BLKÖ:Nell Freiherr von Nellenburg-Damenacker, Franz Maria

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 20 (1869), ab Seite: 169. (Quelle)
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Nell Freiherr von Nellenburg-Damenacker, Franz Maria (Dichter und Schriftsteller, geb. zu Brünn 17. Juni 1795, gest. zu Frankfurt a. M. 6. November 1852). Einer älteren rheinischen Adelsfamilie entstammend, ist Franz Maria von N. ein Sohn des im Jahre 1821 in den Freiherrnstand erhobenen Vice-Präsidenten des Appellationsgerichtes zu Prag Raphael von N. Seine wissenschaftliche Ausbildung erhielt Franz Maria in der Theresianischen Ritter-Akademie, aus welcher er im Jahre 1816 in den Staatsdienst trat, und zwar zuerst als Praktikant bei dem Klagenfurter Kreisamte. Im folgenden Jahre kam er zu der damals bestandenen Commerz-Hofcommission, wurde im Jahre 1819 Hofconcipist, im Jahre 1823 Staatsraths-Official, im Jahre 1828 Hofsecretär bei der allgemeinen Hofkammer und im Jahre 1835 wirklicher Hofrath bei derselben Hofstelle. In der Folge wurde er Vorstand der Bundescassen-Verwaltung in Frankfurt am Main, in welcher Eigenschaft er daselbst im Alter von 57 Jahren starb. Frühzeitig literarischen Arbeiten und Studien zugewendet, hat er namentlich die Naturwissenschaft, Geschichte und Alterthumskunde zum Gegenstande seiner geistigen Beschäftigung erwählt und sich schon im Jahre 1815 am Hormayr’schen „Archive“ als Mitarbeiter betheiligt. Im Jahrgange 1816 veröffentlichte er eine Abhandlung über die Batilien – das waren bei den Alten heilige, vom Himmel gefallene Steine (offenbar die Meteore heutzutage). – Eine andere größere Arbeit über den Dienst der Kabiren, abgedruckt in den Jahrgängen 1819, Nr. 69–75, 145 u. 146, und 1820, verwickelte ihn in eine mit ziemlicher Heftigkeit von beiden Seiten geführte Fehde mit Joseph von Hammer, der zu jener Zeit eine Schrift gegen die Templer veröffentlicht hatte, in welcher er ihre Schuld aus ihren eigenen Denkmälern zu erweisen sucht, gegen welche Ansicht eben Nell in der obgenannten Arbeit über den Kabirendienst auftrat. Es ist hier nicht am Platze, den ganzen Vorgang nachzuerzählen, für alle Jene, welche über diese Angelegenheit eben so bündig als klar unterrichtet sein wollen, sei auf den Aufsatz im Gräffer’schen „Conversationsblatte“ (Wien, gr. 8°.) II. Jhrg. (1826), Bd. 1, Nr. 2 u. 3: „Ueber des Herrn von Hammer’s Anklage der Tempelherren“ hingewiesen, wo die ganze Streitfrage nebst den Ansichten anderer Gelehrten in derselben dargestellt ist. Nell selbst gab seine Abhandlung, welche die Ursache des Streites geworden, unter dem Titel: „Baphomet. Aktenstücke zu dem durch des Herrn J. v. Hammer Mysterium Baphomet. relevatum wieder angeregten Prozesse gegen die Tempelherren, zur Ehrenrettung eines christlichen Ordens. Mit 2 Stdr.“ (Wien 1820, Gräffer, gr. 8°.) heraus. Von Nell’s anderen literarischen Arbeiten sind anzuführen: „Herostratus, Tragödie in vier Handlungen“ (Wien 1821, Gerold, 8°.) und „Novellen“, 2 Bde. (Wien 1823, Tendler, gr. 12°.), von denen der zweite Band auch für sich allein unter dem Titel: „Nachtfalter“ (ebd. 1825, gr. 12°.) erschienen ist. Viele kleinere Arbeiten, Gedichte, Erzählungen u. dgl. m. erschienen von ihm im Wiener „Conversationsblatte“, in der Zeitschrift „Ceres“, unter denen besonders die Fragmente eines großen Werkes: „Das gelehrte Bedlam“ bemerkenswerth, dessen Herausgabe N. zu jener Zeit vorbereitete, später aber aufgegeben zu haben scheint. Von seinen naturwissenschaftlichen Arbeiten aus früherer Periode ist im neunten Jahrgange [170] der „Vaterländischen Blätter“ für den österreichischen Kaiserstaat, S. 229 u. 242, anzuführen der Aufsatz: „Ueber die geognostischen Verhältnisse der Alpenkette in dem südlichen Theile der österreichischen Monarchie“. Im Jahre 1817 beschäftigte er sich viel mit der Untersuchung über die von ihm entdeckte heilsame Wirkung der Dämpfe der bis zur Glühhitze erwärmten holzessigsauren Soda in Lungenkrankheiten, wovon er in den „Vaterländischen Blättern“ g. J. auch eine Nachricht mittheilte, ferner beabsichtigte er eine Darstellung über die sämmtlichen Producte der trockenen Destillation des Holzes und ihre technische Verwendung, worüber er in Gemeinschaft mit Professor Jasnügger am Theresianum, Jahre lang Versuche gemacht, der Oeffentlichkeit zu übergeben. Andere Berufsgeschäfte haben ihn jedoch daran gehindert. Noch sei bemerkt, daß er bei der deutschen Postconferenz in Dresden, welche am 18. October 1847 eröffnet wurde, den Vorsitz führte. Leider vertagte sich die Conferenz, ohne irgend etwas Erhebliches geleistet zu haben, schon im Februar 1848 und trat nicht wieder zusammen. Erst Freiherr von Bruck, als er, Finanzminister geworden, auch das Postgefäll in das Ressort seiner Geschäfte übernahm, brachte die damals unterbrochenen Verhandlungen durch den deutsch-österreichischen Postverein vom 6. April 1850, dem damals auch ein großer Theil Italiens und mehrere Nachbarstaaten sich angeschlossen hatten, zu einem gedeihlichen Abschlusse. Viele größere ästhetische Arbeiten Nell’s, von deren Vorhandensein man in literarischen Kreisen seiner Zeit wußte, wie von einer Tragödie „Antinous“, dann mehrere andere Trauerspiele u. dgl. m. müssen in seinem Nachlasse sich vorgefunden haben, der wohl in den Besitz seiner Familie übergegangen ist.

(Hormayr’s) Archiv für Geschichte, Statistik, Literatur und Kunst (Wien, 4°.) Jahrgang 1820, Nr. 30: „Ehrenrettung wider Herrn Fr. M. von Nell“, von Jos. v. Hammer; – ebenda, Nr. 76 : „Mein letztes Wort auf das letzte Wort des Herrn von N.“, ebenfalls von J. v. Hammer. – Conversationsblatt. Herausgegeben von Franz Gräffer (Wien, gr. 8°.) II. Jahrg. (1820), 1. Band, S. 9 u. f.: „Nell und Hammer“. – Oesterreichische National-Encyklopädie von Gräffer und Czikann (Wien 1835, 8°.) Bd. IV, S. 34. – Oesterreichischer Parnaß, bestiegen von einem heruntergekommenen Antiquar (Freysing, Athanasius u. Comp. [Hamburg, Hoffmann u. Campe], 8°.) S. 33.