Musik sprach sich schon bei Hellmesberger in seiner zartesten Jugend aus und sein Vater gab dem lernbegierigen Knaben den ersten Unterricht auf der Violine, später gesellte sich diesem auch noch jener auf dem Pianoforte bei und auf beiden machte er so schnelle Fortschritte, daß Meister Rotter ihm, dem zwölfjährigen Knaben, schon den Generalbaß und Contrapunct mittheilen konnte. Bald war er ein Virtuose auf der Violine und trat im Vereine mit seinem Bruder Joseph unter Leitung des Vaters im Concertsaale mit Erfolg auf. Sein Compositionstalent sprach sich schon damals in einigen Liedern und Violincompositionen aus. Der Vater führte nun beide Söhne in die Kunstwelt ein und machte mit ihnen eine Reise durch Deutschland. Ihr künstlerischer Ruf vergrößerte sich und im Jahre 1847 concertirten Beide mit dem glänzendsten Erfolge in London. Von der Themsestadt zurück, gab sich Georg nun der Composition gänzlich hin; während dieser Zeit erschienen von ihm mehrere Violincompositionen, Ouverturen, unter diesen „Die grosse Festouverture in F“, Concerte und Lieder, die von Kennern als originell gedacht und gut durchgeführt bezeichnet wurden. Im Jahre 1850 wurde er zum kön. hannoveranischen Hofconcertmeister ernannt und ihm zugleich die Leitung der Vaudeville- und Balletmusik übertragen. Sein Fleiß und seine Thätigkeit, denen er keine Erholung gönnte, legten den Keim zu einer Lungenkrankheit, die er Anfangs wenig achtete, deren gefährliche Symptome sich aber bald [286] in ihrer ganzen Größe zeigten. Auf wiederholtes Anrathen der Aerzte benützte er die Ferienzeit im Jahre 1851 zu einer Molkencur in Mähren, die dem Uebel auch wirksam entgegentrat. Kaum war Hellmesberger auf seinen Posten zurückgekehrt und zum kön. Hofcapellmeister ernannt, als er mit erneuertem Eifer seinen Pflichten oblag. Es währte nicht lange und das Uebel vergrößerte sich sichtlich; statt sich Ruhe zu gönnen, überredete er sich selbst und blieb in seiner Stellung, bis die physische Kraft ihn verließ und ihn auf das Krankenlager warf, von welchem ihn nur der Tod befreite. Georg Hellmesberger war, erst 23 Jahre alt, gestorben. Kurz vor seinem Ende hatte der an Talent so reiche Künstler noch die Freude, daß eine seiner Opern: „Die beiden Königinen“, in Hannover, Hamburg, Prag u. s. w. zur Aufführung kam und sich der lebhaftesten Aufnahme erfreute. Die Kunst verlor an ihm einen tüchtigen Virtuosen und vielversprechenden Componisten. Sein musikalischer Nachlaß ist sehr bedeutend und besteht in mehreren Opern, Symphonien und anderen Tonstücken.

Wiener allgemeine Zeitung (Theater-Zeitung) von Adolph Bäuerle, Jahrgang 1852, Nr. 264, S. 1059: Nekrolog. – Wiener Musik-Zeitung, herausgegeben von Franz Glöggl (Wien, 4°.) 1852, S. 202: Nekrolog. – Kertbeny (K. M.), Silhouetten und Reliquien (Wien und Prag 1861, Kober und Marggraf, 8°.) Bd. I, S. 249. – Gallerie denkwürdiger Persönlichkeiten der Gegenwart. Nach Originalzeichnungen, Gemälden u. s. w. (Leipzig, J. J. Weber, Fol.) Bd. II, Sp. 80 [nach dieser gest. 1853].