BLKÖ:Körner, Friedrich August
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich | |||
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Körner, Karl Theodor | ||
Band: 12 (1864), ab Seite: 240. (Quelle) | |||
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Horaz und Ovid. Noch war er auf dem Gymnasium, als er auch seine Mutter verlor. Da er mittellos war, gab ihn sein Vormund in die Präparandie, damit er sich zum Schullehrer ausbilde. Aber nur wenige Monate hielt er es dort aus. Er verließ die Präparandie und setzte – wenngleich in fast unsagbarer Weise mit Noth und Mangel kämpfend – die Studien fort. Als er einen Beruf wählen sollte, entschied er sich anfänglich für die Theologie, gab aber nach einiger Zeit diese Absicht auf und begann philosophische Studien. Durch Unterrichtertheilen brachte er sich mühselig fort, bestand endlich sein Examen und wurde Hilfslehrer am Gymnasium und an der Realschule. 1844 endlich als Lehrer an der Realschule bleibend angestellt, errichtete er zugleich ein kleines Pensionat, bekam durch Bekanntschaft mit einigen Professoren literarische Beschäftigung, ging später selbst an pädagogische Arbeiten, begründete zuerst in Verbindung mit Löw in Magdeburg die „Pädagogische Monatschrift“, und als er von der Redaction zurücktrat, allein zuerst das Journal „Der praktische Schulmann“, später „Die höhere Bürgerschule“, zwei tüchtige Fachblätter. Als seine schriftstellerischen Leistungen und seine Tüchtigkeit als Schulmann in weiteren Kreisen und immer vortheilhafter bekannt wurden. mehrten sich auch die Aufforderungen zur Annahme von vortheilhaften Stellungen im Auslande. Aber immer noch überwog die Liebe zur Heimat und erst unverdiente tiefkränkende Zurücksetzungen zwangen ihn, das schwerste Opfer zu bringen und in die Fremde zu gehen. Nach Oesterreich, wo ein neues [241] Geistesleben aufzugehen begann, richteten sich damals wie noch jetzt hoffnungsvoll die Blicke vieler deutschen Gelehrten, freilich auch solcher, die lieber dort hatten bleiben sollen, wo sie früher waren; aber auch vieler, die für die Förderung der Wissenschaft und die Bildung der heranwachsenden Generationen ein wahrer Gewinn zu nennen sind. Zu letzteren zählt Körner, der dem an ihn ergangenen Rufe eines Professors an der Handelsakademie zu Pesth folgte, und an dieser Anstalt seit Herbst 1857 erfolgreich und allgemein geachtet, noch zur Stunde thätig ist. K. hat die Jugendliteratur mit einer Reihe von Schriften bereichert, denen das Gepräge des gereiften und denkenden Schulmannes aufgedrückt ist und das volle Verständniß der Zeit, deren Jugend sie unterhaltend belehren sollen, auf jeder Seite beurkunden. Seine Schriften sind in chronologischer Folge: „Das Wesen der Realschule“ (Sondershausen 1844, Eupel, gr. 8°.); – „Die zur Selbstanklage gewordene Rechtfertigung des Oberschulrathes Dr. Rost an dessen neuester Schrift: „Friedrich Körner als Kritiker oder die Umtriebe auf dem Gebiete der pädagogischen Kritik nachgewiesen“ (Halle 1847, Heinemann, gr. 8°.); – „Der Kampf um die Freiheit. Ein Cyclus von Romanzen aus dem Befreiungskriege der Griechen“ (ebd. 1849, Bremer u. Comp., gr. 8°.); – „Keltische Studien. Abhandlung über die Wohnsitze der Kelten, über deren Sprachverwandtschaft mit den indogermanischen Völkern und über den Einfluss ihrer Mythologie auf die Sagenbildung des