BLKÖ:Neukirchner, Wenzel

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Neuhold, Johann Jacob
Band: 20 (1869), ab Seite: 257. (Quelle)
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Neukirchner, Wenzel (Fagott-Virtuos, geb. zu Neu-Straschitz in Böhmen 8. April 1805). Der Vater, ein geschickter Dilettant auf dem Fagott, ertheilte dem Knaben den ersten Unterricht auf diesem Instrumente, das ihm bald über alles lieb wurde und auf welchem er es später zu virtuoser Behandlung brachte. Im Jahre 1819, damals vierzehn Jahre alt, kam er in’s Conservatorium nach Prag, an welchem zu jener Zeit Gabriel Rausch Unterricht auf dem Fagott ertheilte. Dort blieb N. sechs Jahre und erhielt eine gründliche musikalische Ausbildung. Nachdem er im Jahre 1825 das Conservatorium verlassen hatte, nahm er im Orchester des Prager ständischen Theaters eine Stelle als Fagottist an. Im folgenden Jahre gab er zu Teplitz, als eben der König von Preußen und Spontini daselbst anwesend waren, ein Concert auf seinem Instrumente, welches so günstig ausfiel, daß ihn letzterer zu einem Besuche nach Berlin einlud. Dieser Einladung Folge leistend, dehnte er seinen Kunstausflug noch weiter aus und ließ sich in Leipzig und Dresden, an beiden Orten mit dem glücklichsten Erfolge, hören. Auch in Prag gab er mehrere Concerte, wodurch er seinen Künstlerruf nur noch mehr begründete. Als im Jahre 1829 die Stelle des ersten Fagottisten an der Stuttgarter Capelle vacant wurde, fiel die Wahl sofort auf ihn. N. nahm sie auch an und ist noch zur Stunde erster Fagottist der Stuttgarter Hofcapelle und vielleicht zur Zeit auch der größte Virtuose auf seinem Instrumente. Von Stuttgart aus unternahm N. mehrere Kunstreisen, auf welchen er Karlsruhe, Straßburg, im Jahre 1834 auch Wien besuchte, überall glänzende Erfolge mit seinem virtuosen Spiele erzielend. N. ist auch als Componist, aber nur für sein Instrument, und zunächst mit besonderem Hinblick auf concertirende Behandlung desselben, thätig gewesen und hat mehrere Rondo’s, Concertino’s, Variationen [258] und Phantasien für das Fagott geschrieben. Ueberdieß hat er sich durch mancherlei wesentliche Verbesserungen an seinem Instrumente ein namhaftes Verdienst erworben. Nach seiner Angabe werden die besten Fagotte verfertigt und nach seiner Schule wird am Pariser Conservatorium gelehrt.

Prager Morgenpost (polit. Blatt) 1858, Nr. 185. – Neues Universal-Lexikon der Tonkunst. Angefangen von Dr. Julius Schladebach, fortgesetzt von Ed. Bernsdorf (Dresden 1857, R. Schäfer, Lex. 8°.) Bd. III, S. 26. – Schilling (G. Dr.), Das musikalische Europa (Speyer 1842, F. C. Neidhard, gr. 8°.) S. 250. – Meyer (J.), Das große Conversations-Lexikon für die gebildeten Stände (Hildburghausen, Bibliogr. Institut, gr. 8°.) Bd. XXIII, S. 475. – Gaßner (F. S. Dr.), Universal-Lexikon der Tonkunst. Neue Handausgabe in einem Bande (Stuttgart 1849, Frz. Köhler, Lex. 8°.) S. 647.