BLKÖ:Ender, Johann Nepomuk

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 4 (1858), ab Seite: 38. (Quelle)
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Ender, Johann Nepomuk (Historien-Maler, geb. in Wien 3. Nov. 1793, gest. ebenda 16. März 1854). Der Sohn eines Trödlers, Zwillingsbruder des Thomas Ender (siehe den Folgenden) und Vater des Eduard Ender (siehe den Vorgenannten). Besuchte mit 14 Jahren die Akademie, wo sich Professor Maurer dem Jünglinge mit besonderer Sorgfalt zuwendete. Von Lampi Vater erhielt er Unterricht im Malen, und von Füger und Caucig im Zeichnen und in der Composition. Er machte schöne Fortschritte und erhielt mehrere Preise in historischen Gemälden. Da er ein großes Talent für die Porträt-Malerei besaß, so erhielt er zahlreiche Aufträge, und in die Zeit 1815–17 fallen viele Porträte von Personen aus den ersten Familien des Staates, zum größeren [39] Theile in Oel, aber auch in Wasserfarben. Auch arbeitete er in dieser Zeit die meisten Zeichnungen zu dem bei Härter in Wien erschienenen „Mythos der Griechen und Römer“. Als im Jahr 1818 Stephan Graf Széchényi seine Reise nach Griechenland unternahm, wählte er Johann Ender zu seinem Begleiter. So verließen der Graf und der Künstler am 13. Juni 1818 Wien, gingen über Florenz, Rom, Ancona, nach Corfu und mehreren andern Inseln Griechenlands, nach Constantinopel und sonst vielen classischen Plätzen des Alterthums und über Malta, Sicilien, Florenz nach Wien zurück (1819). Groß war die künstlerische Ausbeute dieser Fahrt. Orientalische Costümbilder, meistens Porträte, Landschaften , Architekturen, merkwürdige Sculpturen – alle im Besitze des Grafen Szechenyi – hatte E. auf dieser Reise vollendet, die seinen Gesichtskreis erweiterte, und seinen künstlerischen Genius begeisterte. 1820 ging der junge Künstler durch kaiserl. Gnade als Pensionär der Historien-Malerei nach Rom. Dort copirte er fleißig Raphael, studirte die großen Meister der Kunst, zeichnete Cartons, malte mehrere Geschichts- und Altarbilder, mitunter, doch seltener, Porträte und kehrte mit einer reichen Mappe von Compositionen, italienischen und griechischen Costümenbildern, Zeichnungen von Raphaels Fresken u. d. m. 1826 über Genua, Mailand, Genf und Paris, Stuttgart und München nach Wien zurück, wo er seit dieser Zeit stark mit Anfertigung von Porträten beschäftigt lebte und manchmal auch in öffentlichen Ausstellungen historische Bilder sehen ließ. Auch arbeitete er viele Zeichnungen zu den Kupfern des Leipziger Taschenbuchs „Vergißmeinnicht“ und zu andern Almanachen, welche Dutzendwaare nicht geeignet ist, seinen Ruhm als Künstler zu steigern. Seit dem J. 1829 bekleidete E. die Stelle eines Professors an der kaiserl. Akademie der bildenden Künste in Wien. Im J. 1845 unternahm E. wieder eine Reise durch Deutschland, Belgien, England und kehrte über Paris und München nach Wien zurück. 1850 trat er in den Ruhestand und in diesem begann er noch eine Arbeit, worin er ein Denkmal seines Wollens und seiner Befähigung zu hinterlassen beabsichtigte. Er malte nämlich in der Fürst Liechtensteinischen Capelle im St. Stephansdome die Stirnseite der Capelle in Fresko. Es stellt das Mysterium der Erlösung dar im Einklange mit dem großen Kreuzbilde am Altare. Er vollendete – unentgeltlich – das große Werk – sein letztes – in zwei Jahren, welches für einen Künstler, der in antik-traditionellen Traditionen erzogen war, eine achtunggebietende Schöpfung ist. Eine zweite Arbeit, die Wallfartskirche zu Maria Zell mit einem Fresken-Cyklus aus dem Leben der Madonna zu schmücken, war ihm zu vollenden nicht gegönnt. Viele Skizzen waren bereits entworfen, der erste große Carton beinahe vollendet, als ihn der Typhus befiel und ihn nach kurzem Leiden in’s bessere Leben hinüberrief. E.’s Name hat einen guten Klang in Oesterreichs Kunstgeschichte. Der großen künstlerischen Thätigkeit, welche Johann wie sein Bruder Thomas entfalteten, verdanken beide den im Künstlerleben seltenen Erfolg, sich aus mißlichen Verhältnissen zur Wohlhabenheit emporgearbeitet zu haben. Die Zahl der Arbeiten E.’s ist zu groß, um alle angeben zu können, hier werden nur die bedeutenderen historischen Werke angeführt. Diese sind in chronologischer Folge: „Marc Aurel auf dem Sterbebette im Lager auf dem Marchfelde bei Wien“, erhielt den großen akademischen Preis, jetzt in der fürstl. Esterhazyschen Gallerie in Wien; – „Orestes von den Furien verfolgt“, erhielt den Reichel’schen Preis; – „Minerva [40] enthüllt Ithaca vor den Augen des Ulysses“, dafür erhielt er die große goldene Medaille (die genannten drei Bilder malte er um das J. 1814–1816); – „Mariä