Zum Inhalt springen

BLKÖ:Ludwigh, Johann

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
korrigiert
<<<Vorheriger
Ludwig, Karl
Band: 16 (1867), ab Seite: 138. (Quelle)
[[| bei Wikisource]]
in der Wikipedia
János Ludvigh in Wikidata
GND-Eintrag: 1020014237, SeeAlso
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Linkvorlage für Wikipedia 
* {{BLKÖ|Ludwigh, Johann|16|138|}}

Ludwigh, Johann (ungarischer Deputirter in den Jahren 1848 und 1849, geb. zu Bél in der Zipser Gespanschaft Ungarns im Jahre 1812). War bereits im Jahre 1833 Abgeordneter auf dem Landtage zu Preßburg und wurde dann öfter wieder gewählt. Auf dem Pesther Landtage des Jahres 1848, auf welchem er als Landtagssecretär fungirte, war er ein entschiedener Parteigänger Kossuth’s und von demselben als Regierungs-Commissär in das Hauptquartier Görgey’s geschickt worden, wo er von der Soldatenpartei spöttisch „der Civilist“ genannt wurde. Ludwigh aber war es wohl, der zunächst den Agitator aufmerksam machte, daß Görgey mehr seine eigenen als die Intentionen des Agitators auszuführen beabsichtige. Nachdem die ungarische Revolution mit Waffengewalt erdrückt worden, floh L. nach Deutschland, hielt sich im Jahre 1850 in Hamburg auf und ging von dort nach Brüssel, wo er in französischer Sprache von Zeit zu Zeit Libelle in die Oeffentlichkeit wirft, aus denen hervorgeht, daß er seine Achtundvierziger Thätigkeit auch im Exil – wenngleich ohne Wirkung – fortsetzt. Von dem nach Bewältigung des Aufstandes in Ungarn aufgestellten Kriegsgerichte wurde L. zum Tode verurtheilt und in effigie gehangen. Die Titel seiner Libelle sind: „Nouvelle page de l’histoire des Habspourgs“ (1859); – „La Hongrie et la germanisation autrichienne“ (1860); – „La liberté religieuse et le Protestantisme en Hongrie“ (1860); – „La Hongrie devant l’Europe“ (1860). Viele Artikel von seiner Hand erschienen auch in französischen Journalen.

Ludwigh erscheint bald mit v, bald mit w, Ludvigh und Ludwigh, aber immer mit h geschrieben. – Levitschnigg (Heinrich Ritter von), Kossuth und seine Bannerschaft. Silhouetten aus dem Nachmärz in Ungarn (Pesth 1850, Heckenast, 8°.) Bd. II, S. 288. [Levitschnigg charakterisirt ihn folgender maßen: „Ludwigh ist der Zaunkönig, der nach einer bekannten Fabel mit dem Adler wettete, wer höher und ausdauernder fliegen könne. Es war ein echtenglisches Luftrennen. Zaunkönig setzte sich auf den Rücken des Aars und als dieser nicht mehr steigen und fliegen konnte, erhob sich Freund Zaunschlupfer und wiegte sich sieghaft noch eine Minute und drüber in den Lüften. Görgey hat Ludwigh in die Geschichte geschmuggelt“.] – Kertbeny (K. M.), Die Ungarn im Auslande. I. Namensliste ungrischer Emigration seit 1849. 2000 Nummern mit biografischem Signalement (Brüssel 1864, Kießling u. Comp., 8°.) S. 36, Nr. 1009. – Slovník naučný. Redaktor Dr. Frant. Lad. Rieger, d. i. Conversations-Lexikon. Redigirt von Dr. Franz Ladislaus Rieger (Prag 1859, I. L. Kober, Lex. 8°.) Bd. IV, S. 1433.