BLKÖ:Martini, Martin
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich | |||
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Band: 17 (1867), ab Seite: 39. (Quelle) | |||
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[40] nicht mehr als diese erste Decade erschienen und dieselbe auch von Le Pelletier in französischer Uebersetzung in 2 Bänden (Paris 1692, 12°.) herausgegeben worden. Dieses Geschichtswerk, aus Originalquellen geschöpft, war bis auf P. Mailhac nahezu das einzige Werk, aus welchem man Nachrichten über die vorchristliche Aera des chinesischen Reiches erlangen konnte. Außerdem hat M. mehrere Abhandlungen dogmatischen Inhalts, als über Gottes Dasein, über die Unsterblichkeit der Seele u. dgl. m., aus dem Lateinischen in’s Chinesische übersetzt. [Meyer (J.), Das große Conversations-Lexikon für die gebildeten Stände (Hildburghausen und New-York, Bibliogr. Institut, gr. 8°.) Bd. XX, S. 892, Nr. 2. – Jöcher’s Allgemeines Gelehrten-Lexikon u. s. w., Bd. III, Sp. 231. – Nouvelle Biographie générale. ... publiée par MM. Firmin Didot frères, sous la direction-de M. le Dr. Hoefer (Paris 1850 et seq., 8°.) Tome XXXIV, p. 81. – Southwell, De scriptoribus Soc. Jesu.] –
6. Martin Martini (geb. zu Trient im Jahre 1614, gest. zu Hang-tcheou in China 6. Juni 1661). Siebzehn Jahre alt, trat er in den Orden der Gesellschaft Jesu und ging, nachdem er mehrere Jahre im Collegium romanum zu Rom sich gebildet, bald als Missionär nach China, wo er mehrere Jahre mit dem Studium der Sprache und Sitten dieses Reiches zubrachte, und dann Oberer der Mission zu Hang-tcheou wurde. Im Jahre 1651 zurück nach Rom berufen, hatte er alle nur denkbaren Gefahren einer stürmischen Ueberfahrt zu ertragen, wurde an die Küsten von Norwegen verschlagen und mußte nun über Holland und ganz Deutschland nach Rom reisen, wo er angelangt war, nachdem er drei Jahre zu seiner Fahrt von Macao nach Europa gebraucht hatte. Nun wurde er nach Portugal geschickt, dort gewann er 17 junge Missionäre und segelte mit ihnen wieder nach China, wohin deren kaum die Hälfte angelangt war, da die übrigen auf der Reise erlegen waren. Auch auf dieser Reise hatte er große Gefahren zu überstehen, war in die Gefangenschaft der Seeräuber gerathen und zwei Jahre von ihnen in Haft gehalten worden. Nachdem er endlich wieder frei geworden und mit dem Reste seiner Begleiter den Hafen von Macao erreicht hatte, begab er sich in seinen Missionsbezirk und setzte sein Missionswerk rüstig fort; baute viele neue Kirchen, verbesserte und verschönerte die alten, als ihn die großen Anstrengungen seines Geschäftes in eine schwere Krankheit stürzten. Durch seine Talente und sein menschenfreundliches umsichtsvolles Verhalten hatte er sich in solchem Grade die Zuneigung der Mandarinen zu erwerben gewußt, daß diese nun alles Mögliche anwendeten, ihn zu retten, aber nur zu bald erlag er seinem tödtlichen Leiden, erst 47 Jahre alt. M. hat folgende für die Kenntniß der Geschichte und Geographie China’s schätzbare und noch heute brauchbare Werke herausgegeben: „De belio tartarico in Sinis“ (Romae, 12°.), in viele neuere Sprachen übersetzt, französisch unter dem Titel: „De la guerre des Tartares contre la Chine“ (Paris 1654, 12°.); auch in des P. Semedo „Histoire de la Chine“ (Lyon 1667, 4°.); – „Brevis relatio de numero et qualitate Christianorum apud Sinas“ (Romae 1654, 4°., et Colognae 1655, 12°.). – „Atlas Sinensis hoc est Descriptio imperii Sinensis una cum tabulis geographicis“ (Amsterdam 1655, Fol.), gleichfalls in mehrere Sprachen übersetzt; es werden auch frühere Ausgaben, aus den Jahren 1649 und 1654, citirt. Das Werk ist das vollständigste, das über China besteht, ehe das von Du Halde erschienen; mehrere Partien, namentlich geographische, sind noch gegenwärtig mit Erfolg zu benützen; es ist allem Anscheine nach aus einem chinesischen Werke, Namens „Kouang-iu-Ki“ übersetzt oder bearbeitet; – „Sinicae historiae Decas prima a gentis origine ad Christum natum“ (Monachiae 1658, 4°., auch Amsterdam 1659, 8°.), es ist