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BLKÖ:Mniszek, Michael Georg

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
korrigiert
Band: 18 (1868), ab Seite: 400. (Quelle)
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Mniszek, Michael Georg (Staatsmann, geb. zu Wisniowcze in Galizien im Jahre 1748, gest. ebenda im Jahre 1806). Entstammt einer alten polnischen Adelsfamilie, jener der Mniszek-Vandalin auf Groß-Konczyc Grafen v. Ossownica, über welche die Quellen S. 402 Näheres mittheilen. Der damals in Polen herrschenden Unsitte gemäß [401] erhielt er, noch ein Kind, schon Starosteien, und im Alter von zwölf Jahren den Obersten-Titel. Während dieser Zeit machte er Reisen im Auslande, von welchen er erst zurückkehrte, als Stanislaus Poniatowski den polnischen Königsthron bestieg. Der König, der ihm bald seine Huld zuwendete, berief ihn in die mit der Leitung der Unterrichtsangelegenheiten betraute Commission, in welcher er jene der Schulen in Volhynien und Podolien unter sich hatte. Auch leitete er das Cassawesen des Unterrichts in Warschau und in den Provinzen. M., der eine gute Erziehung genossen und sich das ihm anvertraute Amt angelegen sein ließ, war auf Einführung mancher zweckmäßigen Einrichtung bedacht, so arbeitete er, der Erste, das Project eines polnischen naturwissenschaftlichen Museums aus, das er auch im Drucke herausgab. Andere anregende Abhandlungen, als: „über den Geschmack in der Lectüre“, – „wie die Jugend zu erziehen und zu unterrichten sei“, veröffentlichte er auch in einer den Zwecken des Unterrichts und seiner Förderung gewidmeten periodischen Schrift. Auch schrieb er Artikel über die Erziehungs-Commission und ihre Thätigkeit für deutsche und französische Blätter. Am meisten aber wendete sich ihm die allgemeine Aufmerksamkeit zu, als er das historische Werk: „Kazimierz Wielki“, d. i. Kasimir der Große (Warschau 1777, 4°.), eine für jene Zeit immerhin beachtenswerthe Arbeit, auf welche selbst Naruszewicz in seiner Geschichte sich berufen konnte, veröffentlichte. So denn als gelehrter Edelmann, fiel es ihm bei der Huld des Königs nicht schwer, rasch von Stufe zu Stufe zu steigen, im Jahre 1778 war er bereits Secretär für Groß-Lithauen und im Landtage zugleich Secretär des ständigen Ausschußrathes, bald darauf wurde er in die Finanz-Commission berufen, und schon im Jahre 1780 ernannte ihn der König zum Chef seines Cabinets, zum Hofmarschall von Lithauen und zum Präsidenten der ökonomischen Commission der königlichen Einkünfte. Auf dem Reichstage 1782 war er Rath des ständigen Ausschusses, und führte als solcher die Polizei und die Präsidentschaft in demselben, und im folgenden Jahre ernannte ihn der König zum Großmarschall der Krone. Auf diesem Posten aber entwickelte M. eine ganz beachtenswerthe Thätigkeit, und in der Geschichte der Stadt Warschau und ihrer Entwickelung wird M. immer eine ehrenvolle Stelle einnehmen. Er hatte nicht umsonst fremde Länder und Städte bereist, und was ihm zur Herstellung einer größeren Wohnlichkeit und eines durch eingeführte Verbesserungen erzielten höheren Behagens zweckmäßig erschien, auf dessen Durchführung war er sofort bedacht; so ordnete er an die Regelung der Straßen, die Benennung derselben, die Nummerirung der Häuser; dieß Alles und noch mehr verdankt Warschau seiner Umsicht und Energie. Aber auch weiter hinaus, auf’s Land, richtete er sein Augenmerk, und er erließ entsprechende Verordnungen, errichtete Magistrate, steuerte dem Bettlerunwesen, gab Anordnungen wegen Reinigung und Beleuchtung der Straßen u. s. w. So blieb er viele Jahre thätig, bis er im Jahre 1793 sein Marschallamt niederlegte, sich von allen öffentlichen Geschäften zurückzog und auf sein Schloß nach Wisniowcze in Galizien begab, wo er ausschließlich seinen historischen Forschungen und der thätigen Muße des Freundes der Wissenschaft lebte. Außer den oberwähnten im Drucke erschienenen Arbeiten sind noch viele seiner auf den [402] Landtagen gehaltenen Reden gedruckt, in seinem Nachlasse aber hat man große handschriftliche Materialien zu historischen Arbeiten gefunden, welche im Schlosse zu Wisniowcze, wo er im Alter von 58 Jahren starb, aufbewahrt werden.

Encyklopedyja powszechna, d. i. Allgemeine Encyklopädie (Warschau, S. Orgelbrand, gr. 8°.) Bd. XVIII, S. 701. – Porträt. J. B. Lampi p., V. Kininger sc. (Fol., Schwarzk.).