BLKÖ:Oberdorf, Ernst von

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 20 (1869), ab Seite: 451. (Quelle)
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Oberdorf, Ernst von (k. k. Oberst und Ritter des Maria Theresien-Ordens, geb. zu Wien im Jahre 1764, gest. zu Jungbunzlau in Böhmen 11. Jänner 1811). Aus einem Adelsgeschlechte abstammend, trat O. im Jahre 1781, damals 17 Jahre alt, als Cadet in das 3. Infanterie-Regiment, in welchem er 26 Jahre ununterbrochen diente und es erst, als er im November 1807 zum Oberstlieutenant im 17. Infanterie-Regimente befördert wurde, verließ. Im Jahre 1809 noch vor Ausbruch des Krieges wurde O. Oberst im letzteren Regimente. In der Zwischenzeit hatte er als Oberlieutenant den Türkenkrieg mitgemacht; wurde während der Belagerung von Kehl im Jahre 1796, indem er schon Hauptmann war, als Qua-Tranchée-Major angestellt und zeichnete sich auf diesem Posten ganz besonders aus. Nach Eröffnung der Tranchéen, welche in der Nacht vom 21./22. November stattfand, unternahm der Feind mit Tagesanbruch einen Ausfall auf unsere Verschanzungen und nahm bei dieser Gelegenheit das Centrum derselben, das befestigte Dorf Sundheim. Der Belagerungscommandant Feldzeugmeister Graf Baillet-Latour beorderte sofort vier Compagnien des Infanterie-Regiments Erzherzog Anton, mit welchem die vom Feinde genommene Position forcirt werden sollte. Hauptmann Oberdorf, der nicht zum Regimente gehörte, aber von diesem Auftrage Kenntniß hatte, bot sich, da er die Lage des Dorfes genau kannte, aus freien Stücken an, die Truppe zu führen. Sein Antrag wurde angenommen und Qua-Tranchée-Major O. rückte, ohne zu feuern, mit gefälltem Bajonnette gegen das Dorf vor, eröffnete den Sturm und warf den Feind aus Sundheim. Nachdem dieß geschehen, begab sich O. zum Festungscommandanten und erstattete Rapport von seinem glücklichen Erfolge. In der Zwischenzeit hatte jedoch der Feind seinen Angriff auf den wichtigen Posten erneuert und sich, nachdem er die Unseren aus dem Dorfe getrieben, von Neuem in den Besitz des Dorfes gesetzt. Kaum wurde O. von dem Geschehenen in Kenntniß gesetzt, als er in Eile unsere in voller Flucht begriffenen Truppen zum Halten brachte, sammelte, von Neuem zum Kampfe anfeuerte und gegen das Dorf führte. Die Franzosen leisteten den hartnäckigsten Widerstand, aber O. mit seiner Schaar wich nicht zurück und wurde nach blutiger Gegenwehr Herr des Platzes, der nun von den Unseren festgehalten wurde. O. wurde bei dieser Gelegenheit verwundet, für seine Waffenthat. aber in der 66. Promotion (vom 18. August 1801) mit dem Ritterkreuze des Maria Theresien-Ordens ausgezeichnet. Noch kämpfte O. im Feldzuge des Jahres 1799, wo er in den Schlachten bei Osterach und Stockach, bei Zürch, im Treffen bei Mannheim (am 18. September) neue Proben seines Muthes gab. Er wurde auch in Anerkennung seines ausgezeichneten Verhaltens im Jänner 1801 zum Major befördert. Den Feldzug des Jahres 1809 machte O. bereits als Oberst des Regiments Reuß-Plauen mit. In der Schlacht bei Aspern hatte das Regiment den Besitz des gleichnamigen Ortes, in der Schlacht bei Wagram aber das Dorf Deutsch-Wagram zu vertheidigen. Oberst Oberdorf gab in beiden Fällen Beweise entschiedenen Heldenmuthes und wurde auch in der Relation unter den Helden des Tages genannt. Aber die Wunde, welche er daselbst erhalten, war eine so gefährliche, daß er nach mehrmonatlichem Leiden, im Alter von erst [452] 47 Jahren, derselben erlag. Hirtenfeld führt ihn als Freiherr auf. Ein Diplom über seine Erhebung in den Freiherrnstand war aber in den Archiven nicht aufzufinden.

Hirtenfeld (J.), Der Militär-Maria Theresien-Orden und seine Mitglieder (Wien 1857, Staatsdruckerei, kl. 4°.) S. 619 u. 1743.