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BLKÖ:Mayer, Joseph Georg von

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 18 (1868), ab Seite: 147. (Quelle)
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83. Mayer, Joseph Georg, auch allein Joseph von (k. k. General-Major und Maria Theresien-Ordensritter, geb. zu Mossocz in Ungarn 1767, gest. zu Valenti 9. Februar 1813). Sohn eines kaiserlichen Officiers, der nach Leitner von Leitnertreu in der Wiener-Neustädter Militär-Akademie seine Ausbildung erhielt und im Jahre 1789 als Unterlieutenant zu Kinsky-Chevauxlegers Nr. 5 kam, in welchem er im Jahre 1806 Oberst wurde. Anders berichtet das Werk über die Maria Theresien-Ordensritter, welchem zufolge er ein Zögling des Erziehungshauses des 2. Infanterie-Regiments gewesen und im Alter von 18 Jahren als Cadet in das 49. Infanterie-Regiment Graf Pellegrini eingetreten wäre. In demselben wäre er nach einer nur zwanzigjährigen Dienstzeit im April 1804 Oberst und Regimentscommandant geworden, welche rasche Vorrückung er jedoch den kriegerischen Verhältnissen seiner Zeit und dann seiner glänzenden Tapferkeit zu verdanken hatte. Als Lieutenant hatte M. den Türkenkrieg, als Oberlieutenant und Ordonnanz-Officier bei dem commandirenden General Wurmser die ersten Feldzüge gegen Frankreich mitgemacht. Schon bei der Einnahme des Bienwaldes und dann bei jener der Weissenburger Linien hatte sich M. so ausgezeichnet, daß ihn Wurmser in seinen Berichten einer besonderen Anempfehlung würdig fand. In ehrenvoller Weise gedenken seiner auch die Berichte der Schlacht von Stockach und mehrerer Actionen in den Feldzügen der Jahre 1799 und 1800 in Deutschland und in der Schweiz. In Anerkennung seiner Verdienste wurde M. noch im April 1800 zum Major und noch vor geschlossenem Frieden zum Oberstlieutenant befördert. Im August 1808 wurde M. zum General-Major ernannt und im denkwürdigen Feldzuge des folgenden Jahres befehligte er eine Brigade im 5. Armeecorps. Schon bei Regensburg, am 23. April 1809, wo er mit dem Regimente Stain die Arrièregarde bildete, hinderten seine umsichtigen Maßregeln das Nachdringen des Feindes insolange, bis die Unseren die Brücke, auf [148] welcher des großen Andrängens wegen der Abmarsch sehr langsam vor sich ging, bis auf den letzten Mann passirt hatten. In der Schlacht bei Aspern, am ersten Schlachttage, 21. Mai, befehligte M. die Avantgarde des zweiten Armeecorps und war sorgsam bedacht, die Verbindung mit dem ersten zu erhalten. An diesem Tage erhielt M. eine schwere Wunde, welche ihn jedoch nicht hinderte, auch am folgenden Tage auf dem Schlachtfelde zu erscheinen. An diesem hielt er während der wiederholten feindlichen Attaquen mit seiner Brigade Stand, jedes Vordringen des Feindes auf das Muthigste abwehrend. Ja, als das erste Bataillon des Regiments d’Aspre durch das feindliche Geschützfeuer in Unordnung gerathen war, formirte M. dasselbe, obgleich es nicht zu seiner Brigade gehörte, von Neuem es zum äußersten Widerstande anfeuernd. Nicht minder that er sich bei Wagram hervor, wo er namentlich am zweiten Schlachttage, am 5. Juli, Beweise einer heldenmäßigen Tapferkeit gab. Seine Brigade, bestehend aus sieben Bataillonen der Regimenter Deutschmeister und Kerpen, 5000 Mann stark, hatte Befehl, die Bewegung des Feindes auf Siebenbrunn zu verhindern. Dabei war die Situation auf dem Schlachtfelde plötzlich eine solche geworden, daß Mayer mit seiner Brigade dem an 40.000 Mann starken Gegner längere Zeit allein Widerstand leisten sollte. Ueberdieß beschoß der Gegner die Brigade aus fünfzig Geschützen. Die Kanonen derselben waren längst zum Schweigen gebracht und das Reservegeschütz konnte, da es bereits eine andere Verwendung erhalten hatte, nicht benützt werden. Der Tod hielt eine fürchterliche Ernte in Mayer’s Brigade. Nichts jedoch brachte sie zum Wanken. Wenn sie noch langer Stand hielt, hatte Erzherzog Johann Zeit gewonnen, mit seinem Armeecorps über die March zu setzen und im Rücken des Feindes zu erscheinen. Mayer erkannte, daß er den Feind nicht zum Angriffe kommen lassen durfte und ihm mit einem solchen selbst zuvorkommen mußte. Mit klingendem Spiele rückte er nun mit seiner Brigade, er selbst an ihrer Spitze, dem übermächtigen Gegner entgegen. Als er ihm auf fünfzig Schritte nahe gekommen, ließ er Feuer geben und schritt nun zum Bajonnetangriffe. Das erste Treffen des Feindes war so auf das zweite zurückgeworfen und dieses selbst in Unordnung gebracht worden. Als der Feind sich wieder geordnet, begann M. seinen Kampf von Neuem, er war ein furchtbarer auf beiden Seiten. Der Tod mähte ganze Reihen nieder, aber die Brigade Mayer hielt Stand, ohne daß der Feind eine Hand breit Terrain zu gewinnen vermochte. Indessen aber hatte sich auf einer anderen Seite des Schlachtfeldes die Situation zu Gunsten des Feindes gewendet, und von einer günstigen Stelle bestrich er nun Mayer’s Brigade mit Geschütz- und Kleingewehrfeuer. Mayer selbst war bereits verwundet, ebenso die meisten Officiere. Die Mannschaft war nach einem dreitägigen Schlachtenkampfe zu Tode erschöpft, aber noch hielten Alle Stand und schlugen einen dritten Angriff der Franzosen siegreich ab. Nun aber mußte M., um nicht von der nach Mähren führenden Straße abgeschnitten zu werden, den Rückzug antreten, den er auch ferner unangefochten mit dem in Massen formirten Reste seiner braven Brigade ausführte. Mayer erhielt für diese schöne Waffenthat sofort von Sr. Majestät das Ritterkreuz des Leopold-Ordens, und im Capitel des Jahres 1810 das Ritterkreuz des [149] Maria Theresien-Ordens. Als im Jahre 1812 in Galizien österreichischer Seits ein Observationscorps aufgestellt wurde, erhielt M. in demselben das Commando einer Brigade, in welcher Stellung ihn aber bereits im Februar des folgenden Jahres, im Alter von erst 46 Jahren, der Tod ereilte.

Hirtenfeld (J.), Der Militär-Maria Theresien-Orden und seine Mitglieder (Wien 1857, Staatsdruckerei, kl. 4°.) S. 1031 u. 1747. – Leitner von Leitnertreu (Theod. Ign.), Ausführliche Geschichte der Wiener-Neustädter Militär-Akademie (Hermannstadt 1852, Theodor Steinhausser, 8°.) Bd. I, S. 457.