BLKÖ:Theer, Adolph

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Theer, Albert
Band: 44 (1882), ab Seite: 194. (Quelle)
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Theer, Adolph (Bildnißmaler, geb. zu Johannisberg in Oesterreichisch-Schlesien am 1. November 1811). So gut wir über die Arbeiten dieses Künstlers unterrichtet sind, so wenig wissen wir im Allgemeinen über seinen Lebens- und Bildungsgang. Er ist der Sohn eines Edelsteinschneiders, welcher seine Kunst in Johannisberg ausübte. Auf den Jahresausstellungen der Akademie der bildenden Künste bei St. Anna in Wien erscheint er 1832 zum ersten Male mit seinen Arbeiten. Daselbst zählte er bis 1848 zu den fleißigsten Ausstellern. Dann trafen wir seine Bilder noch auf der Jänner-Ausstellung 1852 im österreichischen Kunstverein, nach dieser Zeit aber ist uns nichts mehr von seinen Werken untergekommen. Adolph Theer ist Aquarellmaler und war 1832, 1834, 1836–1848 durch zahlreiche, meist weibliche Miniaturporträte in den Ausstellungen bei St. Anna vertreten. Aber außer Originalen sahen wir daselbst von seiner Hand auch oft Copien nach Schöpfungen berühmter Meister, so 1832: zwei „Studienköpfe“, nach Lawrence, nach welchem englischen Bildnißmaler er später noch mehrere Miniaturen ausführte; – „Die Lautenspielerin“, nach Caravaggio; – 1834: eine „Madonna“, nach Raphael; – „St. Johannes“, nach Domenichino; – einen „Studienkopf“, nach Murillo, sowie mehrere Studienköpfe nach anderen Malern; – 1836: „Karl I. König von England“, nach Van Dyk, eine Radirung; – „Porträt des Kaisers Ferdinand I.“; – 1839: „Der kranke Rathsherr“, nach Hildebrandt; – „Das Edelfräulein“, nach Wittich; – 1841: „Kleopatra, die Perle auflösend“:– „Beatrice Cenci“, nach Domenichino; – 1842: „Souvenir“, nach Dubuffe; – „Italienerin“, nach Winterhalter, gelangte in den Besitz der Erzherzogin Sophie; – „Madonna“, nach Raphael, verschieden von jener im Jahre 1834; – 1843: „Kindliche Liebe“; – „Mädchen am Fenster“; – „Sylvesternacht“, nach Kleine; – „Mädchen am Putztisch“; – „Die h. Amalia“, nach Delaroche; – 1845: „Rebecca“, aus „Ivanhoe“ von Walter Scott; – 1846: „Erinnerung“; – 1847: „Idealer Frauenkopf“; – 1851: „Der Winter“, Aqu. (130 fl.); – „Odaliske“; – 1852: „Italienisches[WS 1] Mädchen“; – „Orientalin“. Außerdem liegt uns eine Folge von Bildnissen vor, welche der Künstler selbst lithographirt hat, und zwar: „Baronin Loewenstern“; – „Frau Amerling“, des berühmten Wiener Porträtmalers erste Gemalin; – „Louisc Neumann“, Hofschauspielerin; – „Elise Meerti; – „Herzog von Reichstadt“, als Kind; – „Fürst Eszterházy-Galantha“; – „Albin Zukowsky“, Stiftsdechant von Klosterneuburg; – „Fürst Tatischeff“, russischer Gesandter am kaiserlich österreichischen Hofe; – „Baron Rothschild“: – „Heldritt“, Hauptmann beim Wiener-Platzcommando; – „Med. Doctor Jos. Karl“; – „Dr. Karl Folwarczny“, Arzt; – „Sigmund Thalberg“; – „Daffinger“, Porträt- und Blumenmaler. Vieles hat Theer für die zu seiner Zeit so beliebten Taschenbücher und Almanache, unter anderen für Johann Gabr. Seidl’s „Aurora“ und „Gedenke mein“, für Castelli’s „Huldigung der Frauen“, gezeichnet. Von diesen, meist ideale Frauenköpfe oder Almanachsscenen vorstellenden Bildern, welche von den besten Kupfer- und Stahlstechern[195] jener Tage, wie C. Geyer[WS 2], Kotterba, Krepp, G. Leybold, Mahlknecht, C. Mayer, C. Preisel, J. L. Raab, Zastiera, und in der Officin des „Oesterreichischen Lloyd“ gestochen wurden, sind dem Herausgeber dieses Lexikons nachstehende bekannt: „Das Bildniss des Dichters Bauernfeld“, gest. für das „Gedenke mein“, 1851, mit dem Facsimile seines Namenszuges von Kotterba (bei den folgenden Blättern werden die Stecher in leicht erkennbaren Abkürzungen angeführt); – „Die Kaiserin von Oesterreich“, für des Herausgebers „Elisabethenbuch“, gest. in C. Mayer’s K.