BLKÖ:Neustädter, Michael

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
korrigiert
<<<Vorheriger
Neustadt, Adolph
Band: 20 (1869), ab Seite: 305. (Quelle)
[[| bei Wikisource]]
in der Wikipedia
Michael Gottlieb Neustädter in Wikidata
GND-Eintrag: 103076050, SeeAlso
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Linkvorlage für Wikipedia 
* {{BLKÖ|Neustädter, Michael|20|305|}}

Neustädter, Michael (Arzt, geb. zu Schäßburg 7. September 1736, gest. 5. Juni 1806). Sein Vater des gleichen Taufnamens Michael war ein angesehener Bürger in Schäßburg. Die Mutter Katharina eine geborne Fabritius. Der Sohn besuchte zuerst das Gymnasium seiner Vaterstadt, ging dann nach Maros-Vasarhely, wo er an dem dortigen reformirten Collegium die Philosophie hörte und sich zugleich eine bessere Kenntniß der ungarischen Sprache aneignete. Da er sich für das Studium der Medicin entschlossen, begab er sich zunächst nach Wien, wo er aber nur ein Jahr blieb, worauf er die Erlanger Hochschule bezog, dann nach Straßburg ging, dort seine Studien beendete und zugleich die chirurgischen Vorlesungen des berühmten Le Riche im dortigen Militärspitale besuchte. Von Straßburg kehrte er nach Erlangen zurück, wo er die Doctorwürde erlangte. Anfänglich schien er sich dem Lehrfache zuwenden zu wollen und hielt jungen Medicinern Privatvorlesungen, dann aber beschloß er, die praktische Laufbahn zu betreten und reiste sofort in sein Vaterland zurück, wo er zunächst in Hermannstadt [306] als praktischer Arzt seinen Wohnsitz aufschlug. Seine Geschicklichkeit erwarb ihm bald einen ausgebreiteten Ruf. Benachbarte Städte beriefen ihn als Kreisarzt, N. zog es aber vor, wie bisher in Hermannstadt zu bleiben, welche Stadt ihn auch im Jahre 1774 zu ihrem ersten Kreisphysicus ernannte. Zehn Jahre war er als solcher thätig, nun wurde ihm über Antrag der Landesstelle im Jahre 1784 von Kaiser Joseph II. die erledigte Landesprotomedicusstelle verliehen und ihm noch im Jahre 1792 der Titel eines Sanitätsrathes beigelegt. Besonders rühmlich war sein Verhalten, als im Jahre 1786 im Burzenlande die Pest ausbrach, seine Wachsamkeit und außerordentliche Verwendung steuerten mit Erfolg dem Umsichgreifen der tödtlichen Seuche. N., auch als Fachschriftsteller thätig, hat folgende, theils selbstständige Werke, theils Abhandlungen in Fachblättern veröffentlicht: „Triga casuum medico-chirurgicorum“ (Erlangae 1762), worin drei specielle Fälle: „Sphacelus penis, egregiusque in eo corticis Peruviani usus“; – „Haemorrhagia enormis in tibiae vulnero sanata“; – „Fistula ani completa cum lenta febre curata“, beschrieben werden; – „Die Pest im Burzenlande im Kronstädter Districte in Siebenbürgen im Jahre 1786. Nebst einigen vorangeschickten allgemeinen Bemerkungen“ (Hermannstadt 1793, Mart. Hochmeister, 8°.); – „Ueber die Kuhpockenimpfung. Ein paar Worte zur Beherzigung für alle Familienväter in Siebenbürgen“ (ebd. 1803, 8°.). In der Siebenbürgischen Quartalschrift aber hat er folgende Aufsätze mitgetheilt: „Ueber den Borzséker Sauerbrunnen und dessen heilsame Wirkungen im Bluthusten“ (Bd. III, S. 179 u. f.); – „Ueber den Homoroder Sauerbrunnen nebst einigen Vorsichtsregeln beim Gebrauche der Brunnencuren überhaupt“ (Bd. III, S. 332 u. f.); – „Klinische Beobachtungen in Siebenbürgen“ (Bd. IV, S. 170 u. 226) und „Untersuchung des Mineralwassers zu Kis-Szék“ (Bd. V, S. 25).

Neue Annalen der Literatur des österreichischen Kaiserthums (Wien, Doll. 4°.) I. Jahrgang (1807), Bd. I, Intelligenzblatt Mai, Sp. 221. – Siebenbürgische Provinzialblätter (Hermannstadt, v. Hochmeister, kl. 8°.) II. Bd. (1807), S. 161. –