BLKÖ:Joachim, Wilhelm

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 10 (1863), ab Seite: 220. (Quelle)
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Joachim, Wilhelm (Arzt und Fachschriftsteller, geb. zu Preßburg 1811, gest. 17. Sept. 1858). Stammt von jüdischen Eltern, welche ihn die Talmudischen Studien vollenden lassen wollten. J. aber widmete sich, nachdem er das Gymnasium in seiner Vaterstadt besucht, dem Studium der Medicin. 1838 erlangte er die medicinische Doctorwürde zu Pesth, worauf er sich nach Wien begab und dort die Spitalspraxis begann, dann im Militärspitale als Aspirant Dienste leistete, bis er nach wenigen Monaten als Feldarzt in kais. Dienste trat und zur Armee in Italien eingetheilt wurde. Nach mehrjähriger Dienstleistung in Dalmatien kehrte er in seine Heimat zurück, begann in Sarvár in der Eisenburger Gespanschaft seine Praxis auszuüben, und mit solchem Erfolge, daß er schon im Jahre 1847 zum zweiten Physikus der Eisenburger Gespanschaft ernannt wurde. Im Jahre 1853 legte er seine Physikatsstelle nieder und übersiedelte nach Pesth, wo er sich ausschließlich der Privatpraxis widmete, aber schon in wenigen Jahren – in der Vollkraft seines Lebens. J. zählte erst 47 Jahre – starb. Joachim, ganz seinem Berufe hingegeben, widmete die ihm übrigbleibende Muße der schriftstellerischen Thätigkeit in seinem Fache. In Dalmatien, wo er stationirt war, beobachtete er die klimatischen Verhältnisse dieses Insellandes, und erprobte dessen Milde für besonders heilsam bei Brustleidenden. Seine Beobachtungen über die miasmatischen Salinen zu Pago veröffentlichte er in der magyarischen Medicinal-Zeitung „Orvasi tar“. Später bereiste er zu Sanitätszwecken Croatien und das ungarische Littorale und untersuchte die Thermen zu Topusko, Teplitz bei Warasdin, deren regelwidrige Verwaltung im Interesse der leidenden Menschheit er dringend einer Reform anempfahl. Als er sich in der Folge fast ausschließlich der Balneologie zuwendete, veröffentlichte er in der „Balneologischen Zeitschrift“ und in der „Zeitschrift für Natur- und Heilkunde in Ungarn“ eine Folge von Darstellungen über ungarische Bäder und Badegegenden, als: „Der Neusiedler See“; – „Die Bitterwässer Pannoniens“; – „Sóskut“; – „Tarcsa“; – „Ugod“; – „Die ungarischen Schlammbäder“; – „Pia desideria von Füred“, u. dgl. m., in deren treuer und unparteiischen Schilderung er auch unverhohlen auf die Mängel und Gebrechen ihres Zustandes hinwies und dadurch zur Abstellung derselben in den meisten Fällen wesentlich beitrug. Außer obigen und vielen anderen in den zwei genannten Fachblättern enthaltenen Aufsätzen hat er selbstständig herausgegeben: „Der Gesundheitsfreund der menschlichen Seele“ (Stuttgart 1845, Ebner und Seubert, 8°.); – „Törvénýkezési orvostan, orvosok s jogászoknak számára“, d. i. Kurzgefaßte gerichtliche Medicin für Aerzte und Advocaten (Pesth 1853, 8°.); – „Betrachtungen über die Hämorrhaidalzustände und deren Heilung“ (Pesth 1855, gr. 8°.); – „Die Bitterwässer Pannoniens in chemischer, physiologischer und vorzüglich in therapeutischer Beziehung“ (ebd. 1855); beide früher in Dr. Wachtel’s „Zeitschrift für Natur- und Heilkunde in Ungarn“; – „Die Diagnostik, und Therapie der Abscesse“ (Wetzlar 1856, Rathgeber, gr. 8°.). Joachim war Mitglied des norddeutschen Apothekervereins, der Leopoldinischen Akademie, des Pesth-Ofner k. k. Vereines der Aerzte, der deutschen balneologischen Gesellschaft und der Naturforschergesellschaft zu Breslau.

Reich (Ignaz), Beth-El. Ehrentempel verdienter ungarischer Israeliten (Pesth, Bucsansky, 4°.) III. Heft (1860), S. 66. – Auch dürfte [221] zu der von Dr. und Hofrath Spengler in Ems herausgegebenen „Balneologischen Zeitung“ eine biographische Skizze nebst einem Verzeichnisse seiner Schriften und Angabe der in seinem Nachlasse befindlichen erschienen sein; wenigstens erbat sich dieselbe Dr. Spengler von seiner Witwe in einem an sie gerichteten (23. September 1858 datirten) Beileidsschreiben. –