BLKÖ:Schober, Franz von
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich | |||
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Band: 31 (1876), ab Seite: 62. (Quelle) | |||
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[WS 1]). Es ist ein ziemlich bewegtes und, wenn die erforderlichen Aufschlüsse nicht fehlten, gewiß höchst interessantes Dichterleben, dessen Denkwürdigkeiten zu lesen, viel Freude und Genügen böte. Im Folgenden können nur Andeutungen gegeben und einzelne Lebensmomente festgestellt, und dieß Alles konnte nur durch fleißige Umfrage bei S.’s Freunden und Bekannten erreicht werden. Mit seiner Mutter, einer Oesterreicherin, kam S. als Kind aus Schweden, wo er das Licht der Welt erblickt, in ihr Vaterland. Aus der Zeit, die er, sechsjährig, in Altona verlebte, will er sich – nach Schober’s mündlichen Mittheilungen – noch des fröhlichen Wandsbecker Boten Mathias Claudius und selbst des Barden Klopstock erinnern, und die Erinnerungen an Ersteren, der mit ihm und seinen Geschwistern muntere Scherze trieb, sind noch im Greise frisch und lebendig. S.’s Mutter besaß ein nach jenen Zeiten ungemein großes Vermögen – es soll an 600.000 fl. Silber betragen haben. In den Geldcalamitäten der Kriegsjahre hatte sie aber einen bedeutenden Theil davon verloren, so daß ihr ein verhältnißmäßig ganz geringer, etwa der fünfzehnte Theil verblieben war. Zu diesen Verlusten gesellten sich [63] durch den Kauf eines Gutes noch neue, nicht minder empfindliche. Franz, der jüngste unter vier Geschwistern, kam zur Erziehung in Salzmann’s berühmte Anstalt zu Schnepfenthal, wo er drei Jahre blieb und daselbst deutsch lernte, später kam er nach Kremsmünster und wurde in dem dortigen, von den Benedictinern des Stiftes selbst geleiteten Gymnasium, an welchem er sieben Jahre verblieb, ausgebildet. Ueber die nun folgenden Lebensverhältnisse S.’s herrscht Dunkel. Nach Einigen soll er zunächst als Erzieher in ungarischen Adelsfamilien, man nennt die Grafen Festetics und Űrményi ausdrücklich, thätig gewesen sein. Später, da er selbst ein geschickter Zeichner war, scheint er bei seiner Vorliebe für die Kunst das lithographische Institut, das im Jahre 1817 Graf Pötting in Wien gegründet, erworben zu haben. Aus demselben, aus welchem manche großartige Werke, wie Primisser’s „Stammbaum des Hauses Habsburg“, Sammlungen von Landschaften, Bildnissen, Caricaturen u. s. w., und zur Zeit des Schober’schen Besitzes die „Verlegenheiten“ von Schwind und Dannhauser hervorgegangen waren, schlug für S. auch wenig Vortheil heraus, und zuletzt sah er sich genöthigt, das Institut mit großem Verluste zu verkaufen. Im Jahre 1843 kam S. nach Weimar, wo er sich mit Liszt befreundete, mit demselben in Gemeinschaft auch mehrere Reisen ausführte, bis er endlich als Kammerherr und Legationsrath in die Dienste des Großherzogs von Sachsen-Weimar trat, in welchen er wohl ein Jahrzehend verblieben sein mag. Bei dem Großherzoge soll der ungewöhnlich gebildete S. in seltener Gunst gestanden sein. Im Jahre 1856 übersiedelte S. nach Dresden, wo er sich mit Thecla von Gumpert, die unter seiner unmittelbaren Anleitung zur Jugendschriftstellerin und als solche beliebt geworden, vermälte und einige Zeit dort lebte. Um das Jahr 