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BLKÖ:Liegel, Georg

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Liehm, Anton
Band: 15 (1866), ab Seite: 177. (Quelle)
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Liegel, Georg (Pomolog, geb. zu Schäferei bei Waldmünchen 18. December 1777, gest. zu Braunau in [178] Oberösterreich 5. September 1865). Im Jahre 1788 begann er seine Studien zu München und im Jahre 1803 übersiedelte er nach Braunau, wo er am 1. August g. J. eine Apotheke angekauft hatte. Im Besitze von zwei großen Grundstücken, verlegte er sich auf die Obstbaumzucht, konnte aber theils der damaligen Kriegsperiode wegen, theils, da das 1809 übernommene Ehrenamt eines Bürgermeisters ihm doch viel zu schaffen machte, nur wenige Zeit seiner Lieblingsbeschäftigung zuwenden. Nach Ablauf der Kriegszeit und seiner Amtsperiode verlegte er sich aber auf diese Nebenbeschäftigung mit einem solchen Eifer und Erfolge, daß sein Name bald unter den ersten deutschen Pomologen genannt wurde. Alsbald begann er den Gegenstand wissenschaftlich zu behandeln und veröffentlichte mehrere darauf bezügliche Schriften. Die erste derselben ist die „Anweisung, mit welchen Sorten verschiedene Obstbaumanlagen besetzt werden sollen. Nebst Angabe der individuellen Eigenheiten dieser Bäume, sammt einer kurzen charakteristischen Beschreibung ihrer Früchte. Mit dem Bildnisse des Freiherrn von Moscon“ (Salzburg 1822, zweite neu verbesserte Auflage 1842, Duyle, gr. 8°.); – dieser folgten: „Systematische Anleitung zur Kenntniss der vorzüglichen Sorten des Kern-, Stein-, Schalen-und Beerenobstes mit Angabe der eigenthümlichen Vegetation seiner Bäume und Sträucher. Mit dem Bildnisse des Freiherrn von Truchsess“ (Passau 1825, gr. 8°.); – „Die pomologische Kunstsprache, systematisch bearbeitet, oder Lehre der Charakteristik der Obstfrüchte und der Obst tragenden Gewächse“ (ebd. 1826, mit 7 K. K.), welches in zweiter Auflage unter dem Titel: „Lehrbuch der Pomologie mit neuen Kirsch-Charakteren“ (Regensburg 1830, gr. 8°., mit 7 K. K.) erschien; – „Systematische Anleitung zur Kenntniss der Pflaumen, oder das Geschlecht der Pflaumen in seinen Arten und Abarten“, 2 Hefte (1. Heft Passau 1838, 2. Heft Linz 1840, jedes mit 2 Tafeln, gr. 8°.); – „Uebersicht der Pflaumen. Nach dem jetzigen Standpunkte“ (Passau 1848, Pustet, gr. 16°., mit 1 Tabelle in Folio); – „Beschreibung neuer Obstsorten“, 1. Heft: „Die Pflaumen“; 2. Heft: „Früchte von allen Obstgattungen nebst pomologischen Notizen“; 3. Heft: „Die Pflaumen. Nebst Pflaumennotizen“ (Regensburg 1851–1856, gr. 8°.). Auch veröffentlichte er zu Zeiten Kataloge seiner eigenen Obstzucht, und der im Jahre 1860 ausgegebene wies nicht weniger denn 1058 verschiedene Obstsorten nach. Sein Ruf als Pomologe war weit in der Welt verbreitet und aus seinem Garten wurden Pfropfreiser nach Texas in Amerika, in die Krim, nach Griechenland u. s. w. versendet. Viele Obstsorten tragen seinen Namen. L. war Doctor der Philosophie, Mitglied von 25 gelehrten Gesellschaften, und bereits im Jahre 1849 wurde ihm von Sr. Majestät in Anerkennung seines verdienstlichen Wirkens als Pomolog, wobei seine Thätigkeit nach dieser Richtung zunächst der Stadt Braunau und ihrer Umgebung zu Gute kam, die große goldene Verdienstmedaille verliehen und ihm dieselbe am 21. Juli g. J. feierlich übergeben. L. starb als der Nestor der Pomologen im hohen Alter von 84 Jahren, nachdem er bis zu seinem Tode die Frische des Geistes bewahrt hatte.

Die Warte am Inn. Wochenblatt für Unterhaltung (Braunau, 4°.) IV. Jahrg. (1861), Nr. 36: Nekrolog. – Jahrbuch für österreichische Landwirthe. Herausgegeben von A. E. Komers, redigirt von A. Schmalfuß (Prag, Karl André, 8°.) II. Jahrg. (1862), S. 326. – Wiener Zeitung 1861, Nr. 213.