-Anst. in Nürnberg, ein ziemlich mißlungenes Bild; – „Der Fenstergucker“, eine ländliche Scene, gest. von I. Krepp; – „Hanns and Ammaraile“, gest. in C. M. K.-Anst.; – „Zenobia Königin von Palmyra“, gest. von C. Geyer; – „Rosenschau“, gest. in C. M. K.-Anst.; –. „Die Unbefangene“, gest. von C. Mahlknecht; – „Bestätigung“, gest. in C. M. K.-Anst.; – „In der Laube“, gest. von I. Kr.; – „Die Coquette“, gest. von Zastiera; – und eine Folge von Frauenköpfen, welche wir nach ihren Namen ordnen: „Agnes“, gest. von Mhlk.; – „Amalie“, gest. von J. L. Raab; – „Anna“, gest. von Kotterba; – „Arabella“, gest. in C. M. K.-Anst.; – „Amelia“, gest, ebenda; – „Bellarosa“, gest. von Kot.; – „Chiarina“, gest. in C. M. K.-Anst.; – „Corona“, gest. ebd.; – „Eugenia“, gest. von Kot.; – „Eveline“, gest. in C. M. K.-Anst.; – „Evi“, gest. ebd.; – „Florentine“, gest. ebd.; – „Gabrielle“, gest. von Kot.; – „Helene“, gest. von ebd.; – „Hermine“, gest. von ebd.; – ein zweites gleichbezeichnetes und auch von Kotterba gestochenes Frauenbildniß; – „Maria“, gest. von ebd.; – „Marietta“, gest. von I. Kr.; – „Melizza“, gest. in der K.-Anst. des „Oesterr. Lloyd“; – „Natalie“, gest. von I. Kr.; – „Olga“, gest. von dems.; – „Ottilie“, gest. von Preisel; – „Rosa“, gest. von J. L. Raab; – „Rosamunde“, gest. von G. Leybold; – „Serena“, gest. in der K.-Anst. des „Oesterr. Lloyd“; – „Stephania“, gest. von Kot.; – „Suleima“, gest. von ebd.; – „Theodora“, gest. von Preisel; – „Ulrike“, gest. von Kot.; – „Viola“, gest. von dems.; – „Walpi“, gest. in C. M. K.-Anst.; – „Wanda“, gest. ebd. Nicht mit Unrecht hat die strenge Kunstkritik über die vormärzlichen Almanachbilder den Stab gebrochen; es sind geschleckte, charakterlose Allerweltsgrazien, süßliche, fade und unwahre Gesichter, denn nirgends sind solche Nürnberger Pfefferkuchen-Schönheiten in Wirklichkeit anzutreffen. Als Hauptvertreter dieser arg verlästerten, seinerzeit aber ungemein beliebten Richtung erscheint nun eben Adolph Theer, den übrigens weniger die Schuld trifft, als die Verleger, welche gerade nur solche Kalenderschönheiten stechen lassen wollten. Denn welche Mühe und Opfer kostete es, als die Taschenbücher „Aglaja“ und „Vesta“ eine edlere Richtung einschlugen, und der Herausgeber der ersteren, Wallishausser, die heute sehr gesuchte und in hohem Preise stehende Suite der John’schen Stiche nach älteren Kunstwerken der Wiener Galerien, und der Herausgeber der „Vesta“, August Rockert [Bd. XXVI, S. 286], Stiche nach Gemälden neuerer Meister brachten. Beide Almanache gingen nach fruchtlosem Aufwande von Kosten endlich ein, während die „Aurora“, das „Gedenke mein“, die „Huldigung der Frauen“ und ähnliche mit ihren Allerweltsgrazien sich so lange hielten, bis der Märzsturm mit anderen edleren Früchten auch diese Taschenbuchmisere wegfegte. [196] Jedenfalls bleibt es bei Theer’s entschiedenem Talente unbegreiflich, daß er nicht den Weg der Engländer einschlug, welche in ihrer „Galerie der Grazien“ eine reiche Folge der nach dem Leben gemalten schönsten Töchter Albions brachten, statt daß er jene nichtssagenden, Frauen- und Mädchenköpfe zeichnete, bei deren Anblick sich nichts denken läßt, weil in diesen faden Mienen eben auch kein Gedanke ausgedrückt ist. Es bleibt diese verfehlte Richtung bei Theer um so auffallender, als er eben in seinem Fache unbestritten ein trefflicher Künstler und lange Zeit der mächtigste Rival des seinerzeit sehr beliebten Miniaturmalers Petter war. Als nicht minder gute Künstler gelten seine beiden Brüder Albert und Robert, von welchen die folgenden Skizzen handeln. Ob Adolph Theer noch am Leben, ist mir nicht bekannt.

Quellen. Die Quellen –sämmtlich spärlich und lückenhaft – sind für alle drei Brüder dieselben und werden bei dem letzten von ihnen, bei Robert Theer, angegeben.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Italisches.
  2. Vorlage: E. Geyer.