BLKÖ:Weiß, David

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
korrigiert
<<<Vorheriger
Weiß, Bernhard
Nächster>>>
Weiß, Edmund
Band: 54 (1886), ab Seite: 93. (Quelle)
[[| bei Wikisource]]
in der Wikipedia
David Weiss in Wikidata
GND-Eintrag: 135935806, SeeAlso
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Linkvorlage für Wikipedia 
* {{BLKÖ|Weiß, David|54|93|}}

Weiß, David (Kupferstecher, geb. zu Strigno im Rovereder Kreise Südtirols am 15. Jänner 1775, gest. in Wien 1846). Er zeigte bereits in Kinderjahren große Anlagen und Liebe zum Zeichnen. Seiner Neigung zu folgen, ward ihm aber nicht leicht gemacht, endlich nach Besiegung aller Hindernisse, die sich seinem Vorhaben entgegenstellten, betrat er die künstlerische Laufbahn. Mit Empfehlungsbriefen, die ihm von befreundeter Seite mitgegeben wurden, [94] ging er 1790 nach Wien, wo er bei einem Landsmanne, dem Hofagenten Franz Edlen von Castelrotto, Aufnahme und Unterstützung fand, welche ihn wenigstens für die erste Zeit aller Sorge für seinen Lebensunterhalt enthoben. Anfangs zogen ihn Talent und Neigung zunächst zur Malerei hin, aber Umstände und Verhältnisse fügten es zuletzt so, daß er sich der Kupferstecherkunst zuwandte. In dieser Zeit war der berühmte Quirin Mark [Bd. XVI, S. 452] sein Lehrer, dessen Unterricht er durch sechs Jahre genoß, nebenbei aber besuchte er unter Professor Hubert Maurer [Band XVII, S. 140] und Director Füger [Bd. V, S. 1] fleißig die Akademie, was ihm später bei der Ausübung der Kunst, die er als eigentlichen Beruf erwählte, trefflich zu Statten kam. Nachdem er seine Ausbildung beendet hatte, begann er selbständig zu arbeiten, wobei es sich so glücklich traf, daß er gleich in der ersten Zeit mehrere Arbeiten, darunter von Augsburg zwei größere, erhielt, welche es ihm ermöglichten, schon nach vier Jahren auf eigene Kosten eine Reise nach Italien zu unternehmen. Als er sein eigentliches Ziel, Rom, erreicht, begann er daselbst seine Studien, um sein künstlerisches Talent ferner auszubilden und zu vervollkommnen. Nach längerem Aufenthalt in der ewigen Stadt kehrte er nach Wien zurück, ließ sich daselbst häuslich nieder und begann mit der Ausführung der Arbeiten, die ihm von allen Seiten in so reichlichem Maße zukamen, daß er in kurzer Zeit einer der meistbeschäftigten Künstler seines Faches ward. Zum Glück für seine Kunst bestand ein beträchtlicher Theil der ihm übertragenen Arbeiten in schönen umfangreichen Blättern, die es ihm gestatteten, seine ganze Kunstfertigkeit zu entfalten. Der größere Theil seiner Arbeiten ist in Punktirmanier ausgeführt, die er mit großer Zartheit zu behandeln verstand, wenngleich man in seinen Blättern jene wunderbare Weichheit vermißt, die seinem Zeit- und Kunstgenossen, dem Kupferstecher Friedrich John [Bd. X, S. 235], eigen; doch aber muß auch bemerkt werden, daß eine solche die Wirkung der Weiß’schen Blätter, welche meist ungleich größere Dimensionen haben als jene John’s, vielleicht in nicht geringem Maße beeinträchtigt hätte. Auch verstand es Weiß trefflich, mehrere Behandlungsarten auf einem Blatte zu vereinigen, und in dieser Hinsicht lieferte er gerade in seinem letzten großen Blatte „Das Gewitter“ nach Fendi ein Meisterstück; dasselbe wurde als Verlosungsblatt des Wiener Kunstvereines für 1842 gewählt, zählt zu den schönsten Blättern des Meisters, der es als siebzigjähriger Greis stach, ja wird von Kennern sogar als dessen Hauptblatt bezeichnet. Er