BLKÖ:Hirschhäuter, Joseph

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 9 (1863), ab Seite: 54. (Quelle)
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Hirschhäuter, Joseph (Bildhauer, geb. zu Wien 6. Mai 1801, gest. ebenda 26. April 1859). Erhielt seine künstlerische Ausbildung in Wien von seinem Vater, der Verzierungsbildhauer war, besuchte dann die Akademie der bildenden Künste, zu deren bedeutenderen Zöglingen er zählte und auch mehrere Preise erhielt. Im Jahre 1831 begann er für sich zu arbeiten. Eine zurückhaltende Künstlernatur, einer von jenen, die sich lieber suchen lassen als sich bemerkbar zu machen verstehen, lebte er zurückgezogen, einige Zeit durch Freunde der Kunst und Kenner in den Vordergrund gedrängt, um dann wieder unbeachtet zu bleiben, bis der Tod seinen Namen auf die Liste derjenigen setzte, die unter den Tausenden und Hunderttausenden Dahingegangener das Vorrecht genießen, als Verluste für die Menschheit bezeichnet, ein paar Tage im Gedächtnisse behalten und höchstens glücklicherweise in ein Lexikon für einen künftigen Forscher eingetragen zu werden. Sieben Jahre, 1838 bis 1845, bilden einen Lichtpunct im Leben dieses Künstlers; während derselben lebte er in Baden bei seinem Freunde Dr. Habel, der ihn zu sich genommen hatte, damit er sich ausschließlich der Kunst widme und jeder drückenden Sorge baar, schaffe. 1845 kehrte H. nach Wien zurück und lebte in beschränkten fast kümmerlichen Verhältnissen, namentlich in den letzten Jahren, in welchen ihm nur selten mehr Bestellungen zukamen, und ihn überdieß ein schweres Leiden arbeitsunfähig machte. Vornehmlich hatte sich H. auf das Porträt verlegt und schon in der Ausstellung der Akademie der bildenden Künste des Jahres 1834 hatte er deren zwei, in Kehlheimerstein geschnittene Basreliefs, ausgestellt. Bis an seinen Tod, wenn es ihm sein Zustand erlaubte, beschäftigte er sich mit dergleichen Arbeiten und eine seiner letzten war eine Büste Beethoven’s über Lebensgröße, die er aus dem Gedächtnisse modellirte, da er den großen Künstler persönlich gekannt hatte. Von seinen übrigen Arbeiten sind anzuführen: „Christus“, in Stein geschnitten, 1840; – „Albrecht Dürrer“, Statuette, 1847; – „Hammer-Purgstall“; – „Grillparzer“, 1847; – „Nikolaus Lenau“, alle drei Gypsstatuetten; – „Prof. Exner“; – „Beethoven“; – „Pratobeuern sammt Frau“, Porträt-Büsten; – „Lorelei“; – „Der Rhein“, beides Gypsstatuetten; – „Die Flucht nach Aegypten“, Basrelief in Gyps, die h. Familie zu Schiffe darstellend, eine der lieblichsten Compositionen des Künstlers, welche vornehmlich seinen Ruf begründete; – „Friedrich der Schöne, dem ein Engel die Fesseln löst“, 1843, wurde auch in Erz gegossen und kam nach München; – „Der H. Franziscus“, Statue aus Sandstein über Lebensgröße (1848) auf dem Mehlmarkte bei den Kapuzinern; – „Baron Kohlhoff“ (1846), Büste aus weißem Marmor über Lebensgröße; – „Napoleon I.“, kleine Büste in Gyps; – „Friedrich Schiller“, in Gyps, Lebensgröße; – „Porträtbüste der Tochter des Dr. Riedel“, Lebensgröße, eine der gelungensten Arbeiten des Künstlers; – „H. Georg“, in Erz gegossen; – „Max und Kunigunde“, Statuettengruppe; – „Büste des Hrn. Rosthorn“; – „Ein Grabdenkmal“, nach Znaim, seine letzte Arbeit. Außerdem zahlreiche Porträtbüsten und Porträt-Basreliefs seiner Freunde in Gyps. Der Freundeskreis, in welchem H. zur Zeit seines besten Schaffens mehrfach verkehrte, bestand aus Männern wie Bauernfeld, Danhauser, Feuchtersleben, Mayerhofer, Schober, Manschgo, Schubert. Als es verlautete, daß er sterbenskrank darniederliege, veranstaltete [55] L. A. Frankl, der von des Künstlers ärmlichen Verhältnissen Kenntniß erhalten hatte, in der Künstlergesellschaft „grüne Insel“ eine Sammlung, die zufällig eben in der nämlichen Stunde bewerkstelliget wurde, als der 58jährige Künstler seine Seele aushauchte, so daß der erzielte Betrag zu seiner Bestattung verwendet wurde. Mehrere seiner Arbeiten besitzt außer dem eben angeführten L. A. Frankl auch der Med. Dr. Habel in Baden, an den sich der Herausgeber dieses Lexikons brieflich um nähere Mittheilungen über H.’s Leben und Arbeiten gewendet hatte, ohne solche erhalten zu haben.

Frankl (L. A.), Sonntagsblätter (Wien, gr. 8°.) Jahrg. 1843, S. 480; Jahrg. 1847, im Kunstblatte S. 43, 62 u. 118. – Cataloge der Ausstellungen in der Akademie der bildenden Künste, 1834: S. 28, Nr. 7 u. 8; 1840: S. 33, Nr. 6; 1847: S. 29. Nr. 4; 1850: S. 4. Nr. 17. – Nagler (G. K. Dr.). Neues allgemeines Künstler-Lexikon (München 1838, E. A. Fleischmann, 8°.) Bd. VI, S. 192. – Die Künstler aller Zeiten und Völker. Begonnen von Prof. Fr. Müller, fortgesetzt von Dr. Karl Klunzinger (Stuttgart 1860, Ebner und Seubert, Lex. 8°.) Bd. II, S. 384. [Erscheint da wie in Nagler als Hirschheiter]. – Kunstblatt (Stuttgart, Cotta, 8°.) 1836, Nr. 89.