BLKÖ:Mattielli, auch Mattiello, Lorenz

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Matthiae, Georg
Band: 17 (1867), ab Seite: 119. (Quelle)
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Mattielli, auch Mathielli und Mattiello, Lorenz (Bildhauer, geb. um das Jahr 1699, gest. im Jahre 1749). Ueber seinen Bildungsgang und seine frühere Lebensepoche melden die Biographen nichts, wahrscheinlich hat er seine künstlerische Ausbildung in Italien erhalten und, nach seinem Wirken zu urtheilen, gute Meister und Vorbilder gehabt. Im Jahre 1734 arbeitete M. bereits in Wien, wo er mehrere Jahre gelebt und viele Werke, die noch jetzt die Aufmerksamkeit des Kenners erregen, vollendet hat. Man bezeichnet M. als den ersten Bildhauer, der in Wien einen grandiosen und kühnen Styl einführte. Muster dieses Styls sind die vier kolossalen Gruppen, „Die Arbeiten des Herkules“ vorstellend, wie er den Antäus erdrückt, den Busiris überwindet, den nemäischen Löwen und den Stier von Creta bezwingt, welche in der kaiserlichen Hofburg die Schwibbogen jenes Theiles zieren, der noch heute unter dem Namen der kaiserlichen Reichskanzlei (auf dem Franzensplatze) bekannt ist. Ein anderes nicht minder bemerkenswerthes Werk ist die prächtige Façade am bürgerlichen Zeughause auf dem Hofe, ferner sein „Sieg des Erzengels Michael über den Satan“, das ander neuitalienischen Eingangshalle der Barnabiten- (Michaels-) Kirche in Wien aufgestellt ist. An der Karlskirche arbeitete er mit Johann Christoph Mader [Bd. XVI, S. 241] gemeinschaftlich an den Sculpturen der beiden schönen, vor der Kirche aufgestellten, rundum bis an die Capitäler mit Basreliefs geschmückten Bildsäulen. Von seinen für die Karlskirche gelieferten Sculpturen nennt Schlager ausdrücklich: die achthalb Schuh hohen Statuen im Frontispice, für die er 900 fl. erhielt; die acht Schuh hohen Engel um die Kuppel, zehn an der Zahl, einer mit 100 fl. bezahlt; ferner entwarf er die Modelle zu den Adlern und der Krone auf den Ziersäulen per 125 fl., und schnitt aus Holz die zwei Engel am Hochaltare um 285 fl. Für Maria-Zell vollendete er – bereits im Jahre 1716 – die Modelle zu den kaiserlichen Opfern, ein Kind von Gold und ein großes Altarkreuz von Silber, um 1000 fl. Von Wien begab sich M. nach Dresden und wurde dort Inspector der antiken und modernen Statuen. In der katholischen Kirche daselbst schmückte er die Balustraden mit großen und kleinen Statuen nach Torelli’s Zeichnung; für den Brühl’schen Palast vollendete er die vier kolossalen Statuen am Eingange und an den Treppen, von denen [120] die zwei ersteren „Die Wachsamkeit“ und „Die Wissenschaft“, die zwei letzteren „Flora“ und „Meleager“ vorstellen. Ebenso enthält der Garten des Palastes Statuen und Basreliefs von seinem Meißel. Nach den in der katholischen Kirche befindlichen Statuen M.’s hat L. Zucchi 39 Blätter gestochen. Mattielli’s Arbeiten wurden seiner Zeit allgemein bewundert; Kunstkenner nennen sie manierirt und gezwungen in ihren Stellungen, ohne jedoch dem Künstler die Leichtigkeit in Behandlung großer Steinmassen abzusprechen.

Deutsches Kunstblatt 1856, S. 54. – Tschischka (Franz), Kunst und Alterthum in dem österreichischen Kaiserstaate (Wien 1836, Fr. Beck, gr. 8°.) S. 2´, 13, 24. – Nagler (G. K. Dr.), Neues allgemeines Künstler-Lexikon (München 1838, E. A. Fleischmann, 8°.) Bd. VIII, S. 452. – Die Künstler aller Zeiten und Völker. Begonnen von Prof. Fr. Müller, fortgesetzt von Karl Klunzinger (Stuttgart 1855, Ebner u. Seubert, 8°.) Bd. III, S. 47. – Archiv für Kunde österreichischer Geschichtsquellen. Herausgegeben von der zur Pflege vaterländischer Geschichte aufgestellten Commission der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften (Wien, Staatsdruckerei, gr. 8°.) V. Bd. (1850), S. 661, in J. Ev. Schlager’s „Materialien zur österreichischen Kunstgeschichte“.