BLKÖ:Michałowski, Peter

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 18 (1868), ab Seite: 214. (Quelle)
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Michałowski, Peter (Landwirth und Maler, geb. zu Krakau 25. Juni 1800, gest. ebenda 9. Juni 1855). Entstammt einer alten polnischen Familie, aus welcher sich viele um Staat, Kirche und Wissenschaft in rühmlichster Weise verdient gemacht haben. Lętowski schickt der Lebensskizze, welche er über Peter Michałowski in der Biblioteka Warszawska veröffentlicht, eine ausführliche Darstellung der Familiengeschichte der Michałowski voraus, welcher die hohe Verdienstlichkeit dieses edlen Geschlechtes zu entnehmen ist. Peter ist ein Sohn des Joseph M., Senators des Freistaates Krakau (gest. 1837), aus dessen Ehe mit Thekla Morstyn, Tochter eines französischen Obersten, und am Hofe Stanislaus Leszczyński’s zu Luneville erzogen. Im Elternhause erhielt Peter eine gediegene Erziehung, die Classiker und mathematischen Wissenschaften erfreuten sich seiner besonderen Pflege, dabei zeichnete er, und mit besonderer Geschicklichkeit, Thierstücke, vor allem Pferde, und trieb auch mitunter Musik, worin er es zu ganz niedlichen Compositionen brachte. Napoleon’s Geschichte begeisterte seine Phantasie so sehr, daß er eine Menge Scenen aus dem Leben des großen Kaisers, wie sie ihm eben vorschwebten, zeichnete, in Farben ausführte oder sonst Skizzen davon entwarf. Die mathematischen und philosophischen Wissenschaften hörte er in Krakau, nach deren Beendung ging er im Jahre 1821 nach Göttingen, wo er bei Eichhorn, Sartorius, Heeren und Anderen Collegien hörte. Im Jahre 1823 trat er unter Anleitung des Fürsten Łubecki in öffentliche Dienste. In diesen war er nun mit so hingebendem Eifer thätig, daß er, um seine angegriffene Gesundheit wiederherzustellen, im Jahre 1825 nach Italien und in die Schweiz reisen mußte, wo er sich während dieser Zeit ganz der Kunst hingab. Zu gleicher Zeit beobachtete und studirte er aber auch die landwirthschaftlichen und gewerblichen Verhältnisse der Länder, welche er bereiste, vornehmlich aber den Bergbau, der in seiner Heimat noch ziemlich im Argen lag. Als er in dieselbe zurückkehrte, übergab ihm Fürst Łubecki die Leitung des Bergwesens, aber Mangel an den erforderlichen Mitteln und an entsprechenden Kräften stellte sich ihm überall entgegen und lähmte seine zweckmäßigsten [215] Maßregeln. Die Kunst gewährte ihm unter solchen Verhältnissen einigermaßen einen Trost, und er entwarf zu jener Zeit die Darstellungen des polnischen Heeres. Im Jahre 1830 schickte ihn die Regierung nach Frankreich, um dort die Studien über den Bergbau auf das Gründlichste fortzusetzen. Zu diesem Zwecke besuchte er wichtigere dahin einschlägige Anstalten und erstattete darüber ausführliche Berichte, für das Land aber entsprang in Folge der bald darauf stattgehabten politischen Ereignisse daraus weiter kein Nutzen. Die veränderten Verhältnisse benahmen ihm die Freude am Dienste, er gab denselben auf und jetzt – bereits 32jährig – widmete er sich ganz der Kunst. Im Jahre 1832 unternahm er, rein zu Kunstzwecken, wieder eine Reise nach Paris, wo er sich bald auf dem neuen Felde, auf dem er wirkte, als Meister bewährte. Im Atelier Charlets arbeitete, er, und einmal in Anwesenheit mehrerer bedeutender Künstler vollendete er in wenigen Secunden die Skizze eines Uhlanen zu Pferde mit solcher Meisterschaft, daß ihm die Anwesenden ihre bewundernde Anerkennung nicht versagen konnten. Fünf Jahre ununterbrochen arbeitete er in Gemeinschaft mit Charlet und Marochetti, malte, modellirte und vollendete eine Unzahl von Bildern, Studien und Zeichnungen. Am allerliebsten zeichnete und modellirte er Pferde und Soldaten. Napoleon beschäftigte noch immer auf das Lebhafteste seine Phantasie, und obgleich er den Kaiser nie persönlich gesehen, hatte er doch aus Berichten von Menschen, die ihm nahe gestanden, aus vorhandenen Skizzen und Darstellungen, denselben so lebhaft in seinen Geist aufgenommen, daß seine Darstellungen des Kaisers, nach Aussprüchen von Männern, wie Marschall Soult und General Fabvier, an Wahrheit und Richtigkeit der Auffassung von keinem Andern übertroffen wurden. Als General Lord Hill, der damals in Paris sich befand, daselbst den Künstler kennen lernte, wollte er ihn überreden, nach England zu übersiedeln. Er nahm ihn auch über den Canal mit, aber so groß Michalowski’s Leidenschaft für schöne Pferde, die er noch immer unübertroffen darstellte, war – und England bot ihm den Anblick solcher in reichlicher Menge – er blieb nur kurze Zeit in England und kehrte von dort in sein Vaterland