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BLKÖ:Miladyn, Constantin und Demeter

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Mikysch, Abund
Band: 18 (1868), ab Seite: 299. (Quelle)
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Miladyn, Constantin und Demeter. Brüder (beide in Constantinopel ob des Verdachtes russischer Agentschaft im Jahre 1861[WS 1] hingerichtet). Für dieses Lexikon haben sie ihrer Verbindung wegen mit einem neuerlichst vielgenannten und seit Jahren für die nationale Sache der Südslaven in auffälligster Weise thätigen Kirchenfürsten und durch ihre in Agram zum Drucke beförderte Sammlung bulgarischer Volkslieder einiges Interesse. Beide, Constantin und Demeter, sind Bulgaren von Geburt, beide waren als Erwecker nationalen Lebens unter ihren Stammgenossen ungemein thätig, und fielen auch als Opfer dieser, der türkischen Regierung nichts weniger als angemessen erscheinenden Wirksamkeit. Anläßlich des Honorars, welches Demeter für seine Lebensbeschreibung des Bischofs Poljansky von Petersburg aus über Paris und Wien nach Constantinopel geschickt erhielt, gerieth er in Verdacht, ein russischer Agent zu sein. Er wurde sofort in seinem Geburtsorte Struz, wo er als Lehrer lebte, aufgegriffen, in den Kerker geworfen und später nach Constantinopel transportirt. Während dieser Zeit hielt sich Constantin in Agram auf, wo er im lebhaftesten Verkehre mit dem bekannten Bischof von Diakovar, Stroßmayr, stand, und den Druck einer von ihm und seinem Bruder bewerkstelligten Sammlung bulgarischer Volkslieder überwachte. Von Agram entkam er später mit genauer Noth nach Macedonien, wurde aber dort aufgegriffen, nach Constantinopel in das Tersan genannte Gefängniß geschleppt, in welchem er, wie schon erwähnt, zugleich mit seinem Bruder im Jahre 1861 getödtet wurde. Bischof Stroßmayr erhob zwar gegen dieses Verfahren feierlichen Protest und wendete sich auch in dieser Angelegenheit an den österreichischen Internuntius bei der Pforte, Freiherrn von Prokesch-Osten, aber an der Thatsache selbst war nichts mehr zu ändern. Die oberwähnte, in Agram gedruckte Volksliedersammlung der beiden Brüder führt den Titel: „Bolgarski narodni pešni sobrani od bratja Miladinovci Dimitrya i Konstantina i izdani od Konstantina“ (Agram 1861, 4°., 538 S.). Das Werk ist dem Bischof Stroßmayr, auf dessen Kosten es gedruckt wurde, gewidmet. Es ist die reichhaltigste aller bisher bekannten Sammlungen bulgarischer Volkslieder, und übertrifft weit an Zahl die von Bogojev (Pesth 1842), Beznosov (Moskau 1855) und Verkovic (Belgrad 1855) herausgegebenen. Sie umfaßt nicht weniger denn 674 Lieder, wie solche bei allen Gelegenheiten, bei kirchlichen und weltlichen Festen, bei Spielen, Hochzeiten, Begräbnissen und anderen heimischen Bräuchen gesungen werden. Eine Auswahl dieser Lieder in čechischer Uebersetzung brachte die čechische Unterhaltungs-Wochenschrift [300] „Lumír“ im Jahre 1862.

Lumír, belletristický týdenník, d. i. Lumír belletristisches Wochenblatt. Herausg. von Mikowec (Prag, gr. 8°.) Jahrgang 1863, Nr. 4, S. 85: „Ukázky z národního básnictví bulgarského“, d. i. Proben bulgarischer Volkslieder von Johann Gebauer. – Pozor (in Agram erscheinendes croatisches Journal) 1862, Nummer vom 16. April. – Slovník naučný. Redaktor Dr. Frant. Lad. Rieger, d. i. Conversations-Lexikon. Redigirt von Dr. Franz Lad. Rieger (Prag 1859, Kober, Lex. 8°.) Bd. V, S. 322.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Nach anderen Quellen im Jahre 1862.