Zum Inhalt springen

BLKÖ:Koberwein, Joseph

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
korrigiert
<<<Vorheriger
Koberwein, Auguste
Band: 12 (1864), ab Seite: 175. (Quelle)
[[| bei Wikisource]]
in der Wikipedia
Joseph Koberwein in Wikidata
GND-Eintrag: 116263989, SeeAlso
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Linkvorlage für Wikipedia 
* {{BLKÖ|Koberwein, Joseph|12|175|}}

Koberwein, Joseph (k. k. Hofschauspieler, geb. im Jahre 1774, gest. zu Wien 30. Mai 1857). Seine Eltern waren Schauspieler, und mit ihnen zugleich kam er im Jahre 1796 auf Gastspiele nach Wien. Während jenes der Eltern erfolglos geblieben, gefiel der Sohn Joseph als Van der Husen in Kotzebue’s Lustspiel „Armuth und Edelsinn“, und als Fritz in desselben Schauspiel: „Der Straßenräuber aus kindlicher Liebe“, daß er sofort engagirt wurde. Während der ersten zehn Jahre seines Engagements spielte er das Fach der Naturbursche und zweiten Liebhaber, und es gelang ihm nicht mit seinem Talente zur Geltung zu kommen. Aber seit 1807 bis zum Jahre 1818, in welcher Zeit er die meisten Heldengestalten des classischen Repertoires spielte und Charaktere schuf, wie Ferdinand in „Cabale und Liebe“ (23. Juli 1808); – Don Cäsar in der „Braut von Messina“ (13. Jänner 1810); – Wallenstein (1. April 1814); – Leicester in „Maria Stuart“ (29. December 1814); – Correggio (30. August 1815); – Don Gutierre (18. Jänner 1818) u. m. a., da zeigte sich sein Talent als ein in jeder Hinsicht beachtenswerthes. In späteren Jahren spielte er komische [176] Rollen, wie z. B. den Watel in dem bald so beliebt gewordenen Stückchen „Ehrgeiz in der Küche“ (27. Jänner 1826). Seine letzte bedeutendere Rolle war der Selbitz in „Götz von Berlichingen“ (11. März 1850). Zu Ende des Jahres 1846 nahm er nach 50jähriger Thätigkeit auf der Bühne in der kleinen Rolle des Wirthes in Shakesspeare’s „Lustigen Weibern von Windsor“ Abschied von dem Publicum, das in ihm einen Künstler achtete, der Talent, Fleiß und Hingebung für seinen Beruf beurkundete. – Eine bedeutendere künstlerische Individualität, als er, war seine Gemalin Sophie. Diese (geb. zu Karlsruhe 5. März 1783, gest. zu Wien 20. Jänner 1842) war die Tochter des Karlsruher Theaterdirectors Franz Bulla. Schon in Frankfurt a. M. erweckte sie, noch in Kinderrollen auftretend, durch ihr ausgesprochenes Talent schöne Hoffnungen. Allmälig entwickelte sie sich im Fache jugendlicher Liebhaberinen sowohl im Lust- als Trauerspiele zu immer höherer Bedeutung. Im Jahre 1803 folgte sie mit ihrer Mutter Edmunda einer Einladung des damaligen Hoftheater-Directors Freiherrn von Braun zu einem Gastspiele nach Wien, wo sie als Julie in „Mann von Wort“, als Kathinka im „Mädchen von Marienburg“, als Lottchen im „Bruderzwist“ und endlich als Elise von Valberg ungemein gefiel, wie ihre Mutter als Kleopatra im „Octavio“, als Orsina in „Emilie Galotti“, als Räthin im „Epigramme“ und Fürstin in „Elise von Valberg“. Dieses Gastspiel hatte das feste Engagement der Tochter zur Folge. Im Herbste 1803, in welchem Jahre sie auch den Hofschauspieler Joseph Koberwein heirathete, betrat sie als Mitglied diese Bühne und gehörte ihr bis an ihren Tod durch volle 39 Jahre an. Anfänglich im Fache der ersten Liebhaberinen thätig, waren außer den schon angeführten Rollen ihre Louise in „Cabale und Liebe“, ihre Elisene in „Wald bei Hermannstadt“, Rutland im „Essex“, Margaretha in der „Hagestolzen“, Sophie in der „Aussteuer“, Röschen in „Das war ich“ u. a. meisterhafte Leistungen. Später ging sie in das Fach der gemüthlichen und komischen Mütter über. Am 15. August 1841 betrat sie als Erzieherin Gertrude in „Welche ist die Braut“ zum letzten Male die Bühne und schied in rührender Zufälligkeit mit dem Worte „Amen“, welches das letzte ist, das sie in dieser Rolle zu sprechen hat, von der Bühne. Sophiens Bildniß befindet sich in der Rolle der Maria im „Correggio“ in dem vom Kaiser Joseph gestifteten Porträt-Pantheon der k. k. Hofschauspieler. Aus dieser Ehe entstammten drei Kinder, u. z. eine Tochter Elisabeth, die nachmals im Fache ihrer Mutter gleich ausgezeichnete, seit 1822 dem Burgtheater angehörige Hofschauspielerin Frau Fichtner [Bd. IV, S. 217, im Texte], und zwei Söhne, von denen der eine 1825 die Laufbahn der Eltern einschlug, sie aber schon in einem Jahre verließ und bald darauf starb, der zweite aber der Maler Koberwein ist, dessen Lebensskizze schon [S. 175] mitgetheilt wurde.

Monatschrift für Theater und Musik. Herausgegeben von Josef Klemm (Wien, 4°.) III. Jahrg. (1857), S. 347: „Künstler-Gallerie. X. Josef Koberwein“. – Porträt. Unterschrift: Joseph Koberwein, K. K. Hof-Schauspieler. Gentilomo pinx., D. Weiß sc. (4°.). – Ueber seine Frau Sophie: Neuer Nekrolog der Deutschen (Weimar, B. F. Voigt, kl. 8°.) XX. Jahrgang (1842), S. 88. – Wiener allgemeine Theater-Zeitung, herausgegeben von Adolph Bäuerle (Wien, gr. 4°) XXXV. Jahrgang (1842), [177] Nr. 22: Nekrolog von Weidmann. – Frankfurter Konversationsblatt. Redigirt von Dr. J. N. Schuster (4°.) 1842, S. 148. – Porträte. 1) Als Kathinka im „Mädchen von Marienburg“, von D. Weiß (8°.), Hüftbild; – 2) ein zweites Bild in derselben Rolle, dessen Kupferstecher nicht angegeben ist. –