BLKÖ:Bergler, Joseph II.

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 1 (1856), ab Seite: 309. (Quelle)
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Bergler, Joseph II. (Historienmaler, geb. zu Salzburg 1. Mai 1753, gest. zu Prag 25. Juni 1829). Sohn des Vorigen, der ihm auch den ersten Unterricht im Zeichnen und Malen ertheilte. Das große Talent, welches der Knabe verrieth, bewog den Cardinal Fürstbischof zu Passau, Grafen Firmian, den jungen Künstler nach Italien zu schicken. 1776 begab sich B. nach Mailand, wo er in seines Gönners Bruder, dem Grafen Karl Firmian, einen neuen Mäcen, und in dem ausgezeichneten Fresco-Maler Martin Knoller aus Tyrol einen ausgezeichneten Lehrer erhielt. Unter diesem Meister bildete sich B. so aus, daß, als ihm Knoller das bei ihm bestellte Gemälde, eine Copie nach Raphael: „der Kindesmord“ übertrug, dasselbe allgemein für Knollers eigene Arbeit galt. In Mailand schloß B. mit dem Bildhauer Mattersberger innigen Freundschaftsbund, welcher bis zu des Letztern Tode unzertrennlich fortbestand. 1781 ging B. nach Rom. Der damaligen Sitte gemäß mußte sich B. einen Schutzherrn unter den Künstlern wählen, und die Wahl traf den Schwiegersohn des großen Mengs, Ritter Maron, der selbst ein ausgezeichneter Künstler war. In einem Künstlerkreise, der die Namen eines David, Hackert, Hamilton, Wutky, Canova, einer Angelika Kaufmann zählte, bildete sich B. für seine Kunst, und Franz Andreas Bauer (siehe d.), Kaucig aus Görz (siehe d.), Füger (siehe d.), Zauner (s. d.), der böhmische Thiermaler Peters (siehe d.), der Tyroler Schöpf (siehe d.) waren, abgesehen die vielen andern des Auslandes, unter denen Biermann aus Cassel, Buri aus Hanau, Camuccini aus Rom, Morghen der berühmte Kupferstecher, Tischbein aus Cassel, Wächter aus Stuttgart sich befanden, Joseph Berglers Lerngenossen. Mit der Copirung der berühmten Fresken von Zampieri in der Kirche S. Andrea a Valle und der Meisterwerke Raphaels [310] in den Stanzen und Loggien des Vaticans begann B. seine höheren Studien, und machte sich mit dem Kunstcharakter der größten Meister vertraut. Außerdem malte er viel nach der Natur und nach dem Modell, und 1784 gewann er mit dem für die Akademie von Parma gemalten Preisbilde: „Samson als Gefangener der Philister“ den Preis, eine 50 Ducaten schwere goldene Medaille. Im Berichte über die Preisaustheilung zeichnete Graf Gaston de la Torre di Rezzonico Secretär der Akademie, B.’s Bild sehr aus, insbesondere die trefflich durchdachte und wohlgeordnete Erfindung der Figuren. „Wenn, heißt es im Berichte, die Gruppe der Dalila und der Philisterfürsten durch irgend einen leichten Gegenstand, mit jener des gefesselten Samson nur etwas mehr in Verbindung stünde, würde B.’s Bild den berühmtesten Gemälden zur Seite stehen können.