BLKÖ:Krazer, Joseph Anton

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Krazer, Franz Xaver
Band: 13 (1865), ab Seite: 168. (Quelle)
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Krazer, Joseph Anton (Mathematiker, geb. zu Rennershofen im Herzogthume Neuburg in der Pfalz 20. Jänner 1748, gest. zu Klagenfurt 18. Jänner 1796). Der Sohn eines Wagnermeisters; erhielt den ersten Unterricht im Elternhause und ging 1761 nach Neuburg in der Pfalz, wo er bis 1767 [169] die Jesuitenschule besuchte. Da er von seinen Eltern keine Unterstützung erhielt, brachte er sich durch Unterrichtertheilen kümmerlich fort. Im Jahre 1768 begann er zu Neuburg die philosophischen Studien und trat nach deren Beendigung Armuth halber, da sich ihm keine Aussichten auf ein anderes Fortkommen darboten, im Jahre 1770 im Reichsstifte Kaisersheim in das Noviciat. Eine Unterredung mit dem Conventual, der in K. bald den Menschen, dem jeder Beruf zum Klosterleben fehle, erkannt hatte, veranlaßte ihn zum Austritte aus dem Kloster, und K. ging, nachdem er Schwaben und die Schweiz durchwandert, nach Ingolstadt, wo er sich mit besonderer Vorliebe auf mathematische Studien warf. Seinen Lebensunterhalt bestritt er vom Privatunterrichte in der Mathematik, vom Zeichnen u. dgl. m. und wurde dann Magister der Philosophie und freien Künste. Schon um jene Zeit begann er mit der Verfertigung von Compassen. Nach erlangtem Licentiat wurde er im Mai 1772 als Lehrer der Elementargegenstände in dem neu errichteten Waisenhause zu Neuburg angestellt. Aber nur ein Jahr blieb er auf diesem Posten, es drängte ihn in die Fremde und so verließ er im Juni 1773 die Pfalz und begab sich nach Wien, wo er unter dem berühmten Astronomen P. Max. Hell [Bd. VIII, S. 262] seine Lieblingswissenschaft, die Mathematik, fleißig betrieb und auch bald von diesem als Aushilfsarbeiter verwendet wurde. Als im Jahre 1775 die neue Normalschule zu Gratz in Steiermark errichtet wurde, erhielt er im Juni g. J. die Anstellung als erster Lehrer an derselben. 12 Jahre wirkte er an dieser Anstalt. In der Zwischenzeit, im Jahre 1779, wurde er mit Bewilligung der Kaiserin nach Pfalzbayern berufen, um den neuen österreichischen Normalschulplan dort einzuführen und die im Herzogthume Neuburg neu zu errichtenden Schulen zu organisiren. Nach glücklich gelöster Aufgabe wollte ihn der Churfürst als Hofkammerrath im Lande behalten. K. zog es aber vor, zu seinem Lehramte nach Gratz zurückzukehren. Da zu jener Zeit eben die neue Steuerregulirung stattfand, bei welcher sich K. als geschickter Geometer zur Ausmessung mehrerer Herrschaften u. dgl. m. verwenden ließ, zog er sich bei dieser angestrengten Beschäftigung, die meist im Freien stattfand, ein Leiden zu, welches endlich einen so heftigen Charakter annahm, daß es ihn öfter während des Vortrages in der Schule befiel und er in Folge dessen 1787 seine Entlassung erhielt. Da die Lehrer zu jener Zeit noch nicht pensionsfähig waren, ward K. brotlos. Alle Versuche, eine andere Anstellung zu erhalten, waren fruchtlos. K. übersiedelte also anfangs 1788 mit der Familie nach Wien, wo er nach anderthalbjährigen Diensten als Praktikant bei der Hofrechnungskammer im Juni 1789 als Accessist zur innerösterreichischen Buchhaltung nach Gratz und von dort Ende Februar 1792 bei Gelegenheit der Theilung Innerösterreichs in die drei Provinzen Kärnthen, Krain und Steiermark als Raitofficier zur kärnthnerischen Provinzialbuchhaltung nach Klagenfurt kam. Das Klima daselbst sagte ihm wenig zu und nach mehrjährigem Leiden starb er im Alter von 49 Jahren. K. construirte mehrere mathematische Instrumente, am meisten aber Compasse, von denen viele Tausende, die er verfertigt, in alle Welttheile gingen. Dem Tode nahe, arbeitete er noch an dergleichen, und als er ausgehaucht, fand man ihn mit einem Magnete in der Hand. Neben anderen mathematischen [170] und mechanischen Arbeiten erfand er eine Monduhr. Im Drucke gab er heraus: „Praktische Ausmessung und Berechnung der Felder, auf eine sehr einfache und fassliche Art entworfen“ (Grätz 1785); – „Kurze gründliche Anleitung zur Zeichnung und Verfertigung von Sonnenuhren“ (ebd. 1792). Im Nachlasse befanden sich mehrere unvollendete mathematische Arbeiten. Schon im Jahre 1779 hatte ihn die steiermärkische Agricultur-Gesellschaft unter ihre Mitglieder aufgenommen.

Kunitsch (Michael), Biographien merkwürdiger Männer der österreichischen Monarchie (Grätz 1805, Gebrüder Tanzer, kl. 8°.) Bdchn. III, S. 91. –