Mittelalters“ (ebd. 1849, 4°.), ist ein Abdruck aus dem Programm der Halle’schen Realschule; – „Die Bedeutung der Realschulen für das moderne Culturleben. Für Lehrer u. s. w. Zugleich eine Entgegnung auf Dr. Heiland’s Schrift: Zur Frage über die Reform der Gymnasien“ (Leipzig 1851, Castenoble, gr. 8°.); – „Das deutsche Vaterland. Eine Sammlung von Erzählungen, Schilderungen u. s. w. Für die reifere Jugend“, 2 Abtheilungen (Berlin 1852 und 1853, Winckelmann, 8°.); – „Der Mensch und die Natur. Skizzen aus dem Cultur- und Naturleben“ (Leipzig 1853, Brandstetter, 8°.); – „Bericht über die Verhandlungen der fünften Versammlung deutscher Realschulmänner, welche vom 27. bis 29. September 1853 zu Braunschweig abgehalten wurde“ (Leipzig 1853, Bönsch, Lex. 8°.); – „Der Weltspiegel. Schilderungen aus dem Natur- und Menschenleben“. 3 Bdchn. (Halle 1854, Delbrück, 16°.), nur Bändchen I, enthaltend: „Die Wunder der Winterwelt“, und Bdchn. II, enthaltend: „Weltgeschichtliche Bilder aus dem Alltagsleben“, sind von Körner, das III. Bdchn. ist von Osterwald; – „Unser Vaterland. Land und Leute, geschildert für Schule und Haus. Im Vereine mit mehreren Schriftstellern herausgegeben“ (Leipzig 1854, Mendelssohn, 8°.); – „Das Buch der Erziehung in Haus und Schule“, 2 Bdchn. (Leipzig 1855, Costenoble), in Gemeinschaft mit Frau Burow herausgegeben, welche im 1. Bdchn. des Kindes Pflege und Wartung und die Erziehung des Mädchens bearbeitete, während K. im 2. Bdchn. die Erziehung der Knaben behandelte; – „Die Natur im Dienste des Menschen. Für die erwachsene Jugend und alle Freunde der Natur dargestellt“, 4 Bde. (Leipzig 1855, Fr. Schlicke, 8°.); während der erste Band den Leser in das Reich der unorganischen, vegetativen und animalischen Natur führt, schildert der zweite die Feuerwerkstätte, welche Gott in der großen Natur schuf und die sich der Mensch allenthalben erbaute; behandelt der dritte das Wollen in seiner elementaren Bedeutung als schaffendes und zerstörendes Element, als erdgestaltende und belebende Macht, und endlich [242] als Arbeitskraft; der vierte Band aber erläutert die Eigenschaften einzelner Naturkräfte, als der Luft, der Elektricität, des Magnetismus, der Erdschwere, des Galvanismus; – „Charaktergemälde aus dem Geschichts- und Culturleben des deutschen Volkes“, 3 Bdchn. (Leipzig 1856 u. f., Brandstetter, 8°.), welches die Geschichte des deutschen Volkes von der Gründung des Reiches durch die Merovinger und Karolinger bis zum Untergange des Ritter-Kaiserthums der Hohenstaufen darstellt; – in Gemeinschaft mit C. Vogel und J. Wenzig gab er heraus; „Das Vaterlandsbuch. Illustrirte Haus- and Schulbibliothek zur Erweiterung der Heimatskunde“ (Leipzig 1857, Spamer, 8°.); Körner selbst bearbeitete in diesem sauberen Bilderwerke in 2 Bänden die illustrirten geographischen Bilder aus Oesterreich, Ungarn, Siebenbürgen, der Wojwodina und dem Banat, Croatien, Slavonien, der Militärgrenze sowie Dalmatien; ferner die illustrirten geographischen Bilder aus Preußen, von welch letzteren die vaterländischen Bilder aus Schlesien und Posen und jene Pommerns auch abgesondert erschienen sind; – „Geschichte der Pädagogik von den ältesten Zeiten bis zur Gegenwart. Ein Handbuch für Geistliche und Lehrer beider christl. Confessionen“ (Leipzig 1857, Costenoble, gr. 8°.), eine auf tüchtigen Studien beruhende