“ Nach solchem Erfolge wuchs B.’s Liebe zur Kunst; er erhielt Aufträge zu Arbeiten von mehreren Seiten und sein 6jähriger Aufenthalt in Rom kann als die erste Periode seines künstlerischen Schaffens angesehen werden. Aus dieser Zeit stammen folgende Bilder: „Befreiung des h. Petrus aus dem Kerker durch den Engel“ (Altarbild); – „die h. Maria“ und „h. Apollonia“ (zwei Aufsatzbilder, alle 3 für die Nonnen in Fabriano); – „Eine heil. Maria mit dem Kinde mit vielen Engeln und Lämmern“ (für die Hauptkirche in Marino, zwischen Rom und Albano); – „Der sel. Caraccioli“ (Altarbild für ein Kloster in Marino). Außerdem malte er eine große Capelle dieses Klosters nebst dem Altare in Fresko. Nach Amerika nahm ein Augustinermönch – ein Mohr – vier kleinere Kirchenbilder mit; zwei Gemälde gingen in ein Theatinerkloster nach Sicilien. Zu gleicher Zeit malte er mehrere Porträts von Freunden und Bekannten. Die Verhältnisse des Hofes, dessen Pensionär er war, Sehnsucht nach der Heimat, und das weit vorgerückte Alter seiner Eltern, die nach des Grafen u. Bischofs Firmian Tode hilfebedürftig geworden, nöthigten ihn 1786 Rom zu verlassen und in seine Heimat zurückzukehren. In derselben hatte er anfänglich mit mancherlei Schwierigkeiten zu kämpfen. Der Cardinal-Fürstbischof Graf Auersperg wies B.’s Anerbieten, in seine Dienste zu treten, ab. Doch aber versuchte es B., sich durch seine Arbeiten, die er aus Italien mitgebracht, bekannt zu machen, und es gelang ihm so gut, daß seine Kunst ihn und die Seinigen die 14 Jahre hindurch, welche er in Passau lebte, reichlich nährte. Der nämliche Kirchenfürst, der ihn anfänglich abgewiesen, machte ihn nun zu seinem Cabinetsmaler, und sein Nachfolger, der kunstsinnige Graf Thomas Thun, ernannte ihn sogar zu seinem Hoftruchseß, in welcher Eigenschaft B. manchmal den ihm sonst fremden Hofdienst verrichten mußte. B.’s Aufenthalt in Passau bildet die zweite Periode seines künstlerischen Schaffens, und in dieselbe fallen folgende Gemälde: Vor allen für den Fürsten Cardinal Auersperg selbst: „Die Geburt Christi“ (Altarbild für die Capelle des Lustschlosses); – „Die Heilung des kranken Königs Hiskias“ (ein Cabinetsbild, wozu die Genesung des schwer erkrankten Cardinals Anlaß gab; dieses letztere wurde nebst der Copie der Raphaelschen „Madonna“ dem Marschall Soult verehrt); – „Die Taufe Christi“ (Altarbild) und „der h. Joseph mit der Erscheinung des Engels“ (Aufsatzbild für den Hochaltar, beide für die Pfarrkirche in Wegscheid); – „Der h. Joseph im Sterben“ und „der h. Benedict“ (für das Kloster Fahrenbach bei Schärding); – „Christi Geburt“; – „Christi Taufe“; – „Das h. Abendmal“; – „Die Auferstehung des Herrn“; – „Christi Himmelfahrt“ und „Die Erscheinung des heil. Geistes“ (alle sechs Bilder, bedeutend groß, für Schärding); die für Schärding und Wegscheid [311] gemalten Bilder gingen in Feuersbrünsten zu Grunde; – „Der Sturz der empörten Engel“ (für eine Pfarrkirche jenseits des Innflusses bei Schloß Eigen); – „Der h. Ulrich“ und „die Sendung des h. Geistes“ (Altarbilder für Kirchen in Oberösterreich); – „Christi Geburt“ und „der Heiland am Kreuze mit der büssenden Magdalena“ (nach Oesternberg in Oberösterreich); – „Der gekreuzigte Christus mit Maria Magdalena“ (großes Bild für die Stadtpfarrkirche in Passau); – „Christus am Kreuze“; – „Die Geisselung und Krönung des Heilandes“ und „Die h. Anna“ (alle drei für die Pfarrkirche im Markte Zwiesel in Baiern); – „Geburt Christi“ (für die Kapuzinerkirche in Ravensburg); – „Der heil. Sebastian“ und „Der heil. Georg“ (für eine Filialkirche bei Regen im Wald); – „Die Taufe Christi“ und „Die heil. Geschwister-Drei, Willibald, Wunibald und Walburga“ (2 Altarbilder nach Freynberg in Oberösterreich); – „Der heil. Jacobus