wendete auf demselben sämmtliche Manieren, nämlich Radirung, Punktirung, Grabstichelschnitt und Schabgrund an und lieferte im Ganzen ein wahres Musterblatt, dessen Ton durchgehends trefflich gehalten, in den Schattenpartien kräftig und in den Figuren ungemein wahr ist. Als der Stahlstich aufkam, stach er Mehreres auch in Stahl, und zwar Bildnisse sowohl nach eigenen Zeichnungen als nach Gemälden, mit großer Lebenswahrheit und sorgfältigem Studium, die Eigenheiten des Künstlers auf dem Original wiederzugeben. So sind seine Bilder der Fürstin Wolkonsky, des Fürsten Moriz Liechtenstein und des Fürsten Karl Schwarzenberg wahre Meisterstücke. Auch in Darstellung historischer Blätter war er sehr geschickt, und seine Blätter nach [95] Carracci, Carlo Dolce und Raphael, namentlich eine Madonna des Letzteren en mignon, zählen zu dem Schönsten, was in dieser Art vorliegt. In seinen letzten Jahren beschäftigte er sich mit kleineren Arbeiten, meist für die in jener Zeit so beliebten Taschenbücher, wie: „Penelope“, „Rosen“, „Aglaja“, „Vergißmeinnicht“, und stach viele gute mitunter ganz treffliche Blätter nach Vorlagen von Joh. Ender, Herald, Naecke, Bergler, Veit Schnorr v. Karolsfeld, Poehaker, Reusch, Westall, Adolf Theer, Weigl und Emilie von Loqueyssie. – Des Obigen Sohn Adolf (geb. in Wien 1823), trat 1836, damals 13 Jahre alt, bei St. Anna in Wien in die k. k. Akademie der bildenden Künste. In der Jahresausstellung 1846 dieses Institutes erscheint er mit einem in Oel gemalten Porträt. Dann ist nichts mehr von ihm zu hören und zu sehen.

Uebersicht der von David Weiß gestochenen Blätter. Die mit einem Sternchen (*) bezeichneten gehören zu seinen vorzüglicheren. A. Bildnisse.Franz II., römischer Kaiser“. Fein punktirt, braun gedruckt und in Farben. Höhe 6 Z., Breite 5 Z. – „Maria Theresia (des Kaisers zweite Gemalin) römische Kaiserin, das Gegenstück. – „Franz II. und Maria Theresia“, beide auf einem Blatte, fein punktirt. braun gedruckt und in Farben. Höhe 101/2 Z., Breite 81/2 Z. – „Kaiser Franz I.“, in Stichmanier (Fol.). – „Franz I.“, punktirt, oval (8°.). – „Maria Luigia geborene Prinzessin von Este“, dritte Gemalin des Kaisers Franz, nach Girard, punktirt (Fol.). – „Maria Ludovica, Kaiserin von Oesterreich“ (4°.). – „Maria Theresia Charlotte, Tochter Ludwigs XVI. von Frankreich“, punktirt, braun gedruckt und in Farben. H. 10 Z., Br. 7 Z. – „L’Archiduchesse Marie Clementine, oval (4°.), punktirt (vor der Schrift). – Elisabeta arciduchessa d’Austria“. Höhe 10 Ctm. 7 Mm., Br. 10 Ctm. 7 Mm. – „Maria Louise, Kaiserin von Frankreich“, nach Kreuzinger (Fol.); – „Ferdinand Erzherzog von Oesterreich“, nach Lazzardelli (kl. Fol.). – *„Karl, Erzherzog von Oesterreich, Coadjutor des Großmeisters des deutschen Ritterordens“, im Ordenscostum, nach Maillard’s Zeichnung, fein punktirt braun gedruckt und in Farben. H. 15 Z., Br. 12 Z. – „Karl, Erzherzog in Oesterreich, k. k. Feldmarschall“, fein punktirt, braun gedruckt und in Farben. H. 6 Z., Br. 5 Z. – „Derselbe“ in Profil, ebenso. – „Karl, Erzherzog von Oesterreich“, nach Kiningerr, H. 10 Z., Br. 8 Z. – „Erzherzog Joseph Anton, Palatinus“, punktirt, braun gedruckt und in Farben. H. 6 Z., Br. 5 Z. – „Ferdinand, Großherzog von Würzburg“ (Fol.). – „Alexandra Pawlowna, Erzherzogin von Oesterreich und Großfürstin von Rußland, punktirt, braun und in Farben. H. 6 Z., Br. 3 Z. – „Maria Fedorowna, Kaiserin von Rußland“, punktirt, braun und in