1860 trennte er sich von seiner Frau, ging dann nach Pesth, wo er mehrere Jahre zubrachte, 1869 nach München, wo er bis 1874 blieb, in welchem Jahre er nach einer Reise in den südlichen Ländern der Monarchie wieder in derselben, und zwar zunächst in Gratz längere Zeit verweilte, dann aber nach Deutschland zurückkehrte. S., noch körperlich und geistig frisch, steht nun im hohen Greisenalter von 77 Jahren. S. lebte in seinen jungen Jahren in einer denkwürdigen Zeit in Wien, in einer Zeit, in welcher Talente und Genies, wie Schubert, Schwind, Danhauser u. A. eine Zukunft verheißende Thätigkeit entfalteten. Mit diesen war S. befreundet, und selbst Andere anregend, ward er wieder durch sie selbst angeregt. Von seinen schriftstellerischen Arbeiten, deren Erstlingen man in den Wiener Blättern und den besseren Almanachen jener Zeit begegnet, sind bekannt: „Palingenesien aus den heiligen Büchern des alten Bundes“ (Breslau 1826, Joseph Max u. Comp., 12°.); – „Gedichte“ (Stuttgart 1842, Cotta, 8°.), die zweite (Leipzig 1865, bei Weber erschienene) Auflage ist ein unveränderter Abdruck; – „Nach der Aufführung Torquato Tasso’s am 28. August 1849 zu Weimar“ (Weimar o. O. u. V., 4°.); – ferner ist S. Verfasser der „Briefe über Liszt’s Aufenthalt in Ungarn“. Von S. (Berlin, Schlesinger, gr. 8°.), und schrieb zu Schubert’s Oper: „Alfonso und Estrella“ den Text (30 Lieder). Bei Schubert’s Leichenfeier (November 1828) erschien er auf besonderen Wunsch der Verwandten als nächster unter den Leidtragenden; hatte ein Leichenpoem [64] gedichtet und unter Beirath des Architekten Förster den übrigens nicht sehr gelungenen Entwurf zu Schubert’s Denkmal ausgeführt. Aber S. zeichnende Thätigkeit erstreckte sich auch auf manche andere Arbeiten, so besitzt er noch zwei Albums mit selbstgezeichneten Ansichten aus seiner im Jahre 1844 unternommen von italienischen Reise, aus seiner schwedischen Heimat, aus Weimar und dessen Umgebung. Auch hat S. Mancherlei lithographirt, so ein Porträt des Schauspielers Schmelka, bezeichnet: F. v. Schober; – ein Blatt: „Bims und Zilli“, aus der Zauberposse „Aline“, spielt von H. Stawinski, bezeichnet: F. v. S. und Dlle Kupfer d. Ä. Noch sei als Beitrag zur Geschichte der Volkslieder bemerkt, daß in den Volksliedern von Marschner und L. Richter ein angebliches „Siebenbürgisches Volkslied“: „Ich schieß’ den Hirsch im dunklen Forst“, enthalten sei, das aber kein Volkslied, sondern von Schober gedichtet und wiederholt, zuerst von Schubert, dann aber von einem andern Tondichter componirt ist. In Schober’s zu Stuttgart (1842) erschienenen „Gedichten“ befindet es sich S. 30 unter dem Titel: „Jägers Liebeslied“. In Handschrift soll S. ein Drama: „Joanna Gray“, und Materialien zu sehr interessanten Denkwürdigkeiten liegen haben. Zur Vervollständigung der vorstehenden Skizze mögen noch aus Dr. H. Holland’s mit liebevoller Pietät geschriebenem Buche: „Moriz von Schwind, sein Leben und seine Werke“ (Stuttgart 1873, Neff, 8°.), folgende Worte aus der Vorrede eine Stelle finden: „Herr von Schober“, schreibt Holland, „gehörte zu den besten, ältesten und getreuesten Freunden unsers Moriz von Schwind, er hatte die Kämpfe des jungen, durchringenden Künstlers miterlebt, getheilt und gefördert, er