major;“ „Der heil. Joseph“ und „Der heil. Johann von Nepomuck“ (3 Altarbilder nach Windorf an der Donau); – „Die Kreuzabnahme“ (ein großes Altarbild mit vielen Figuren. Für die Hofkirche eines Grafen Fugger in Schwaben); – „Christus als Welterlöser“ (Altarbild mit vielen symbolischen Nebenfiguren für den Grafen Stahremberg, welcher es nach Wien nahm; in welcher Kirche oder Capelle es aufgestellt wurde, ist unbekannt). Bis zum J. 1800 lebte B. in Passau; um diese Zeit gelang es mehreren Kunstfreunden in Böhmen, eine Kunstschule in Prag zu begründen. B.’s Arbeiten waren in Prag vortheilhaft bekannt, und er bekam den Ruf, die Einrichtung der neuen Anstalt auszuführen. Sein humaner Mäcen Graf Thun gab ihm einen 6jährigen Urlaub mit Beibehalt seiner Bezüge. Nach Verlauf dieser Frist stand es ihm frei, nach Passau zurückzukehren, oder den Dienst des Fürsten zu verlassen. B. begab sich nunmehr nach Prag, und wurde daselbst Akademie-Director der patriotischen Kunstfreunde. 29 Jahre – es ist dies die dritte Periode künstlerischen Schaffens in B.’s Leben – wirkte er in Böhmen für die Kunst, bildete eine Reihe von Talenten für dieselbe aus, wodurch sich im Lande Sinn, Geschmack und Liebhaberei für den Zauber der bildenden Künste hoben und verbreiteten. B.’s Atelier wurde von jedem kunstsinnigen Fremden, der über Prag reiste, besucht und seine herrlichen Arbeiten wurden allgemein bewundert. Groß ist die Reihe der Schöpfungen aus dieser seiner letzten Kunstperiode, und es seien hier nur die bedeutendsten Arbeiten genannt: „Maria Himmelfahrt“ (f. d. italien. Kirche in Prag); – „Der heil. Joseph“ und „Die heil. Theresia“ (f. d. Kloster der Karmeliterinnen a. d. Hradschin); – „Der segnende Heiland“ (f. d. St. Salvatorskirche); – „Die Auferstehung“ (f. d. Garnisonskirche in der Festung Theresienstadt); – „Christi Himmelfahrt“ (2 sehr große Altarblätter f. d. Garnisonskirche der Festung Josephstadt); – „Der Heiland am Kreuze mit Maria und Johannes“ (Hochaltarblatt); – „Der heil. Johann der Täufer“ und „Der heil. Johann Nepomuck“ (Seitenaltarbilder, alle 3 für die Kirche der gräfl. Kuenbergschen Herrschaft Jung-Wossiz); – „Maria Himmelfahrt“ (großes Hochaltarbild f. d. Kirche zu Sedlez bei Kuttenberg); – „Die heil. Dreieinigkeit umgeben von der Engelsschaar“ (f. d. Dorfkirche zu Strausniz bei Langenau); – „Die Apostel Peter und Paul“ (Hochaltarbild), und „Christus am Kreuze“ (Seitenaltarbild, beide für die oberstburggräfliche Pfarrkirche zu Bohniz, und der Gegenstand des ersteren auch noch für die Pfarrkirche zu Altbudez); – „Der heil. Wenzel, die böhmische Jugend in den Pflichten des Christenthums unterrichtend“ (für die Schloßkirche des Fürsten Kinsky zu Budeniz); – „Die Apostel Peter und Paul“ (f. d. Kirche zu Unter-Chwatlin auf der Sternberg-Manderscheid’schen Herrschaft Zasmuk): [312] – „Der heil. Laurenzius“ [f. d. Pfarrkirche zu Stupno); – „Der heil. Nicolaus die Jugend unterrichtend“ (f. d. Kirche der Graf Kolowrat’schen Herrschaft zu Merklin); – „Der heil. Franz von Assissi“ (f. d. Kirche zu Sliwno der Kolowrat’schen Herrschaft Kossatek): – „Die Geburt Christi“ (f. d. Kirche der Gräfl. Clam-Gallas’schen Herrschaft zu Horka): – „Der gekreuzigte Heiland“ (f. d. Clam-Gallas’sche Schloßkirche zu Grafenstein): – „Der heil. Georg“ (f. d. Schloßkirche zu Tetschen) und „Ein Allerheiligenbild“ (f. d. Dorfkirche der Herrschaft Randnitz). Aus Böhmens Geschichte bearbeitete B. einen ganzen Cyklus u. z. 3 große Oelbilder und 70 Blätter Zeichnungen. Die Oelbilder stellen vor: „Libussa auf der Burg Wyssehrad schlichtet den Streit der zwei Brüder um das väterliche Erbe“; – „Der Richterspruch des Herzog Spitignew II.