Farben. H. 6 Z., Br. 3 Z. – „Helena, Großfürstin von Rußland, geborene Prinzessin von Württemberg“, punktirt (kl. 8°.), Almanachbild. – „Die Kronprinzessin von Preußen“, für das Taschenbuch „Vergißmeinnicht“, ein ganz vorzügliches Blatt. – „Peter Anich, Zeichner der großen Karte von Tirol, punktirt (4°.). – „Mlle Bigottini, nach J. Isabey (4°.). – „Franz Freiherr von Brandau“, punktirt H. 6 Z., Br. 5 Z. – „Auguste, Herzogin von Cambridge, geborene Prinzessin von Hessen-Cassel“, punktirt (8°.), Almanachbild. – „Charlotte von Hagn, königlich bayerische Hofschauspielerin zu München“, nach J. Ender (4°.). – *„Franz Anton Dreher“, nach Oelenheinz[WS 1] 1804 (Fol.). – „Joseph Haydn“, nach Ihrwach’s Medaillon, punktirt (4°.). – „Joseph Georg Hörl, Bürgermeister von Wien“, punktirt (4°.). – „P. Jordan“, nach J. Kapeller (4°.). – „Joseph Koberwein, k. k. Hofschauspieler“, nach Gentilomo (4°.). – „Wilhelmine Korn, k. k. Hofschauspielerin“, nach K. Mahnke (4°.). – „Freiherr von Kray, k. k. Feldzeugmeister“, nach Kininger. H. 10 Z., Br. 8 Z.; von diesem Bildniß sind auch Blätter in kleinerem Formate vorhanden. – „Moriz Fürst zu Liechtenstein, k. k. Feldmarschall-Lieutenant...“, nach J. Isabey, oval punktirt (Fol.). – „Auguste Fürstin von Liegnitz geborene Gräfin Harrach“, nach der von Remy ausgeführten Zeichnung des Gemäldes von [96] Begas (8°.) Almanachbild. – „Prinz de Ligne“, punktirt (8°.). – „Julianne Löwe, k. k. Hofschauspielerin“, nach Mahnke (8°.). – „v. Melas, General der Cavallerie“, punktirt. H. 10 Z., Br. 8 Z. – „Ludwig Meltzer, Seidenbandfabricant“, nach Kininger (8°.). – „Pauline Anna Milder-Hauptmann, Opernsängerin“, nach Sigm. von Perger (4°.). – „Georg Graf Mniszech“, punktirt (4°.). – „Admiral Nelson“, punktirt (4°.). – „Amalie Neumann“, Hofschauspielerin nach G. Nelerlick (8°.). – „Karoline Pichler“, nach Poehaker (4°.). – „Pitt“, punktirt, oval (8°.). – „Rembrandt’s Tante“, nach Rembrandt. – „Franz Andreas Paupié, punktirt (4°.). – „Franz Edler von Rudtorfer, Professor der Medicin“, nach Agricola (4°.). – „Elisa von der Recke“, punktirt (4°.), Almanachbild. – „Johann Peter Sapieha“ (4°.). – „Karl Fürst Schwarzenberg, k. k. Feldmarschall“, große Büste nach Kunike, punktirt (gr. Fol.), auch Exemplare im ersten Druck vor der Schrift. – „Franz Graf Saurau“, punktirt, braun und in Farben. H. 6 Z., Br. 6 Z. – „Joseph Andreas Stifft“, nach B. Ch. de Guerard (4°.). – „General Suwarow“, punktirt (4°.). – „Vestris vermälte E. C. W. Hoguer“, punktirt (8°.), Almanachbild. – „Alois Rudolf Vetter, Professor der Anatomie“, nach Joseph Kapeller (4°.). – „Philippine Welser“, nach dem Original in der Ambraser Sammlung Almanachbild; Weiß stach auch ein Phantasiebild der Welser nach Johann Ender. – „General Wellington“ (Fol.). – „Fürstin Woltonski“, punktirt (Fol.). – „Freiherr von Zach, k. k. General“ (4°.). B. Blätter nach berühmten Gemälden aller Schulen. *„Christuskopf“, nach Annibale Carracci, fein punktirt, braun gedruckt und in Farben (gr. Fol.). – *„Ecce homo. Der leidende Heiland“, nach Carracci, zart punktirt, braun und in Farben (8°.), das Gegenstück zu Sturm’s Mater dolorosa. – „Die Madonna mit dem Kinde“, nach L. Carracci (4°.). – „Die Büste der Maria“, nach Carlo Dolce (4°.). – „St. Joseph mit dem Jesukinde“, nach Carlo Dolce. – *„Die Madonna mit dem stehenden Kinde“, nach C. Dolce, mit Dedication an den König Maximilian I. von Bayern (Fol.), auch Abdrücke vor der Schrift. – *„Christus