Himmelfahrt“ (1817); – „Die Wächter am Grabe des Erlösers schlafend“ (1817 nach Zinkendorf in Ungarn); – „Zwei Griechinnen am Brunnen“, für den Grafen Appony in Rom; – „Judith mit dem Haupte des Holofernes“, – „Die drei Frauen erblicken den Engel am Grabe Christi“; – „Bacchus von einem Faun und Tiger begleitet findet die verlassene Ariadne“ (die genannten Bilder fallen in die Zeit seines Aufenthaltes in Italien 1820–26). – Von seinen Cartons sind zu nennen: „Glaube, Hoffnung und Liebe“; – „Die Religion“; – „Der Einzug des Heilands in Jerusalem“ (16 Schuh lang); – „Die Fusswaschung“; – „Die heilige Familie“ (alle gleichfalls in die Zeit seiner italienischen Kunstreise fallend); – „Christi Leichnam auf dem Schoosse Mariä, Johannes und Magdalena zur Seite“ (1846); – „Deutsches Mädchen mit dem Kruge an der Quelle“ (1846); – „Zwei Frauen und ein Knabe am Golf von Neapel“ (1846); – „Die Braut“ (1846); – „Die Bäuerin von Sonino“; – „Der Labetrunk“; – „Griechenmädchen mit dem Ringe“ (alle drei in der Kunstausstellung 1842); – „Der Abschied des Tyroler Landes-Vertheidigers“; – „Die Himmelskönigin durch die christlichen Künste gefeiert“; – „Saul“ (Kunstausst. 1845); – „Die heilige Katharina“ (Kunstausst. 1847), für die katholische Kirche in Alexandrien gemalt; – „Ungarns Civilisation“, symbolisch dargestellt. Das Bild wurde im Auftrage des Grafen Steph. Szecheny für die ungar. Akademie der Wissenschaften zu Pesth gemalt, welche darnach das Siegel verfertigen ließ, das auf ihren Diplomen abgedruckt erscheint; – „Madonna mit dem Kinde in einer Landschaft“ (östr. Kstv. 1851, 350 fl., gegenwärtig in der Belvedere-Gallerie); – „Die Flucht nach Aegypten“ (östr. Kstv. 1851, 350 fl.); – „Italienische Landleute in der Campagna von Rom“ (östr. Kstv. 1852, Eigenth. des H. A. Tomaschek); – „Das christliche Erlösungswerk“, Skizze zu dem in der Kreuzcapelle der Domkirche bei St. Stephan ausgeführten Freskogemälde. (Letztes Werk des Künstlers, östr. Kstv. 1854, April, von Schmidt gestochen); – „Italienische Wallfahrer“ (nach Enders Tode im östr. Kstv. ausgestellt, 1854, September, 400 fl.). Sehr groß ist übrigens die Zahl der Porträte, welche E. nach seinem Austritte aus der Akademie in Wien, dann in Rom (wo er jedoch die meisten Anträge ablehnte) und nach seiner 1826 erfolgten Rückkehr nach Wien gemalt. [Das Hormayr’sche Archiv zählt sehr viele derselben auf.]

Archiv für Geschichte, Statistik, Liter. u. Kunst (Wien, 4°.) 1827, XVIII. Jahrg. Nr. 136, S. 742 [nach diesem geb. 4. Nov. 1793]. – Allgem. Theater-Zeitung von Ad. Bäuerle (Wien 1847) XL. Jahrg. Nr. 118, S. 470: „J. Enders neuestes Altargemälde“ von Weidmann. – Dieselbe: XLVIII. Jahrg. Nr. 73–76: „Leben und künstlerisches Wirken Joh. Enders“ von Dr. F. C. Weidmann. – Nagler (G. K. Dr.), Neues allg. Künstler-Lexikon (München 1835 u. f., 8°.) IV. Bd. S. 118. – Müller (Fr. Prof.), Die Künstler aller Zeiten u. Völker (Stuttgart 1857, Ebner und Seubert, Lex. 8°.) I. Bd. S. 569. – Oestr. Nat.-Encyklopädie (von Gräffer u. Czikann), (Wien 1835, 6 Bde.) II. Bd. S. 50 [nach diesem geb. 3. Novbr. 1793]. – (Brockhaus) Conversations-Lexikon (10. Aufl.) V. Bd. S. 479. – Frankl (Dr. L. Aug.), Sonntagsblätter 1847. Kunstblatt (Beilage dazu) Nr. 13, S. 75 [daselbst heißt es im 5. Artikel über die Wiener Kunstausstellung 1847 von R. Eitelberger v. Edelberg: „Außer Rahl und Schwemminger gehört auch J. Ender zu jenen Künstlern, die wenigstens in Einer Richtung gleichgiltig – nur in einer ob guten oder schlechten – so viel Praktik, Einsicht und Sachkenntniß haben, ein zusammenhängendes, aus einem Gusse gemaltes Bild zu Stande zu bringen. ... Daß es mir übrigens nicht einfällt, die Richtung, halb akademisch, halb französisch, diese Gips- und Gliedermann-Gestalten, die regelrecht zusammengestellt und mit kräftigen Oelfarben colorirt sind, zu rechtfertigen, versteht [41] sich wohl von selbst“]. – In der Besprechung der Ausstellung des Jahres 1846 sagt derselbe in denselben Blättern S. 595: „Die Gemälde von Fr. Petter und J. Ender haben mit der Gegenwart keinen lebendigen Zusammenhang. Sie mögen in ihrer Zeit eine gewisse Bedeutung gehabt haben, jetzt hat man für diese Richtungen weder Sympathie noch Antipathie, Niemand wird sich ernstlich die Mühe nehmen, sie zu vertheidigen oder anzugreifen; es sind Nachklänge einer – und das ist Alles, was man zu ihrer Entschuldigung sagen kann – für die Kunst nicht günstigen Zeit. Fleiß in der Ausführung kann man ihnen allerdings nicht absprechen.“ – Ein noch härteres Urtheil enthalten dieselben Blätter in der Besprechung der Kunstausstellung des Jahres 1845. Kunstblatt Nr. 21, S. 503 von Dr. E. Melly.