war ihm auch in der Ferne nahe geblieben und daher im Besitz einer Anzahl von köstlichen Briefen, welche nach jeder Richtung den lohnendsten Stoff und reiche Ausbeute versprachen. Der Besitzer dieser Schätze kam den Suchenden in liebevollster Weise entgegen, auch er wünschte die Herausgabe dieser merkwürdigen Documente, welche von einer beiderseitigen Treue und Herzensfreundschaft zeugen, die in der Folge wohl getrübt, aber nie vernichtet werden konnte. An dem Lichte dieser Erinnerungen, an den Kohlen dieser Freundschaft wärmte sich der Ueberlebende, eine lichte Freude strömte jedesmal über sein ehrwürdiges Greisenantlitz, wenn er mir ein Blatt von Schwind’s Skizzen, Zeichnungen und Entwürfen vorwies, von denen so Vieles unter seinen Augen selbst entstanden war.“ – Von Schober’s Geschwistern war Axel, ein älterer Bruder, Officier und zur Zeit des Wiener Kongresses Adjutant bei dem Könige von Preußen. Er lag mit der Executionsarmee in Frankreich, starb aber, längere Zeit leidend, auf der Rückreise zu Dillingen. Er war ein sehr geschickter Blumenmaler. – Von seinen zwei Schwestern war die Eine, nach ihrem Vornamen Ludwiga, an den Sänger J. Siboni verheirathet. Auch sie war des Malens kundig, wie es ein von ihr vollendetes Bildniß ihres Gatten bekundet, den sie in seiner Rolle in der Oper: „Die Vestalin“, bezeichnet: p. p. Mad. Siboni née de Schober à Vienne 12. Mars 1812, gest. von David Weiß zu Wien 1813, dargestellt hat. Sie starb an einem Schusse aus einem bei einem Feuerwerke nur halb losgebrannten Gewehrlaufe, als ihr Gatte denselben losbrennen wollte. – Schober’s zweite Schwester Sophie war mit dem Genie-Major [65] von Zehenter vermält. – Ueber Schober’s Gattin Thecla von Gumpert (geb. zu Kalisch 28. Juni 1810), die, wenngleich für dieses Lexikon weiter keine Bedeutung, aber dafür als gediegene Jugendschriftstellerin ihre Verdienste hat, vergleiche Johann Baptist Heindl’s „Gallerie berühmter Pädagogen, verdienter Schulmänner, Jugend- und Volksschriftsteller und Componisten aus der Gegenwart“ (München 1859, Finsterlin, 8°.) Bd. II, S. 181.
Schober, Franz von (österreichischer Poet, geb. auf Schloß Torup bei Malmoe in Schweden 17. Mai 1798- Biographische Notizen aus einem der wenigen Exemplare von Heliodor Truska’s „Frühlings-Album“, denen dergleichen beigegeben waren. – Kurz (Heinrich), Geschichte der deutschen Literatur u. s. w. Vierter Band (Leipzig 1868, B. G. Teubner, schm. 4°.) Sp. 217. – Frankl (Ludw. Aug. Dr.), Sonntagsblätter (Wien, 8°.) III. Jahrgang (1844), S. 784 u. 927. – Scheyrer (Ludw.), Die Schriftsteller Oesterreichs in Reim und Prosa auf dem Gebiete der schönen Literatur u. s. w. (Wien 1858, typ.-liter.-art. Anstalt, 8°.) S. 389. – Mosenthal (S. H. Dr.), Museum aus den deutschen Dichtungen österreichischer Lyriker und Epiker der frühesten bis zur neuesten Zeit (Wien 1854, 8°.) S. 306. – Porträte. 1) In jungen Jahren gemalt von Kupelwieser, mit Schober’s Geburtsschloß im Hintergrunde, letzteres nach Schober’s eigener Zeichnung; – 2) von Einsle im Mannesalter; – 3) von Weber in Dresden im Greisenalter. Ferner ist ein Porträt-Medaillon von Dondorf in Dresden und eine Büste von Kauer (dem Vater) in Kreuznach vorhanden.
Anmerkungen (Wikisource)
- ↑ nach Anderen 1796.