am Kreuze. Vater in deine Hände“, nach van Dyck (gr. Fol.). – *„Der drohende Amor. Nehmet Euch in Acht“, nach Angelica Kauffmann, zart punktirt, braun gedruckt und in Farben (gr. Fol.). – „Das Mädchen mit dem Hunde“, nach Kininger, punktirt (oval 4°.). – „Das Mädchen mit der Katze“, Gegenstück. – *„Das Gewitter“, nach Peter Fendi, Verlosungsblatt des Wiener Kunstvereines für 1842 (gr. qu. Fol.), Exemplare vor der Schrift selten, bei Weigel 8 Thlr. – „Le déjeûner champêtre“, nach G. Morland, punktirt und in Farben (qu. Fol.). – „Le goûter champêtre“, Gegenstück. – „Venus unter Bäumen gelagert, nach Josua Reynolds, zart punktirt und auch in Farben. H. 11 Z., Br. 13 Z. – „Diana, nackte weibliche Figur unter Bäumen“, Gegenstück. – „Die Mutter der Liebe“, nach Raphael, punktirt, schwarz und in Farben, H. 81/2 Z., Br. 7 Z. – „Die Mutter der Weisheit“, nach demselben, Gegenstück. – „Maria mit dem Jesuskind, das mit ihrer Hilfe auf dem Tische steht“, nach Raphael, aus der Sammlung des Rathes Kleinschmidt in Wien; punktirt, braun und in Farben. H. 9 Z., Br. 61/2 Z. – „Die heilige Familie“, nach Raphael, punktirt, schwarz und in Farben. H. 10 Z., Br. 8 Z. – „Cupido preparing his dart“, nach Toffanelli, punktirt. schwarz und in Farben (Fol.). – „Cupido sliooting his arrows“, Gegenstück. – „Die Anatomie des Pferdes“, nach Caucig, zwei Blätter (gr. an Fol.). C. Almanachblätter. a) Frauenbilder: „Alexandrina“. – „Helene“. – „Juanita“. – „Donna Lambra“. – „Manon“. – „Maria von England“. – „Malvina“. – „Maria Stuart“. – „Zuleima“. – „Isabella von Arragonien“, die vorgenannten sämmtlich nach Johann Ender. – „Camilla“, nach Poehaker. – „Constanze“, nach F. Rensch. – „Marie“, nach E. Harper. – „Emma“, nach A. Theer. – „Thusnelda“ und „Ravanuska“, beide nach Veit Schnorr von Carolsfeld. – „Francescha Montecchi“, nach Weigl-Harper. – „Henriette“, nach Weigl. – „Leonore“, nach demselben. – „Natalie Gräfin Bordecourt“. – „Elisabeth die Heilige“, nach dem Originalgemälde auf der Wartburg, von L. Weygandt. – „Eudoria“. – „Ellen“. – „Philippine Welser“, Phantasiebild nach Johann Ender. – „Adeline“. – „Ist Männerschwüren nicht zu [97] trauen?“ – „Mein Gott im Himmel!, Da oben im Fenster hängt ein Mensch!“ – „Jungfer Lieschen, weißt du was, komm mit mir ins grüne Gras“. – „Kauft, lieber Herr! Propirt (sic) diesen selbst“, beide nach Johann Ender. – „Ich allein muß einsam trauern“, nach Veit Schnorr von Karolsfeld. b) Andere Almanachblätter: „Pater Wilibaldus“. – „3 Scenen aus W. Scott’s Roman: Ivanhoe“, nach R. Westall. – „Freiherr von Sternau“. zu einer Novelle von J. N. Vogl, nach F. Weigl. – „Charles de Bessières“, nach F. Weigl. – „Die Gesangschule“, nach Adolf Theer. – „Ein Männerbildniß“, nach Fr. Herald. – „Frauenbildniß“, mit einem Rosenkranz auf dem Kopfe, mit Rosen um Hände und Arme, nach Emilie von Loqueyssie. – „Joli ist wohl jaloux?“, nach eben derselben. – Zu Schiller’s Ballade Der Taucher: „Es kommen, es kommen die Wasser all’“, nach Zeichnung von Naecke. – ..Einladung zur Installation des zum VI. Mal gewählten Universitätsrectors Freiherrn von Bretfeld nach Bergler“ (8°.). sehr selten.
Oesterreichische National-Encyklopädie von Gräffer und Czikann (Wien 1832, 8°.) Bd. VI, S. 59. – Tschischka (Franz). Kunst und Alterthum im österreichischen Kaiserstaate geographisch dargestellt (Wien 1836, Fr. Beck,, gr. 8°.) S. 407.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Oelenheinß.