BLKÖ:Lauterer, Jacob

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Lauterer, Adam
Band: 14 (1865), ab Seite: 226. (Quelle)
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Lauterer, Jacob (Tiroler Landesvertheidiger, geb. zu Plaiken nächst Kufstein in Tirol 29. Juli 1777, gest. zu Pfunds 17. Mai 1861). Sein Vater Johann Stephan war Oberarzt in Plaiken und übersiedelte später nach Hall, wo er durch seine glücklichen Curen bald weit und breit bekannt, und von der Kaiserin Maria Theresia im Jahre 1760 durch ein ehrenvolles Decret ausgezeichnet wurde. Sein Sohn Jacob, der sich gleichfalls dem feldärztlichen Berufe gewidmet, trat in die Fußtapfen des Vaters und that sich als Arzt und, als Gefahr dem Vaterlande drohte, auch als Schützenhauptmann in ehrenvoller Weise hervor. Schon im Jahre 1797 wurde L., der damals erst 20 Jahre zählte, von der Schützencompagnie in Kastelruth zum Hauptmann gewählt. Mit derselben nahm er am 2. März g. J. am Gefechte zu Verli, Eingangs des Fleimserthales, der Art wackeren Antheil, daß vornehmlich seiner Tapferkeit und Umsicht die Rettung der Haller Compagnie vor Gefangenschaft zu danken ist. Lauterer’s Compagnie zählte nur drei Todte und vier Verwundete. Noch in demselben Jahre zog L. zum zweiten Male mit einer Innsbrucker Compagnie als Feldarzt nach Pusterthal. Im Jahre 1799 stand L. wieder unter den Vertheidigern seines Vaterlandes und zwar marschirte er das erste Mal als Feldarzt mit der freiwilligen Tiroler Scharfschützen-Compagnie des Obersten Grafen Saurau; das andere Mal als Hauptmann einer Compagnie von Hall und Thaur, welche nach Engadein beordert wurde, bei welcher Gelegenheit L. den Transport von Naturalien für drei wichtige Stationen in unwegsamen Gegenden mit besonderer Umsicht bewerkstelligt hatte. Im Jahre 1801 stand L. als Feldarzt bei einer Salzoberamts-Compagnie in Leutschach. Das denkwürdige Jahr 1809 aber sah ihn wieder als Hauptmann einer Pfundser Compagnie im Gericht Ehrenberg, später zog er an der Spitze der. zweiten Compagnie aus Pfunds nach Innsbruck, von da nach Vomperbach, wo er in Teimer’s Abwesenheit als sein Adjutant und Sturmcommandant am 17. Mai die Convention mit Wrede abschloß. Zwei Tage später, als von Seite der Tiroler die größte Erbitterung gegen die Truppen Wrede’s herrschte, Wrede selbst aber sich stark genug fühlend, unter keiner Bedingung eine Verlängerung des Waffenstillstandes gewähren wollte, beschwichtigte L. seine im höchsten Grade aufgeregten Leute, die auf beiden Seiten des [227] Inn von Wrede und Deroy geführten Truppen unbehelligt zu lassen und wendete dadurch unabsehbares Unheil ab. Es bot einen ganz eigenthümlichen Anblick, die zwei feindlichen Mächte, ganz schlagfertig und gut bewaffnet, aber ruhig neben einander des Weges ziehen zu sehen. Bewaffnete Bauern sprachen unterwegs die feindlichen Soldaten um Rauchtabak an, und willig reichten diese ihren Gegnern die Tabaksbeutel dar, woraus sich die Bauern nun ihre Pfeifen stopften. Beim Abschied riefen ihnen aber die Tiroler manchmal boshaft zu: „Auf baldiges Wiedersehen“. Zwei Monate später diente L. als Bataillonsarzt in Leutasch und leistete durch 6 Wochen mitten unter blutigen Kämpfen die ersprießlichsten Dienste, besonders am 13. August beim Höttinger Walde, wo er in der Doppelrolle als Anführer seiner Schützen und als Wundarzt vollauf zu thun hatte und als Letzterer auf dem Verbandplatze der Letzte mit genauer Noth dem andrängenden Feinde entging. [[BLKÖ:Hofer, Andreas|Hofer] berief nun den erprobten Schützenführer und Helfer in blutiger Noth als Oberarzt in’s Gericht Ehrenberg, wo 40 Schützencompagnien kampfbereit standen und wo sich L. nun durch übermäßige Anstrengung ein schweres Leiden, das ihn Jahre lang quälte und ihn mehrere Male dem Tode nahe brachte, geholt hatte. Im Jahre 1848 konnte L. bereits altershalber selbst nicht mehr mitziehen, aber wesentlich wirkte er mit, daß zwei Compagnien aus Pfunds unter Hauptmann Gasser und Oberlieutenant Preis-Senn an die Landesgrenze rückten. L. war dreimal decorirt: mit der großen zehn Ducaten schweren landschaftlichen Ehrenmedaille, dann mit einer, die nur den ausgezeichnetsten Schützen-Officieren verliehen worden und mit einer silbernen. Sämmtliche Medaillen aber wurden ihm Ende November 1809, während er an einer schweren Krankheit darniederlag. von einem plündernden bayerischen Soldaten geraubt. Auch als Arzt besaß L. einen ausgezeichneten Ruf und bereits im Jahre 1803, als ihn die Gemeinde Pfunds als Wundarzt berief, heißt es im Aufnahms-Protokolle: „Diesen Mann haben die Pfundser Schützen in den Neunziger Jahren theils als einen tüchtigen Feldarzt, theils als einen tapferen Hauptmann kennen und schätzen gelernt, der ebenso geschickt ist die Lanzette zu führen als den Degen“. L. lebte seit Jahrzehenden im Thale Engadein als geachteter und gesuchter Arzt und war zugleich Hauptmann der Albeiner Schützencompagnie. Durch einen Sturz über eine Dachstiege zog er sich einen schmerzhaften Tod im hohen Alter von 84 Jahren zu. Gefragt, wodurch er so alt geworden, antwortete er weise: „Mit langsam Leben“.

Volks- und Schützen-Zeitung (Innsbruck, 4°.) IX. Jahrg. (1855), Nr. 31–35: „Aus dem Leben eines Veteranenhauptmanns. Von Alois Moriggl“ [nach diesem ist L. am 29. Juli 1777 geboren. Dieser Aufsatz ist auch in einem Separatabdrucke erschienen]; – dieselbe, XVI. Jahrg. (1861), Nr. 63: „Lauterer’s Beerdigung“; Nr. 64: „Lauterer’s Nekrolog“ [nach diesem ist L. am 20. Juli 1777 geboren]. –