“ und „Karl des IV. Rettung zu Pisa durch die tapfern Böhmen-Ritter, insbesondere durch die 3 Kolowrate. Von andern histor. Gemälden und Heiligenbildern sind zu nennen: „Hermann und Thusnelda“ nach Klopstocks Hermannsschlacht (in der Gallerie der Gesellschaft patriot. Kunstfreunde); – „Die Anbetung der Hirten“ (f. d. neue Pfarrkirche zu Schärding); – „Die vier Evangelisten“ (f. d. Kirche zu Pfropfen in Schlesien), und „Der gute Hirt“ (für den Domherrn Wimmer in Eichstädt). Neben diesen großen Arbeiten fertigte B. eine Anzahl von Porträten; denn der ganze hohe Adel Böhmens: Auersperg, Clam-Gallas, Clary-Aldringen, Czernin, Kinsky, Lobkowitz, Sternberg-Manderscheid, Schönborn, Clam-Martiniz u. A. sind durch B.’s Meisterhand verherrlicht. B. war in den letzten Lebensjahren immer kränklich, und sein Ende war schmerzlich und langwierig. Seine zurückgebliebenen Kunstschätze – wenn er sie nicht bei Lebzeiten verschenkt hatte – gingen an seine Schwester, seinen von Passau mitgenommenen Lieblingsschüler Waldherr, den Mäcen Grafen Franz von Sternberg-Manderscheid, den Magistratsrath Schütz und Herrn Prachner über. Auf gleicher Höhe wie als Künstler stand B. als Mensch; die Todesanzeige der Gesellschaft patriotischer Kunstfreunde nennt ihn: „durch Wirken und Wohlthun ausgezeichnet“ Seine Lectüre war seinem Schaffen angemessen: Die Bibel, Klopstocks Messiade, Ossians Dichtungen und der Idyllendichler Gesner; seit er in Böhmen lebte, las er mit Vorliebe Böhmens Geschichte, Sagen und Legenden. Die Hoffnung, daß die Gesellschaft patriotischer Kunstfreunde in Prag eine ausführliche Lebensbeschreibung ihres verdienstvollen ersten Directors im Drucke herausgeben würde, ist nicht erfüllt worden.

Ritter von Rittersberg (J.), Nekrolog: „Joseph Bergler, Director und Professor an der Akademie der bildenden Künste ...“ (Prag 1829, v. Schönfeld, 8°.). – Monatschrift der Gesellschaft des vaterländ. Museums (Prag) 1829 im Monat August. – Archiv für Gesch., Statistik, Literatur und Kunst (Wien 1818, 4°.) IX. Jahrg. Nr. 150; (Wien 1823, 4°.) XIV. Jahrg. Nr. 152, 153; (Wien 1825, 4°.) XVI. Jahrg. Nr. 55: „Zur Historienmalerei in Böhmen“ – Pillwein (Benedict), Biographische Schilderungen oder Lexikon Salzburgischer, theils verstorbener, theils lebender Künstler ... (Salzburg 1821, Mayer) S. 11. – Nouvelle Biographie générale ... publiée sous la direction de M. le Dr. Hoffer (Paris 1853) V. Bd. Sp. 518. – Oestr. National-Encyklopädie (von Gräffer u. Czikann), (Wien 1835, 6 Bde.) I. Bd. S. 274. – Conversations-Lexikon der neuesten Zeit und Literatur (Leipzig 1832, Brockhaus, 4 Bde.) I. Bd. S. 231. – Meyer (J.), Das große Conversations-Lexikon für gebildete Stände (Hildburghausen 1845, Bibl. Inst.) IV. Bd. 4. Abth. S. 532. – Porträt: Unterschrift: Joseph Bergler. F. Nadorp ad viv. del. J. Quaisser lith. (Prag 1823, gedruckt bei Anton Machek).