zurück, wohin ihn seine Sehnsucht trieb. Dort studirte und malte er anfänglich alte Rüstungen und Waffen, die er in den verlassenen Rüst- und Rumpelkammern der Edelsitze aufsuchte und mit aller Treue zeichnete. Zwei Jahre brachte er so an Seite seines greisen Vaters zu, und aus jener Zeit stammt eine große Menge von Bildern: Studienköpfe nach der Natur, insbesondere alter Leute, Napoleon’s Schlachten bei Smolensk und Mozaisk, Boleslaw’s des Kühnen Zug nach Kiew, polnische Hetmanne und Wojwoden, alles Gegenstände, in welchen seine Meisterschaft im Pferdemalen oder aber die Tüchtigkeit seiner archäologischen Studien sichtbar ist. Andererseits wieder malte er Genrebilder, darunter: Góralen-Scenen, jüdische Schenken, Begegnungen von zum Kampfe ausziehenden Edelleuten, und auch viele Bildnisse. Aber auch im Gemeinwesen entfaltete M. eine nutzbringende Thätigkeit. Zum Präses der Verwaltungssection im Freistaate Krakau erwählt, übte er sein Amt in musterhafter Weise aus; dabei bewirthschaftete er sein ziemlich umfangreiches Besitzthum, und malte fleißig Bilder, welche Scenen des [216] ländlichen Lebens in aller Mannigfaltigkeit darstellten. Als im Jahre 1853 der Administrationsrath in Krakau aufgelöst und dadurch M. seines Postens, den er mit unverändertem Eifer bis zur letzten Stunde bekleidet hatte, entbunden wurde, gaben ihm die Mitbürger ein neues Zeichen ihres Vertrauens durch die Wahl zum Präsidenten der Landwirthschafts-Gesellschaft. Auch auf diesem Posten wirkte M. unermüdlich, unterzog die Uebelstände auf diesem Gebiete seiner Beobachtung und schrieb über die Ursachen der Noth im polnischen Landvolke, über die Mittel, den Ackerbau zu heben, über Propinationen in den Dörfern in den Händen der Juden, durch deren Aufhebung auf seinen eigenen Besitzungen er mit gutem Beispiele vorangegangen war, und es wenigstens dahin zu bringen suchte, diese Quelle der allgemeinen Noth und Verarmung dadurch zu verstopfen, daß die Juden nicht mehr zu diesem nur sie bereichernden, das Volk aber sittlich versumpfenden Geschäfte zugelassen wurden. Für seine humanistische Denkungsweise spricht aber mehr als jeder Bericht die Thatsache, daß er den Gehalt für die Präsidentschaft der Verwaltungssection ablehnte. Als dieß der Rath nicht annahm, widmete er die beträchtliche Jahressumme zur Begründung einer Anstalt für Unterkunft und Pflege verwahrloster Waisenknaben, welche bald reich bevölkert war. Die Knaben wurden dort in landwirthschaftlichen Arbeiten unterrichtet und zu tüchtigen Ackerbauern, die sich auf Wirthschaft und Feldbau verstanden, herangebildet. So hat M. nach allen Seiten eine musterhafte und reiche Thätigkeit entfaltet. Als Landwirth, in der Verwaltung, stellte er seinen Mann und schuf sich ein ehrenvolles Andenken, das sich in der Theilnahme der ganzen Bevölkerung aussprach, als er, erst 55 Jahre alt, viel zu früh für das Gemeinwohl, demselben durch den Tod entrissen wurde. Aber auch als Künstler nimmt er einen ausgezeichneten Platz ein, und Raczyński, ein großer Kenner auf diesem Gebiete, meldet von ihm, daß er als Pferdemater eines europäischen Rufes sich erfreute. Da er nie um Geld, sondern nur für seinen eigenen Genuß malte, sind seine Bilder selten und vornehmlich im Besitze seiner Familie. Aus seiner Ehe mit dem Edelfräulein Antonie Morska hinterließ er zwei Söhne, von denen der ältere die wissenschaftliche Laufbahn einschlug, und drei Töchter, deren eine die Liebe zur Kunst von ihrem Vater erbte; auch hat sie des Cardinals Wiseman berühmtes Werk Fabiola aus dem Englischen in’s Polnische übersetzt.

Biblioteka Warszawska 1858, Bd. II, S. 500 [S. 500–506: Nachrichten über die Familie Michałowski, S. 507–512: Michałowski’s Lebensskizzej – Wiek, d. i. das Jahrhundert (Krakauer politisches Blatt), 1864, Nr. 86 u. 87 [über die Memoiren des Jacob Michałowski, eines Ahnherrn des obigen Peter M.] – Nagler (G. K. Dr.), Neues allgemeines Künstler-Lexikon (München 1839, E. A. Fleischmann, 8°.) Bd. IX, S. 241 [unter dem Namen Michaiłowski]. – Raczyński (Athanasius Graf), Geschichte der neueren deutschen Kunst. Aus dem Französischen übersetzt u. s. w. (Berlin 1841, 4°.) Bd. III, S. 579. – Czas (Krakauer politisches Blatt) 1865, Nr. 135: Nekrolog – Rastawiecki (Edward), Słownik malarzów polskich tudzież obcych w Polsce osiadłych lub czasowo w niéj przebywających, d. i. Lexikon der polnischen Maler, wie auch der fremden, die sich in Polen bleibend niedergelassen, oder aber nur einige Zeit aufgehalten haben (Warschau 1867, Orgelbrand, Lex. 8°.) Bd. III, S. 514. – Nowiny, d. i. Neuigkeiten (Lemberger Unterhaltungsblatt), 1855, Nr. 81, S. 31.