BLKÖ:Lebeda, Anton Vincenz

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Leaković, Bernardin
Band: 14 (1865), ab Seite: 264. (Quelle)
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Lebeda, Anton Vincenz (Industrieller, geb. zu Cernosić im Zbraslaver Kreise Böhmens 1. Mai 1797, gest. zu Prag 2. Juli 1857). Der jüngste Sohn schlichter Bauersleute, wurde er von diesen für das Handwerk bestimmt und entschied sich für die Büchsenmacherei. Nachdem er [265] ausgelernt, wanderte er nach Wien, wo er nach dreijährigem Aufenthalte sich wieder auf den Weg machte und jene Städte Europa’s besuchte, die wegen ihrer Gewehrfabrication berühmt sind. Mit einem Schatze von Erfahrungen kehrte er im Jahre 1822 nach Prag zurück, wo er sein eigenes Geschäft begründete und sich durch seine mit seltener Genauigkeit, Geschicklichkeit und Geschmack gearbeiteten Schießwaffen verschiedener Art bald einen Namen machte. Als durch Erfindung der Kapsel im ganzen Büchsen- und Gewehrwesen eine Reform stattfand, wartete L. nicht erst, bis von Frankreich die auf Grundlage der Erfindung neugestalteten Gewehre nach Oesterreich kamen, sondern erfand einen eigenen sinnreichen Mechanismus, der in der technischen Welt unter dem Namen des Prager Schlosses (Kastenschloß) bekannt ist. L. nahm auf seine Erfindung ein Patent und erhielt im Jahre 1829 für dieselbe auf der Prager Industrie-Ausstellung die silberne Medaille. Die besondere Begünstigung, deren sich L. von Seite des Fürsten Camillo Rohan erfreute, indem dieser, ein Kenner, seine Arbeiten schätzte und empfahl, bewirkte, daß L. bald von dem reichen böhmischen Adel Zuspruch bekam und sich der Ruf seiner trefflichen Erzeugnisse bald über die Grenzen Prags und Böhmens ausbreitete. L. wurde k. k. Hof-Gewehrfabricant, seine Gewehre und Schießwaffen waren in Rußland und Polen sehr gesucht und bald so beliebt, daß man sie nach seinem Namen „lebedówka“ bezeichnete, worunter immer eine treffliche Feuerwaffe verstanden ward. Es kamen Bestellungen aus Amerika und Asien, in China und Sibirien waren seine Gewehre zu finden und endlich wurde der Neid seiner fremdländischen Gewerbgenossen so aufgestachelt, daß man in Lüttich, in dieser Hauptwerkstätte trefflicher Schießwaffen, nicht Anstand nahm, auf fremden Waffen widerrechtlicher Weise seines Meisterzeichens sich zu bedienen. L.’s Arbeiten wurden auf mehreren Industrie-Ausstellungen mit Medaillen ausgezeichnet. L. starb nach längerem Leiden im Alter von 60 Jahren. Sein Geschäft aber blüht unter der Leitung seiner beiden Söhne Anton Vincenz und Ferdinand immer mehr und gewinnt mit jedem Tage größere Ausdehnung, so daß sie außer Prag bereits große Niederlagen eigener Erzeugnisse in St. Petersburg, Moskau, Katharinenburg, Berlin und Wien besitzen. Der Erstere von beiden ist überdieß in verschiedenen, vornehmlich industriellen Vereinen und als Vicepräsident des Unterstützungsvereins für Arbeiter in Eisengewerkschaften auch humanistisch thätig. Als Fachmann überdieß gründlich gebildet, hat er auch den literarischen Weg betreten und „Beiträge zur Waffenkunde für Jagd- und Waffenfreunde“ (Prag 1857) herausgegeben.

Bohemia (Prager Blatt, 4°.) 1864, Nr. 166, S. 124. – Slovník naučný. Redaktor Dr. Frant. Lad. Rieger, d. i. Conversations-Lexikon. Redigirt von Dr. Franz Ladisl. Rieger (Prag 1859, Kober, Lex. 8°.) Bd. IV, S. 1194, Nr. 2. –