BLKÖ:Hirschl, Moises

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 9 (1863), ab Seite: 55. (Quelle)
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Hirschl, Moises (Humanist, geb. zu Arad im Jahre 1790). Der Sohn wohlhabender israelitischer Eltern, der unter der Leitung des Oberrabbiners Aaron Chorin [Bd. II, S. 356] jene treffliche Ausbildung seiner geistigen Fähigkeiten erhielt, die ihn später zum Wohlthäter seiner Gemeinde und zum rastlosen Förderer aller ihren gedeihlichen Fortschritt bezweckenden Interessen machte. Erst 23 Jahre alt, wurde er im J. 1813 zum Vertreter der Arader Israelitengemeinde und 1826 zum Gemeindevorsteher, damals Richter genannt, erwählt. Obwohl er von dem damaligen Comitats-Vicegespan mit körperlicher Züchtigung bedroht wurde, wenn er diese Würde annehme, ließ sich H. dadurch nicht beirren und sein Amt antretend wirkte er 3 Jahre in demselben, die bisherigen Spaltungen in der Gemeinde ausgleichend und eine Unzahl veralteter schädlicher Mißbräuche beseitigend. Als er dann diese Stelle niederlegte, war seine Thätigkeit vornehmlich auf den Bau einer neuen Synagoge und eines großartigen Schulenfondhauses in Arad gerichtet, dessen Erträgniß zur Erhaltung einer zu errichtenden Realschule für die israelitische Jugend in Arad verwendet werden sollte. Beharrlich diesen Gedanken festhaltend, räumte er die vielen Hindernisse, die sich der Ausführung seines Vorhabens in den Weg stellten, allmälig weg und begann den Bau, leitete denselben persönlich, streckte die nöthigen Geldmittel, die von den ärmeren Mitgliedern der Gemeinde nur langsam zu beschaffen waren, unentgeltlich vor, schenkte selbst zur rascheren Förderung des Baues 8000 fl. W. W. und brachte 1830 denselben zu Stande. Nun, da die Mittel zur Erhaltung der Schule im Fondhause vorhanden waren, schritt er an die Begründung der Schule selbst, die nach dem von Lazar Skreinka entworfenen Plane eingerichtet wurde. Als sich im Schooße der Gemeinde von Seite jener Partei, welche gegen jeden Unterricht eifert, ernster Widerstand gegen die Beschickung der Schule erhob, über welche zu diesem Behufe allerlei böswillige Gerüchte in Umlauf gesetzt wurden, gelang es H. unter dem Schutze der Behörden allen Widerstand zu beseitigen und den behördlichen Befehl, die Kinder in die Schule zu schicken, zu erwirken. Eine fernere Summe von 3000 fl. W. W. widmete H. zum Ausbaue eines weiteren Theiles des Schulenfondhauses, welcher 1845 erfolgte. Im Herbste 1848 übersiedelte [56] H. bleibend nach Wien; aber auch von seinem neuen Wohnorte aus war er für seine Gemeinde thätig, erwirkte ihr eine beträchtliche Milderung der ihr vom Feldzeugmeister Baron Haynau [Bd. VIII S. 154] auferlegten bedeutenden Geldcontribution, und war es vornehmlich eine Frucht seiner Bemühungen, daß überhaupt die den Juden Ungarns auferlegten Strafcontributionen durch Allerhöchste Gnade des Kaisers in den bestehenden israelitischen Schulfond umgewandelt wurden. Als es später galt die Arader israelitische Realschule für Knaben mit einer vierten Classe und mit einer Mädchenschule zu vermehren und zu diesem Zwecke ein eigenes Schulhaus nothwendig wurde, erbat er im Namen der Arader Judengemeinde von Baron Sina die Schenkung eines Baugrundes von 473 Quadratklafter, auf welchem nun das neue Schulhaus aufgeführt wurde, bei welcher Gelegenheit H. auch einschritt, daß von der Regierung der Arader Judengemeinde aus dem jüdischen Schulfonde ein Darlehen von 30.000 fl. C. M. gegen 5percentige Interessen und Rückzahlung innerhalb 30 Jahren bewilligt wurde. Auch ließ H. auf dem Arader jüdischen Gottesacker auf eigene Kosten ein Leichenhaus erbauen und mit allem Nöthigen zur Wiederbelebung von Scheintodten versehen, zu dessen fernerer Erhaltung aber die Gemeinde sich verpflichten mußte. Andere Beweise seines humanistischen Sinnes legte H. bei mehreren Gelegenheiten dar, indem er und zwar oft bedeutende Geldspenden zu wohlthätigen Zwecken für Bedürftige ohne Unterschied der Religion darbrachte. Der Monarch verlieh dem verdienten Manne schon im Jahre 1838 die goldene Civil-Verdienstmedaille, welche ihm auch am 16. Juni d. g. J. feierlich überreicht wurde; auch wurde zur Erinnerung an den rastlosen Förderer der Arader Schulangelegenheit die Aufstellung seines Bildnisses in den Schullocalitäten behördlich angeordnet. Die israelitische Cultusgemeinde zu Arad ernannte aber H. am 28. Mai 1858 in dankbarer Anerkennung seiner vielfältigen um sie erworbenen Verdienste zum Ehrenmitgliede ihres Gemeinderathes. H., dessen Sohn 1849 nach Amerika ausgewandert ist, lebt als Bürger zurückgezogen von allen Geschäften in Wien und hat bereits 1854 das bis dahin ausgeübte Großhandlungsbefugniß niedergelegt.

Wiener Zeitung 1838, Nr. 138 (16. Juni).