Zum Inhalt springen

BLKÖ:Löwe, Julie

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
korrigiert
<<<Vorheriger
Löwe, Heinrich
Nächster>>>
Löwe, Ludwig
Band: 15 (1866), ab Seite: 420. (Quelle)
[[| bei Wikisource]]
Julie Sophie Löwe in der Wikipedia
Löwe in Wikidata
GND-Eintrag: 117167886, SeeAlso
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Linkvorlage für Wikipedia 
* {{BLKÖ|Löwe, Julie|15|420|}}

Löwe, Julie (k. k. Hofschauspielerin, geb. zu Dresden 1786, [421] gest. zu Wien 11. September 1852). Eine Tochter Friedrich August Leopold Löwe’s und Schwester Ludwig Löwe’s [s. d. Folgenden]. Sie war mit seltenen Mitteln des Geistes und Körpers ausgestattet und spielte noch sehr jung mit der Gesellschaft ihres Vaters. Da lernte sie in Hamburg, wo damals ihr Vater einige Zeit das St. Georgen-Theater dirigirte, der Director des kaiserlichen Theaters in St. Petersburg, Miré, kennen und ihr bedeutendes Talent würdigend, engagirte er sie für das deutsche Theater in St. Petersburg. Mehrere Jahre brachte sie nun in Rußland zu und erst im Jahre 1809 kehrte sie nach Deutschland zurück und lebte zurückgezogen von der Bühne in Wien. Dann nahm sie ein Engagement am Prager Theater an, kehrte aber im Jahre 1812 nach Wien zurück, wo sie Graf Palffy für das Theater an der Wien engagirte. Da gefiel sie so sehr, daß sie im Jahre 1813 als k. k. Hofschauspielerin lebenslänglich am kais. Hofburgtheater angestellt wurde. Hier im Kreise ausgezeichneter Künstler bot sich ihr Gelegenheit, ihr reiches Talent vollständig zu entfalten. Sie wirkte in der Tragödie und hatte in derselben mehrere schöne Rollen, wie Maria Stuart, Donna Mencia in „Dom Gutierre“, Elisabeth von Valois in „Don Carlos“ u. dgl. m.; aber das Organ war den Anstrengungen hochtragischer Parthien nicht gewachsen. Fesselnd durch Anmuth, Feinheit und Geschmack der Toilette, war sie im Lustspiele und hier war sie stets Siegerin. Ihre Baronin Waldhüll im „letzten Mittel“, Gräfin Oldenheim in der „Lästerschule“, Bertha im „verbannten Amor“, vor Allen aber ihre Donna Diana, ihre Julie in den „falschen Vertraulichkeiten“, ihre Bianca im „Oeffentlichen Geheimniß“ waren Leistungen, mit welchen sie Alles entzückte und manchen Dichter zu poetischen Huldigungen begeisterte, welche die Zeitschrift „Der Sammler“, Hormayr’s „Archiv“ und Seyfried’s „Wanderer“ öfter zu bringen pflegten. In späteren Jahren ging sie in das Fach der Mütter und älteren Anstandsdamen über und leistete auch in demselben Vorzügliches. Im Jahre 1842 zog sie sich von der Bühne zurück. Von ihren Kindern widmete sich ihre Tochter Therese auch der Kunst, starb aber in der Blüthe ihrer Jahre als Hofschauspielerin in Darmstadt, und über ihren Sohn Alexander, den letzten Director der k. k. Wiener Aerarial-Porzellanfabrik, vergleiche die besondere Lebensskizze [S. 417 d. Bds.].

Theater-Zeitung, herausg. von Adolph Bäuerle (Wien, gr. 4°.) 45. Jahrg. (1852), in einer der September-Nummern ihr „Nekrolog“. – Meyer (J.), Das große Conversations-Lexikon für die gebildeten Stände (Hildburghausen, Bibliograph. Institut, gr. 8°.) Bd. XIX. Abtheilung 2, S. 742, Nr. 10 [nach diesem ist sie im Jahre 1790 geboren]. – (Hormayr’s) Archiv für Geschichte, Statistik, Literatur und Kunst (Wien, 4°.) Jahrgang 1827, Nr. 58, S. 325: „Scenische Bilder von Karl Baldamus. Frau Julie Löwe als Gertrud von Halland in „Sophie van der Dahlen“, als Julie Moorland in Kotzebue’s „Verleumder“ und als Baronin in Schröder’s „Stille Wasser sind betrüglich“.