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BLKÖ:Kannegießer, Hermann Lorenz Freiherr

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Kántor, Franz
Band: 10 (1863), ab Seite: 443. (Quelle)
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Kannegießer, Hermann Lorenz Freiherr (Staatsmann, geb. zu Anfang des 18. Jahrhunderts, Todesjahr unbekannt). Trat in den Staatsdienst und war in den Jahren 1729–1734 Oberamts-Rath in Schlesien. In dieser Stellung entwickelte er zur Zeit des durch Friedrich II. an Oesterreich begangenen Raubes von Schlesien, kurz vor Ausbruch des ersten schlesischen Feldzuges, eine große Energie. In mehreren auf eigene Kosten durch den Druck veröffentlichten Schriften widerlegte er die Ansprüche Preußens auf Schlesien. Als dann 1742 der Friede zu Stande kam, wurde österreichischer Seits er zum Abschlusse desselben entsendet und hat dabei Oesterreichs Interessen so trefflich [444] vertreten, daß mehrere und nicht unbedeutende Striche Landes, welche zufolge der Präliminarien zweifelhaft oder aber bereits vergeben waren, Oesterreich erhalten wurden. Auch trat er in ähnlicher Weise den churpfälzischen Ansprüchen auf das in der Oberpfalz gelegene, dem Hause Oesterreich gehörende Lehen, Bleistein entgegen und verfocht die Rechte Oesterreichs in einer gleichfalls im Drucke erschienenen Schrift. Wenn Bleistein später dennoch in den Besitz der Churpfalz gelangte, so erfolgte dieß nur auf Grund eines zwischen Oesterreich und der Churpfalz abgeschlossenen Vergleichs. Bereits seit dem Jahre 1739 als Hofrath zur böhmischen Hofkanzlei nach Wien berufen, brachte er die böhmischen Lehensachen, die bis dahin verwahrlost und in einem regellosen Zustande sich befanden. in beste Ordnung, auch wurde ihm der ehrenvolle Auftrag, eine Einleitung zum Staatsrecht und eine Darstellung der Verfassung und Vorrechte der böhmischen Erblande zum Gebrauche für Se. Majestät den Kaiser zu schreiben, welche Aufgabe er mit allem Geschick löste. Beim Ausbruche des Krieges mit Preußen im Jahre 1756 stellte er in einer Staatsschrift den preußischen Friedensbruch dar, und als dagegen eine Schrift von preußischer Seite erschien, bekämpfte er siegreich alle in derselben vorgebrachten Angaben und Vorspiegelungen. Als endlich nach 7jährigem Kriegsjammer 1763 zu Hubertsburg der Friedensschluß stattfand, wurde er wieder dahin beordert, aber schwere Krankheit hinderte ihn, dahin abzugehen. K., der ohnehin schon einem altadeligen Geschlechte, welches im Herzogthume Westphalen ansäßig ist, und dessen Sproßen hohe Würden in Kirche, Staat und Gemeinde bekleidet hatten, angehörte, wurde in Anerkennung seiner als Oberamtsrath in Schlesien erworbenen Verdienste bereits am 11. April 1737 in den Ritterstand erhoben und ihm das böhmische Incolat verliehen, mit Diplom vom 18. Juni 1765 erfolgte aber seine Erhebung in den Freiherrnstand. Leider wollte es mir nicht gelingen, die Titel der von ihm verfaßten, anonym herausgegebenen Staatsschriften ausfindig zu machen. Sein Todesjahr ist unbekannt. Im Jahre 1765, in welchem er Freiherr wurde, lebte er noch.

Hellbach (Joh. Christian v.), Adels-Lexikon (Ilmenau 1825, B. Fr. Voigt, 8°.) Bd. I, S. 634 [wenn es daselbst heißt, daß der Oberamtsrath Hermann Franz im Jahre 1737 böhmischer Ritter und der Hofrath und geheime Referendar Hermann Lorenz 1765 Freiherr wurde, so ist das ein Irrthum. Ritter und Freiherr, das erste 1737, das andere 1765, wurde eine und dieselbe Person, Hermann Lorenz von Kannegießer, ersteres als er Oberamtsrath in Schlesien, letzteres als er Hofrath bei der böhmischen Hofkanzlei in Wien war]. – Ritterstands-Diplom vom 11. April 1737 und 24. November 1752. – Freiherrnstands-Diplom vom 18. Juni 1765. – Wappen. Quadrirter Schild. 1 u. 4: in Schwarz ein aufgerichteter vorschreitender goldener gekrönter Löwe mit offenem Rachen, rothausgeschlagener Zunge, überschlagenem Schweife und vorgestreckten Pranken. 2 u. 3: in Blau ein sechseckiger silberner Stern. Auf dem Schilde ruhen drei gekrönte Turnierhelme. Aus der Krone des mittleren wächst der goldene gekrönte rechtsgekehrte Löwe von 1 u. 4 hervor. Aus den Kronen der beiden äußeren Helme schwebt zwischen zwei mit ihren Sachsen nach innen gekehrten, rechts schwarzen, links blauen Adlerflügeln der sechseckige silberne Stern von 2 u. 3. Die Helmdecken sind rechts schwarz mit Gold, links blau mit Silber tingirt.