Arbeit; – „Panorama. Erzählungen und belehrende Unterhaltungen aus dem Natur- und Menschenleben“, 3 Bdchn. (Leipzig 1857 u. 1858, Schlicke, 8°.). in welchen er in Georg Freundsberg: Scenen aus dem Leben der deutschen Landsknechte; in Winrich von Kniprode: Bilder aus dem Leben des deutschen Ritterordens, und in einer Polarfahrt, geographische Skizzen und Scenen aus dem Seemanns- und Jägerleben mittheilt; – „Praktische Anleitung zur Anfertigung deutscher Aufsätze“, 3 Hefte (Halle 1858, Schwedel, gr. 8°.); – „Die Weltgeschichte in Lebensbildern und Charakterschilderungen der Völker, mit besonderer Beziehung auf Cultur und Sitten“, 3 Bände (Leipzig 1858, Costenoble, gr. 8°.), in welchen durch Darstellung der Culturzustände, Trachten, Lebensweise u. dgl. der Geschichtsunterricht plastisch anschaulich und ethisch wirksam behandelt ist. In dem von Spamer, diesem sieg- und einflußreichen Reformator der deutschen Kinderbücher und Jugendschriften-Literatur, unter dem Titel „Das illustrirte goldene Kinderbuch“ begründeten Sammelwerke, an welchem sich die ersten Jugendschriftsteller und Pädagogen Deutschlands betheiligen, gab er mit J. Moritz „Das Buch der Welt“, in 2 Bänden, und mit demselben Moritz im nämlichen Verlage „Die alte und die neue Welt“, in 2 Bdn. (Leipzig 1858, 8°.) heraus. Und in der gleichfalls von Spamer veröffentlichten Sammlung: „Malerische Feierstunden für die Jugend“, bearbeitete K. den 5. Band: „Das Buch der Welt. II. Wanderungen nach Nord und Süd, Ost und West, zu den Wohnstätten der Gesittung und den Bewohnern der Wildniss. 3. Abtheilung: Die alte Welt“ (Leipzig, Spamer, 8°.). Körner’s Arbeiten zeichnen sich durch Gediegenheit der Grundsätze, Schönheit der Sprach- und Schreibweise und eine gewisse Plastik in der Gestaltung des immer mit ebenso großer Sorgfalt gewählten als mit Geist ausgeführten Stoffes aus. Ein anderes Verdienst K.’s besteht auch darin, daß er, freilich zu einer Zeit, als Fremdenhaß und Fremdenfresserei in Ungarn noch nicht Mode war, Vorträge über deutsche Literatur hielt, welche zwar nicht für das größere Publicum bestimmt waren, nichtsdestoweniger aber fleißigen Zuspruch fanden und auch großer Anerkennung [243] in maßgebenden Kreisen sich erfreuten.
Körner, Friedrich August (Schulmann, geb. zu Nietleben bei Halle 17. April 1814). Sein Vater, Schullehrer und Cantor zu Nietleben, hatte sich als Freiwilliger in den Befreiungskriegen ein Leiden zugezogen, an dem er seit Jahren hinsiechte und endlich zu einer Zeit starb, als sein Sohn erst die Knabenjahre erreicht hatte. Auch die Mutter hatte durch langjähriges Nachtwachen am Krankenbette des Gatten körperlich sehr gelitten, und so verlebte K. an der Seite seiner kranken Mutter eine schwere Jugend. Anfänglich kam er auf die Bürgerschule der Franke’schen Stiftungen, später auf das Gymnasium daselbst, machte aber nur mäßige Fortschritte, und da ihm seine Armuth keinen Verkehr erlaubte, wurde er in seiner Zurückgezogenheit wortkarg und menschenscheu. Unter schweren Entbehrungen brachte er sich mühsam fort, lernte aber fleißig moderne Sprachen und übersetzte auch metrisch den- Heindl (Joh. Bapt. Dr.), Gallerie berühmter Pädagogen, verdienter Schulmänner, Jugend- und Volksschriftsteller und Componisten aus der Gegenwart, in Biographien und biographischen Skizzen (München 1859, Finsterlin, 8°.) Bd. I, S. 426.